Nachruf
„Er war ein so liebenswerter Mensch“: Kolbermoor trauert um ehemaligen Stadtrat Dieter Heide (82)
24 Jahre lang hatte er als Kolbermoorer Stadtrat die Geschickte der Kommune mitbestimmt, ehe ein Schlaganfall sein politisches Engagement 2013 abrupt beendete: Jetzt ist Dieter Heide im Alter von 82 Jahren gestorben. Woran sich Weggefährten erinnern.
Kolbermoor – Er war nicht nur als Fahrer im Kolbermoorer Stadtbus-Verkehr beliebt, sondern auch als engagierter Lokalpolitiker, der 24 Jahre lang als Stadtrat die Geschicke der Stadt mitbestimmt hat: Jetzt ist Dieter Heide im Alter von 82 Jahren in einem Pflegeheim in Bad Aibling gestorben. „Er war einfach wahnsinnig sozial eingestellt“, beschreibt dessen trauernde Ehefrau Marika (70) ihren verstorbenen Mann, der über zehn Jahre lang mit den dramatischen Folgen eines Schlaganfalls zu kämpfen hatte.
Mit kleinem Busunternehmen selbstständig gemacht
1968 hatten sich Dieter Heide, der zu diesem Zeitpunkt in der Bundeswehrkaserne in Brannenburg stationiert war, und seine spätere Frau Marika kennen und lieben gelernt, ehe das Paar 1973 den Bund der Ehe schloss und sich ein Jahr später in Kolbermoor niederließ. Aus der Ehe gingen die Töchter Manuela und Tina hervor. In seiner neuen Heimat Kolbermoor machte sich der in Ohlau bei Breslau geborene Heide schließlich mit einem kleinen Busunternehmen selbstständig.
„Busfahren war einfach sein Leben“, erzählt Marika Heide, die selbst auch hinter dem Steuer der Busse gesessen hatte. So hatte das kleine Busunternehmen von 1976 ab die Stadtlinie Kolbermoor betrieben, zudem unzählige Schüler von Kolbermoor aus zu den weiterführenden Schulen in die Nachbarstadt Bad Aibling chauffiert. Nachdem Dieter Heide 2013 einen schweren Schlaganfall erlitten hatte und Ehefrau Marika ebenfalls schwer erkrankt war, musste das Ehepaar 2014 die Stadtlinie jedoch aufgeben.
Mitglied in zahlreichen Vereinen der Stadt
Doch nicht nur als stets freundlicher und hilfsbereiter Busfahrer hatte sich der „Kavalier“, wie Marika Heide ihren verstorbenen Mann liebevoll nennt, einen Namen in der Stadt gemacht. Auch als Vereinsmitglied in zahlreichen Vereinen war Heide, der einst für den Rosenheimer Box-Club Bavaria in den Ring gestiegen war, gerne gesehen. „Wir waren eigentlich fast überall dabei“, erinnert sich die 70-Jährige an die rege Vereinstätigkeit zurück.
Dieter Heides größtes ehrenamtliches Steckenpferd war aber sicherlich die Lokalpolitik: Von 1990 bis 2014 vertrat der zweifache Familienvater die Republikaner (Rep) im Kolbermoorer Stadtrat, zwölf Jahre saß er zudem als Kreisrat im Rosenheimer Kreistag. Immer an seiner Seite: Parteikollegin Sonja Weczerek (80), die sagt: „Er hat wirklich für seine Ämter gelebt.“ So sei Heide, der auch als ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht München tätig war, „ein Idealist“ und „ein so liebenswerter Mensch“ gewesen.
So erinnert sich Weczerek an ein Erlebnis, als ein Bürger an der Bushaltestelle nicht in den Bus eingestiegen sei, weil er kein Geld mehr gehabt habe. „Da hat Dieter Heide einfach gesagt: ;Komm, steig ein. Du kannst auch so mitfahren.‘“ Einem anderen Bürger, der in finanzielle Schieflage geraten sei, habe er „einfach Geld geschenkt“. Weczerek: „Ihm war es am wichtigsten, dass er einfach für die Bürger vor Ort da sein konnte.“
Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo hatte Dieter Heide nach eigenen Angaben bereits Ende der 70er-Jahre ebenfalls „als sehr freundlichen Busfahrer“ kennengelernt, der schließlich „auf der Welle der Republikaner“ Anfang der 90er-Jahre in den Stadtrat gewählt worden sei. Und nicht nur das: Zur Kommunalwahl 1990 war Heide sogar als Bürgermeisterkandidat der Republikaner angetreten, musste sich damals allerdings dem amtierenden Bürgermeister Peter Kloo senior sowie Ludwig Reimeier, der Kloo Jahre später als Rathauschef nachfolgte, geschlagen geben. Dennoch konnte er auf Anhieb immerhin 13,7 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.
1990 Kandidat bei der Wahl zum Kolbermoorer Bürgermeister
Wobei der heutige Bürgermeister Peter Kloo, gegen dessen Vater der Rep-Vertreter 1990 kandidiert hatte, aber nicht glaubt, dass „Dieter Heide wirklich Ambitionen hatte, Bürgermeister zu werden“. Er selbst habe Heide in seiner Zeit als Stadtrat als „politisch eher unbedarft“ erlebt. „Er hat immer einfache Lösungen für recht komplexe Dinge gesucht, was natürlich gerne von den Bürgern gehört wird, oftmals aber einfach nicht möglich ist“, lässt Kloo auch kritische Töne mitklingen, aber: „Er hat sich ohne Zweifel immer für die Gesellschaft in Kolbermoor eingesetzt.“
Trauerfeier und Urnenbeisetzung am Donnerstag, 4. April
Der schwere Schlaganfall, von dem er sich nie mehr richtig erholen sollte, hatte das politisches Engagement Heides dann abrupt beendet. „Er konnte seit 2013 eigentlich nicht mehr sprechen“, schildert Heides Witwe Marika die drastischen körperlichen Auswirkungen der Erkrankung. Acht Jahre lang habe sie ihren Mann anschließend daheim gepflegt, bis sie letztlich selbst nicht mehr die Kraft dafür hatte. Seit 2021 wurde Dieter Heide daher bis zu seinem Tod am 20. März in einem Bad Aiblinger Pflegeheim betreut.
Seine letzte Ruhe wird der bekannte Busfahrer und engagierte Kommunalpolitiker Dieter Heide am Donnerstag, 4. April, in Kolbermoor finden. Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet um 11.30 Uhr auf dem neuen Friedhof „Am Rothbach“ statt.
