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Nach tragischem Motorradunfall

„Er hätte noch so viele Jahre verdient“: Familie und Freunde erinnern sich an Thomas Kreyer (†22)

„Er war der herzensbeste Mensch“, sagt ein Freund über Thomas Kreyer (†22).
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„Er war der herzensbeste Mensch“, sagt ein Freund über Thomas Kreyer (†22).

Wenn man den Erzählungen von Thomas Kreyers Mutter, Schwester und Freunden zuhört, wird schnell klar, was ihn so besonders gemacht hat. An seinem Lieblingsort haben sie seiner gedacht, gelacht – und auch ein wenig geweint.

Stephanskirchen/Rosenheim „Vielleicht hat Thomas gewusst, wie viel Zeit er hat“, sagt Sarah Kreyer über ihren Zwillingsbruder. „Er hat sein Leben genossen und geliebt. Ich glaube, er hat alles getan, dass es irgendwie okay sein könnte, dass er geht.“ Es ist ein sonniger Nachmittag. Sarah, Paul, Ante, Armin, Lena und „Mama Milka“ haben sich an der Ratzinger Höhe getroffen. Es war Thomas‘ Lieblingsort. Denn dort kann man den Sonnenuntergang so gut beobachten. Schwester, Mutter und Freunde von Thomas erinnern sich an die schönsten Erlebnisse mit ihm. Und wenn man ihnen zuhört, scheint es glatt, als wäre jedes Erlebnis mit ihm das Schönste gewesen. Am 9. Juli ist der 22-Jährige in Folge eines Motorradunfalls in Stephanskirchen verstorben. Die Unfallstelle nennen die Freunde nun den „Thomas-Berg“.

„Er hat mir jeden Tag gesagt, dass er mich liebt“

Mit Campingstühlen, Picknickdecke und Getränken haben es sich die Sechs an einem schattigen Platz gemütlich gemacht. „Wir hatten eine wahnsinnig enge Bindung“, sagt Sarah. Die Familie sei früher häufig umgezogen. „Egal, wo ich hingekommen bin, mein Bruder war immer dabei.“ Schnell wird klar, wie innig die Beziehung der Zwillinge war. „Er ist jeden Tag zu mir gekommen und hat mir gesagt, dass er mich liebt, und dass ich ihm die wichtigste Person bin. Jeden Tag, ausnahmslos. Wir waren beste Freunde“, sagt die 22-Jährige. Aber nicht nur für seine Schwester war Thomas etwas ganz Besonderes.

„Er war einfach der herzensbeste Mensch. Er hat die Gruppe zusammengehalten“, sagt Ante. Immer wieder habe er bei jedem Einzelnen vor der Tür gestanden und sie für gemeinsame Treffen eingesammelt. Egal, wer über Thomas spricht, man hat immer den Eindruck, dass zwischen ihm und jedem einzelnen Freund eine ganz besondere Beziehung bestand. „Thomas meinte mal, ich sei sein Kopf“, erzählt Ante und lacht. „Ich war sein Kopf und er mein Hut. Wir waren unzertrennlich.“

Auch sein Freund Armin, der mit ihm im selben Betrieb arbeitete, hatte eine besondere Bindung zu Thomas und seiner Schwester. „Wir waren die Kreyer-Drillinge“, erzählt er. „Thomas und ich haben uns nicht wahnsinnig ähnlich gesehen“, sagt Sarah. Daher sei Armin das „Bindungsstück“ zwischen den beiden gewesen. Er habe dieselbe Haar- und Hautfarbe wie Sarah, aber den Körperbau und das Lächeln wie Thomas. „Er hätte noch so viele Jahre auf dieser Welt verdient“, sagt Armin beim Gespräch in die Runde. Bei Thomas‘ Mutter fließen immer wieder Tränen. Doch sie ist nicht alleine: Ihre Tochter und Thomas‘ Freunde trösten sie.

„Er hatte Empathie für Menschen und Tiere“

Immer wieder sorgte Thomas in seiner Firma für Erheiterung. Als beispielsweise ein junger, verletzter Falke dort landete, kümmerte er sich um den Vogel. Tiere hatten es ihm ohnehin angetan. „Er hatte Empathie für Menschen und Tiere“, sagt seine Mutter. „Für alle.“ Selbst von Lenas Katze – gegen die er eigentlich allergisch ist – konnte er nicht die Hände lassen. „Wenn er bei mir war, hat er meine Katze sogar in seinen Helm gesetzt“, erzählt Lena. Dass er dann mit geschwollenen und geröteten Augen nach Hause kam, schien ihm nichts auszumachen.

Egal, worum es ging, Thomas war der größte Unterstützer seiner Schwester. „Was auch immer ich gemacht habe, er stand immer da und hat gesagt: ‚Sarah, du bist toll. Sarah, du bist die Beste. Sarah, du bist die Schönste‘“, sagt sie mit einem Lächeln. Er war immer für seine Zwillingsschwester da: „Ich konnte ihn immer anrufen. Er ist immer sofort los, wenn irgendwas war.“ Auch Thomas‘ Mutter Milka weiß, wie fürsorglich ihr Sohn war: „Wenn jemand Liebeskummer hatte, war er auch sofort da.“ Bei diesem Satz muss Paul schmunzeln. „Wie oft er für mich da war. Bei jedem Mädchen“, sagt er. „Dann hat er sich immer über mich lustig gemacht, und dann war wieder alles gut.“

Große Stütze für seine Schwester Sarah

Im Moment schreibt Sarah ihre Bachelorarbeit in Volkswirtschaftslehre. Regelmäßig hat sie Thomas‘ aus der Arbeit vorgelesen. „Nach jedem Absatz hat er gesagt: ‚Sarah, das war genial. Das hätte man nicht besser formulieren können. Das ist die beste Arbeit der Welt. Du kriegst eine 1,0. Du kriegst eine Auszeichnung‘“, sagt die 22-Jährige mit einem Lächeln und ergänzt schließlich: „Er hat kein Wort verstanden von dieser blöden Arbeit.“
Zwischendurch reichen Milka und Sarah Fotos der Geschwister herum. Sarah hat außerdem einen Brief dabei. Den hat sie ihrem Zwilling zum Geburtstag geschrieben. „Er hat immer nur meinen Geburtstag gefeiert“, erzählt sie. In dem Brief schreibt sie, wie gern sie ihn hat. Aber auch, wie stolz wohl sein jüngeres Ich sein würde, wenn es sehen könnte, dass er jetzt seinen Motorradführerschein geschafft hat.

„Jetzt kann er sich von Oma den Kopf kraulen lassen“

Das Motorrad war Thomas‘ große Leidenschaft. Auf einem privaten Flugplatz konnte er üben und zeigen, was er kann. „Er war immer so stolz, wenn er einen neuen Trick gelernt hat“, erzählt Paul. Aber auch wenn etwas schiefging, hat Thomas das nicht verschwiegen. „Thomas hat seine Fehler offen zugegeben. Das hat ihn so sympathisch gemacht“, sagt seine Schwester. „Er hat nichts versteckt.“ Auch, dass er gern geschlafen hat, war kein Geheimnis. Diese Angewohnheit amüsierte seine Freunde besonders. „An Silvester waren wir bei einem Freund und sind dann um 2 Uhr nachts heim. Er ist dann das nächste Mal am 2. Januar aufgewacht, um in die Arbeit zu fahren“, sagt Sarah und lacht. „Er war auch gar nicht traurig darüber, er war stolz. Der Junge brauchte einfach seinen Schlaf.“

Dass er gegangen ist, sei „gar nicht okay“, sagt Sarah. „Aber jetzt kann er viel ausruhen und sich von Oma den Kopf kraulen lassen.“ Seine Großmutter verstarb Ende Mai dieses Jahres. Und sie war etwas ganz Besonderes für ihn. „Er hat für seine Oma alles gemacht“, erzählt Sarah. „Wenn man meint, dass er für mich Berge versetzt hätte, dann weiß ich nicht, was er für seine Oma alles gemacht hätte.“

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