Gemeinde hat sich Zugriffsrecht bereits gesichert
Noch gar nicht eröffnet und schon zu klein? Nicht jeder ist mit dem Bernauer Festsaal glücklich
Mit einer Spezialregelung hat sich die Gemeinde Bernau Zugriffsrechte auf den neuen Festsaal gesichert – und mit der Zahlung von 300.000 Euro. Die Wirte überraschen mit vielen Neuerungen, manchen Vereinen bereitet der Saal jedoch Sorgen.
Bernau – Regelrecht herbeigesehnt wird in Bernau die Fertigstellung des neuen Saalanbaus am Gasthof Kampenwand in der Aschauer Straße. Nicht nur von den Wirten, auch von den Vereinen. „Ich freue mich für unsere Mitglieder, wenn ihnen mit dem Festsaal vielleicht wieder ein Veranstaltungsort für Proben und Auftritte zur Verfügung stehen könnte“, sagte Franz Praßberger, Vorsitzender des Trachtensvereins D‘ Staffelstoana, etwas verhalten den OVB-Heimatzeitungen.
Zugriff ist schon geregelt
Sorgen darum machen muss er sich offenbar aber nicht. „Der Zugriff auf den Festsaal ist für die Gemeinde schon geregelt“, versicherte Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber dem OVB. „Wir haben für die Nutzung mit der Eigentümerin, der Auerbräu Rosenheim, einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen.“ Allerdings gab’s den nicht zum Null-Tarif: „Die Gemeinde Bernau hat sich mit 300 000 Euro an dem Festsaal-Neubau beteiligt“, so die Bürgermeisterin. Mit dem Vorteil, dass weder für gemeindliche Veranstaltungen noch für die örtliche Vereine eine Saalmiete fällig wird.
Erst melden, dann blocken
Termine für die Wochentage Montag bis einschließlich Donnerstag müssen bis November fürs folgende Jahr gemeldet werden, die dann geblockt sind. „Mit dieser Regelung haben auch die Wirte Sicherheit bei ihren Planungen.“ Sie sei heilfroh darüber, dass sich die Gemeinde nicht als alleinige Bauherrin engagiert habe. Denn bei Aushubarbeiten für den Anbau im Sommer 2022 war der Baggerführer auf Fragmente einer Mauer aus der Römerzeit gestoßen.
Daraufhin rückten Archäologen mit einem Ausgrabungsteam an und sicherten und dokumentierten wertvolle Funde. Die Kosten für die Maßnahmen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege seien so nicht an der Kommune hängengeblieben. „Die Ausgrabungsarbeiten haben uns natürlich im Zeitplan etwas zurückgeworfen“, erklärte Pächter Matthias Eberl, der den Gasthof mit seinem Geschäftspartner Philip Killermann betreibt.
Derzeit laufen Restarbeiten
„Aber der Neubau wird wohl in einigen Wochen fertiggestellt sein. Derzeit laufen noch Restarbeiten hier im Festsaal und der letzte Teil des neugestalteten Biergartens wird noch gepflastert. Dann stehen wir in den Startlöchern für die ersten Gäste.“ Zugelassen ist der Saal laut Killermann für 199 Personen. Sie seien sehr zuversichtlich, dass sie den Service trotz der landesweiten Personalprobleme im Gastromomiebereich stemmen können, denn „wir sind derzeit recht gut besetzt“.
Modernes Bestellsystem
Eventuelle Lücken beim Service werde das installierte moderne Bestellsystem schließen: „Auf jedem Tisch gibt es einen QR-Code, der mit dem Handy abgescannt werden kann. Über eine entsprechende App können die Gäste ihre Bestellungen aufgeben.“ Großes haben die beiden jungen Wirte im Veranstaltungsbereich vor, wie Eberl ankündigte
. „Wir wollen zukünftig Kleinkunst aus der Region anbieten und Konzerte veranstalten. Wir stehen bereits mit einigen Bands und Solokünstlern in Kontakt.“ Auch an einer multimedialen Überraschung werde derzeit gewerkelt. „Einige unserer Bekannten, die in Kulturkreisen verkehren, arbeiten ein Familien-Theaterstück mit Musik und Filmsequenzen aus, in dem es um die Geschichte Bernaus geht, auch um die Bevölkerung aus der Region. Das Werk wird dann hier präsentiert.“ Er sei gespannt darauf, „ob es was wird“. Nichts mehr wird es im Festsaalanbau der Kampenwand zukünftig mit den Neujahrskonzerten der Musikkapelle. „Der Saal ist für unsere Zwecke viel zu klein geraten“, bedauert Georg Leidel, Vorsitzender des Bernauer Musikvereins.
Für manche ist der Raum zu klein
Leidel: „Wenn wir mit etwa 40 bis 50 Musikerinnen und Musiker auf den mobilen Bühnenelementen aufspielen, würden ein Drittel weniger Zuhörer in den Saal hineinpassen, als beim alten. Bei den Konzerten hatten wir vorher bis zu 300 Gäste.“ Ähnliche Sorgen macht sich Josef Weingartner, Vorsitzender der Volksbühne Bernau. „Große Freude herrscht bei uns im Verein nicht. Wir werden zwar dort spielen können, aber mit Abstrichen. Die Bühne ist zu klein, wie auch der Zuschauerraum.“ Vor allem werde es an der richtigen Beleuchtung mangeln, so der Vorsitzende. Was am Ende zuversichtlicher klingt bei den Verantwortlichen der Trachtler und Theaterer: „Derzeit laufen klärende Gespräche hinter verschlossenen Türen, wie es noch Lösungen für uns geben könnte…“