Gefahr durch viele Infektionen
Nach dem Herbstfest, vor der Welle? Das sagen Experten zu Corona – und so schützen Sie sich
In Österreich und Teilen Deutschlands gehen die Corona-Zahlen durch die Decke, Experten empfehlen, wieder Maske zu tragen. Auch in der Region Rosenheim türmte sich in den vergangenen Jahren nach dem Herbstfest eine Covid-Welle auf. Und heuer? Was Experten meinen. Und wie Sie sich am besten schützen.
Rosenheim – Volksfeste bringen Menschen zusammen. Und treiben damit die Corona-Zahlen in die Höhe. In Rosenheim gingen in den vergangenen Jahren nach dem Herbstfest die Infektionszahlen durch die Decke. Wie sieht es heuer damit aus, zumal nach dem frühen Herbst-Einbruch mit Schmuddel-Wetter? Rollt die nächste Viren-Welle auf uns zu?
Ganz weg war Corona nie. Aber – von den Höchstständen und der Gefährlichkeit früherer Varianten waren die Menschen in der Region Rosenheim zuletzt weit entfernt. Im Romed-Klinikverbund mit den Standorten in Bad Aibling, Prien, Rosenheim und Wasserburg wurden zuletzt (Stand 16. September) insgesamt elf Patienten versorgt, die mit dem Corona-Virus infiziert sind. Anzeichen einer „echten Spätsommer- oder Früh-Herbst-Welle“ sehe man noch nicht, sagt Prof. Dr. Stephan Budweiser, Chefarzt Medizinische Klinik III bei Romed in Rosenheim.
Corona-Welle: Kritisch ist die dritte September-Woche
Mit Betonung auf „noch“. Von „noch“ spricht auch Dr. Michael Iberer. Die Zahlen seien momentan insgesamt moderat. Doch koche Corona mancherorts schon wieder hoch, „auch in der Praxis haben wir viel Corona“, sagt der Vorsitzende des ärztlichen Kreisverbands Rosenheim. „Warten wir mal die nächsten sieben, acht Tage ab.“
Auch Dr. Florian Bonke meldet den „After-Wiesn-Effekt“ „Wir haben zahlreiche Fälle“, sagt Dr. Florian Bonke aus seiner Praxis in Flintsbach. Und es dürften mehr werden, schätzt er: „Nach der Rosenheimer Wiesn geht‘s immer erst richtig los.“
Wetter-Schock macht den Menschen zu schaffen
Nach einem warmen Spätsommerfinale macht außerdem der Temperatursturz vielen Menschen zu schaffen. Nach Aussage des Robert Koch-Instituts (RKI) liegt seit einigen Wochen bundesweit die Aktivität für akute Infektionserkrankungen insgesamt ohnehin auf einem höheren Niveau für diese Jahreszeit.
Was noch hinzukommt: Der Covid-Erreger verträgt das momentane Wetter besser als der Mensch. „Die nasskalte Luft ist für respiratorische Viren besser als heiße, trockene Luft“, sagt Michael Iberer. Heißt: Nicht nur Covid-Erreger, sondern auch Grippe-Keime und Rhino-Viren haben Konjunktur.
Grippe und Corona: Ältere sollten auf Schutz achten
Covid-19 werde vorwiegend bei älteren Patientinnen- und Patienten diagnostiziert, sagt Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Rosenheimer Gesundheitsamts. Möglicherweise halfen die Sommerferien: Sie könnten die Dynamik von Atemwegsinfektionen gedämmt haben. Schließlich fielen Kitas und Schulen als „Übertragungstreffs“ für die Jüngeren aus.
Das Meiden von Menschenmengen ist noch immer eine der verlässlichsten Maßnahmen gegen Grippe, Corona und Co. Wo sich enger Kontakt nicht vermeiden lässt, kann eine Maske schützen. In Österreich, wo die Corona-Zahlen jüngst in die Höhe schnellen, raten Krankenkassen schon wieder dringend zum Tragen einer Maske.
Auch in Stadt und Landkreis Rosenheim kam es nach Auskunft des Gesundheitsamts seit Ende Juni zu einem Anstieg – auf zuletzt 44 Fälle in der vergangenen Woche. Es sei von einer „diffusen Ausbreitung“ auszugehen, und es handle sich vorwiegend um Personen ab 60 Jahren. Allerdings sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Gerade bei Jüngeren: Sie spüren Corona oft nur schwach oder gar nicht.
Kann Corona nochmals gefährlich werden?
Es wird kaum noch getestet, auch ein Abwasser-Monitoring gibt es für die Region Rosenheim nicht. Was man vermuten kann: Die Dunkelziffer ist sehr hoch. Bedeutet: Die meisten Infektionen werden offenbar nicht mehr bemerkt. „Impfung und vorangegangene Infektionen haben für eine recht gute Immunisierung gesorgt“, sagt Iberer. Noch dazu dominiert immer noch Omikron – kontaktfreudiger aber weniger gefährlich als die Vorgänger.
Impfen ist allerdings immer noch zu empfehlen – zumindest für gewisse Risiko-Gruppen, wie Wolfgang Hierl und Michael Iberer empfehlen. Für Bewohner in Pflegeeinrichtungen sowie für Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf aufgrund ihres Alters zum Beispiel. Oder für Menschen mit schweren Grunderkrankungen sowie Personen ab 60 Jahren. Einmal jährlich im Herbst sollten sich diese Risikofälle impfen lassen, mahnt Hierl. Iberer empfiehlt dies zusätzlich für medizinisches Personal. Bei Menschen mit beeinträchtigter Abwehr oder Grunderkrankungen sei eventuell die Einnahme von Paxlovit angeraten, fügt Florian Bonke hinzu.
Corona und Co.: Was Sie beachten sollten
Und welche Hygiene-Regeln gelten innerhalb des Romed-Klinikverbunds? In den Monaten, in denen ein vermehrtes Auftreten von respiratorischen Erkrankungen zu erwarten sei, wird den Mitarbeitern empfohlen, bei direktem Patientenkontakt einen Mund-Nase-Schutz zu tragen, heißt es seitens Romed.
Bei der Aufnahme von Patienten werden routinemäßig Symptome abgefragt. Weiterhin gilt FFP-Maskenpflicht für Besucher von Sars-Cov-2-positiven Patienten. „Erweitert wurde diese Vorgabe Anfang August auch auf Besucher von Influenza- und RSV-infizierten Patienten“, sagt Budweiser.