Ein Projekt fürs und mit dem Dorf
Nach zähem Überlebenskampf: So hat es der Sachranger Dorfladen doch noch geschafft
Totgesagte leben länger. Vor einem Jahr schien es noch so, als ob der Dorfladen im Bergsteigerdorf Sachrang für immer schließen würde. Doch Einwohner und Gäste haben eine Lösung gefunden. So sieht sie aus.
Aschau im Chiemgau – Ein Dorfladen fürs und mit dem Dorf. Klingt gut, aber kann das auf Dauer gut gehen? Lange schien es so, als ob der „Sachranger“ sein 14. Jahr nicht überleben würde. Personalnot brachte das Bürgerprojekt in Existenznot. Doch seit Jahresbeginn weht ein frischer Wind durch den Sachranger Dorfladen: Eine neue Geschäftsführerin, ein aktiver Helferkreis und im Hintergrund neue eingetragene Gesellschafter – das sind die treibenden Kräfte und dazu die zahlreichen stillen Gesellschafter mit ihren Einlagen, die Stützen des Dorfladens.
Eine besondere Erfolgsgeschichte
Hat sich am Ladenkonzept etwas geändert? Monika Hübner, die neue Geschäftsführerin, zeigt auf die Regale: „Wir haben nicht nur Bioprodukte, sondern erweitern stetig auch das ,normale‘ Grundsortiment, seien es Gewürze oder Backzutaten.“ Gleichzeitig legen sie im Dorfladen nach wie vor „großen Wert auf die regionale Herkunft unserer Produkte, auf faire Preise sowie auf ein kundenfreundliches und qualifiziertes Verkaufs-Team“.
Der Sachranger Dorfladen ist eine ganz besondere Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Mitten im Ort liegt der 2010 gegründete Laden und ist Anlaufstelle für Kunden, die Lebensmittel des täglichen Bedarfs und Begegnungen suchen. 2019 wurde er auf der Grünen Woche in Berlin sogar zum „Dorfladen des Jahres“ gekürt. Um einen solchen Laden in einem 520-Einwohner-Dorf, davon 290 im Kernort, am Leben zu erhalten, braucht es viele helfende Hände und Unterstützer.
Urige Atmosphäre, beliebter Treffpunkt
Am Laden selbst hat sich nichts geändert: Von außen schlicht, im Innenraum setzt sich der natürliche Stil fort. Rote Terrakottafliesen auf dem Boden, viel warmes Licht von oben, große Fenster, hölzerne Verkaufstheken, Warenkörbe und eine offene kleine Küchentheke: wie ein Kaufmannsladen aus früheren Zeiten. Und dennoch lässt der Laden kaum Wünsche für den täglichen Bedarf offen. Gleich am Eingang liegen Zeitungen und Zeitschriften sowie Post- und Ansichtskarten aus. In großen Körben locken saisonales Gemüse, Obst und Salatköpfe. Im Kühlschrank lagern die Milchprodukte von regionalen Anbietern. Es gibt Getränke, Kaffee, Tee, Nudeln, Mehl, Essig und Öl, Toilettenartikel. An der offenen Frischetheke werden Wurstwaren und Käse, vornehmlich aus der Region angeboten. Und wer Schweinebraten oder Wild zubereiten will, der bestellt im Dorfladen. Ganz nach dem Motto: Heute bestellt, morgen geliefert.
In der Kuchentheke lockt ein hausgemachter Schokoladenkuchen, die Kaffeemaschine surrt leise vor sich hin, dazu noch das freundlich-lächelnde Personal – so macht das Einkaufen vor Ort großen Spaß. Auch den Touristen, die für eine Brotzeit oder ein Sachranger Bergsteiger-Frühstück vorbeischauen. Irmi Stangl, eine der Mitarbeiterinnen im Dorfladen, erzählt, dass man mit dem Hotel Post, das dem Dorfladen gegenüberliegt, ein Abkommen getroffen habe. Wenn dort nicht viel los ist, serviert der Dorfladen den Hotelgästen das Frühstück – im Dorfladen. Auch der Rentner-Stammtisch, der sich schon vor Corona immer am Freitag hier traf, ist ein fester Bestandteil der Dorfladen-Tradition.
Die Öffnungszeiten wurden wieder ausgeweitet: Von Montag bis Mittwoch ist jetzt von 7.30 bis 12.30 Uhr, am Donnerstag von 7.30 bis 17 Uhr, am Freitag von 7.30 bis 18 Uhr und am Samstag von 7.30 bis 12.30 Uhr offen. Nur am Sonntag ist geschlossen. Es sei ein Geben und Nehmen, betont Monika Hübner. Der Helferkreis halte und helfe zusammen. Sei es das Waschen der Geschirrhandtücher und Schürzen oder der Hausmeister-Service. Oder dass die Mitarbeiterin, die am Samstag aushilft, unentgeltlich am Oberaudorfer Bahnhof abgeholt und später wieder zurückgebracht wird.
Viele helfende Hände im Hintergrund
Selbst die allererste ehemalige Geschäftsführerin wirke noch aktiv und im Hintergrund im Dorfladen mit. Der Sachranger Dorfladen erfülle nicht nur eine wirtschaftliche, sondern vor allem auch eine soziale Funktion, betont Hübner. Er fördert die Gemeinschaft der Dorfbewohner und ist auch als Arbeitgeber bedeutsam für Sachrang und seine Umgebung. Dass sich der Dorfladen so lange gehalten hat, sei ein Kunststück. Aber es funktioniert, dank der vielen Ehrenamtlichen, den loyalen Lieferanten, den finanziellen Unterstützern und dem stillen Helferkreis. Ein Dorfladen – fürs und mit dem Dorf eben.
