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Vom Klassenzimmer in Rosenheim zur Staffelei

„Menschenscheu darf man nicht sein“: Wie Anja Fenzl (47) zurück zur Kunst fand

Nicht nur im Atelier ist Anja Fenzl kreativ. Auch auf Reisen malt die Künstlerin überall, wo sie Inspiration findet.
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Nicht nur im Atelier ist Anja Fenzl kreativ. Auch auf Reisen malt die Künstlerin überall, wo sie Inspiration findet.

Anja Fenzl fand nach ihrer Krebsbehandlung ihren Weg zurück zur Kunst. Heute pendelt sie zwischen dem Chiemgau und Barcelona, um ihre Leidenschaft für ihr Hobby zu leben. Ab dem 17. Mai wird sie ihre Werke in der Rosenheimer Innfactory ausstellen.

Rosenheim – „Ab diesem Zeitpunkt war mir klar, dass ich jetzt nur noch Kunst mache.“ Der Zeitpunkt, von dem Anja Fenzl in diesem Fall spricht, ist der nach ihrer Krebs-Behandlung. Die 47-jährige Biologin und Lehrerin wurde in Rente geschickt. Für sie war es der Weg zurück zu ihrer Leidenschaft, wie sie im OVB-Interview erzählt.

Von der Kunst-FOS ans Gymnasium

Die Kunst lag Fenzl eigentlich schon immer sehr am Herzen. Doch nach ihrer Ausbildung an der Kunst-Fachoberschule (FOS) wurde ihr schnell klar, dass sich in dieser Branche nur schwer Geld verdienen lässt. Also widmete sie sich ihrer zweiten Leidenschaft: Biologie. Sie studierte und kam schließlich als Quereinsteigerin als Lehrerin an das Ignaz-Günther-Gymnasium (IGG) in Rosenheim. Sie unterrichtete Biologie, konnte währenddessen aber weiterhin ihre Liebe zum Zeichnen ausleben – denn auch dabei ist ab und an künstlerisches Geschick gefragt, erzählt Fenzl.

Doch das Leben der heute 47-Jährigen änderte sich schlagartig. Im Jahr 2018 absolvierte sie ein Sabbatjahr, erfüllte sich damit einen Traum. Sie reiste um die Welt, doch irgendwann ging ihr die Kraft aus. „Mein Energielevel war gleich null“, sagt sie. Daher brach sie ihre Reise ab. Kurz darauf entdeckte sie eine Veränderung in ihrer Brust. Nach mehreren Arztbesuchen und zahlreichen Untersuchungen folgte die Diagnose Brustkrebs. Es folgten eine Operation, Chemotherapie und Bestrahlung. Heute ist Anja Fenzl krebsfrei.

„Menschenscheu darf man nicht sein“

Ihr Leben ist mittlerweile ganz anders, als vor ihrer Diagnose. Sie pendelt zwischen dem Chiemgau und Barcelona. Barcelona besonders aus klimatischen, gesundheitlichen Gründen. „Die Rente gibt mir auch die Freiheit, auf meine Gesundheit zu achten – und die ist das Wichtigste.“ Aber auch künstlerisch ist Barcelona der optimale Ort für Fenzl. „Das Licht hier in Barcelona ist einfach anders“ erklärt sie im Interview. „Außerdem gibt es eine sehr große Kreativszene und eine Menge bezahlbarer Coworking-Studios, wo man gemeinsam Kunst macht.“ Zudem lernt sie in Barcelona an einer Kunstakademie. „Die Grundidee dieser Akademien war: Es gibt kein Talent. Das ist alles Handwerk“, sagt sie. Daher lernt sie dort die Kunst von Grund auf. Vom Zeichnen bis zur realistischen Ölmalerei.

Neben Barcelona und dem Chiemgau zieht es Anja Fenzl auch immer wieder in die weite Welt hinaus. „Vor zwei Jahren hab ich dann angefangen, auch auf Reisen zu malen“, erzählt die Künstlerin. Im Januar reiste sie nach Indien, malte dort auch auf der Straße. Eine „tolle Erfahrung“, aber auch „verrückt“, wie sie sagt. „Man wird ständig angequatscht und dann stehen direkt hunderte Leute um einen herum, fassen einen an und schauen zu“, schildert sie das Erlebte. Aber: „Menschenscheu darf man dort nicht sein“, sagt sie und lacht.

Malen in Indien war für Anja Fenzl ein besonderes Erlebnis.

Zwischen Surrealismus und Street-Art

Fenzl zeichnet und malt vieles. Von Menschen bis zu Insekten, ihr Spektrum ist breit. Zwischen Surrealismus und Street-Art findet sie ihre Inspiration an allen Ecken und Enden. Selbst bei einem Besuch im Café entdeckt sie häufig spannende Menschen und übt und verfeinert dort ihre Techniken. „Ich habe eigentlich immer ein Skizzenbuch dabei“, sagt sie. „Das Schönste daran ist, dass man die Menschen unauffällig beobachten muss. Denn sobald sie sich beobachtet fühlen, verändern sie sich.“

In den kommenden Wochen wird Anja Fenzl in den Räumen der Rosenheimer Innfactory ausstellen. Das Rosenheimer Softwareunternehmen bietet Künstlern die Möglichkeit, in den Büroräumen ihre Werke auszustellen. Entstanden ist die Idee nach dem Umzug vom Stellwerk18 in die Posthöfe. Fabian Artmann, Leiter der Geschäftsentwicklung, wollte den schlichten weißen Wänden vor Ort Leben einhauchen und zudem „einen Ort der Begegnung“ schaffen, wie er gegenüber dem OVB erklärt. Beim Umzug montierte er mit einem Kollegen also kurzerhand Galerieleisten, wodurch seine Idee von „Kunst im Büro“ ins Leben gerufen wurde.

Nach der Idee für „Kunst im Büro“ montierten Fabian Artmann (links) und Anton Spöck von der Innfactory kurzerhand Galerieleisten.

„Es sind tolle Räume in der Innfactory. Ich bin gespannt, wie es dann mit meiner Plein-Air-Malerei dort aussieht“, sagt Fenzl. Ihre Bilder sind kleinformatig, schließlich könne sie auf ihren Reisen keine großen Leinwände transportieren. In der Ausstellung, die am 17. Mai mit einer Vernissage startet, wird Fenzl die Bilder ihrer Indien-Reise präsentieren.

Vernissage am 17. Mai in den Räumen der Innfactory

Die Vernissage beginnt um 17.30 Uhr mit einer kleinen Einführung von Anja Fenzl, in der sie über ihre künstlerische Inspiration und ihren Schaffensprozess sprechen wird. Zudem wird es eine Fotopräsentation geben, die zeigt, wie ihre Plein-Air-Bilder auf ihren Reisen entstanden sind. Im Anschluss lädt die Innfactory zu einem gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung. Abgerundet wird der Abend mit einem gemütlichen Networking bei Kaltgetränken.

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