Polizei geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus
Brand im alten Gasthof: Was wird nun aus dem Wohnbau-Projekt in Beyharting?
Auch Tage nach dem Feuer im alten Gasthof zur Post in Beyharting liegt der Brandgeruch noch in der Luft. Das Gebäude ist weiträumig abgesperrt, alle Türen sind vernagelt. Wie geht es nun weiter? Und vor allem: Wer kommt für den Schaden auf?
Tuntenhausen – Nach dem Brand von Dienstag (10. Oktober) ist es gespenstisch still am alten Gasthof zur Post in Beyharting. Nur die Rußspuren an den toten Augen des Gebäudes erinnern noch an das Feuer. Man kann erahnen, in welchem Bereich der Brand ausgebrochen ist. Scheiben sind geborsten, Fensterrahmen verkohlt. Nach den komplizierten Löscharbeiten klaffen im Dach große Löcher. Und auch wenn der Verkehr längst wieder rollt und sich an der Kreuzung am Gasthof die gewohnten Staus bilden: Das Gebäude ist mit Warnbaken und Absperrbändern gesichert, die Holztüren wurden mit Brettern vernagelt, und noch immer liegt Brandgeruch in der Luft.
Nach Informationen des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd sind die Ermittlungen vor Ort abgeschlossen. „Wir übergeben die Ermittlungsakte jetzt an die Staatsanwaltschaft“, erläutert Pressesprecher Stefan Sonntag. Die Polizei gehe von einer vorsätzlichen Brandstiftung aus. „Das bedeutet, dass etwas nicht aus Versehen und somit fahrlässig passiert ist, sondern ganz bewusst erfolgte“, erklärt Sonntag auf OVB-Nachfrage. Der Brand sei von strafunmündigen Kindern verursacht worden. Sie hätten „kein juristisches Nachspiel“ zu erwarten. Fragen der Haftung und des Schadensersatzes müssten zivilrechtlich geklärt werden.
Wie geht es weiter mit dem alten Gasthof, der das Ortsbild von Beyharting über viele Jahre prägte? „Ich habe eine Gutachterin beauftragt, um den konkreten Schaden zu ermitteln“, informiert Besitzer Konrad Lichtenegger. „Wir werden alles in Ruhe und vernünftig klären“, ist er sich sicher. Noch habe er keine Informationen, welche Versicherungen den Schaden regulieren werden und habe dazu von der Staatsanwaltschaft auch noch keine Informationen zu möglichen Ansprechpartnern erhalten: „Wir wissen eigentlich noch gar nichts.“
Ortsmitte seit sieben Jahren in der Diskussion
Schon seit sieben Jahren beschäftigt sich der Tuntenhausener Gemeinderat mit der neuen Ortsmitte von Beyharting. 2016 wurde die Traditionswirtschaft geschlossen. Seitdem tüftelt der Gemeinderat, wie ortstypischer Raum für Wohnen, Gastronomie und Veranstaltungen geschaffen werden kann. Klar war immer: Das Erscheinungsbild des einstigen Gasthofes zur Post als Mittelpunkt von Beyharting sollte erhalten bleiben.
Ende 2019 lag ein Projektentwurf vor. 2021 beschloss der Gemeinderat die Neuaufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes „Beyhartinger Mitte“. Danach erfolgten immer wieder Anpassungen der Planungsunterlagen. „Wichtig war der Gemeinde immer, eine kleine Lokalität, einen kleinen Veranstaltungsraum zu erhalten“, sagt Besitzer Lichtenegger. Zwischenzeitlich hätte er sogar interessierte Investoren gefunden, die darüber nachdachten, das historische Gebäude zu erhalten. „Doch das hat sich jetzt vermutlich erübrigt“, sagt Lichtenegger. Es sei nicht klar, ob der Gasthof nach dem Brand noch erhalten werden könnte oder nun auf jeden Fall abgerissen werden müsse. Ein statisches Gutachten werde erst noch erstellt.
So sah im April 2023 der letzte konkrete Plan aus
Letzte konkrete Pläne stammen aus dem Frühjahr: Im April hatte der Gemeinderat mit einem einstimmigen Beschluss (20:0) noch einmal Änderungswünsche für die Planungen verabschiedet. Im Bereich des alten Gasthauses und der dazugehörigen Flächen – Park- und Festplatz – sollten zu diesem Zeitpunkt vier Gebäude entstehen. Neben etwa 45 Wohnungen waren auch Gastraum und Café sowie Veranstaltungsräume geplant. Dafür hätte der alte Gasthof zur Post abgerissen werden müssen.
Später wurde das Planungsverfahren auf Eis gelegt: „Auf Wunsch des Besitzers“, informiert Bürgermeister Georg Weigl auf OVB-Anfrage. „Wir machen weiter, wenn klar ist, welche konkreten Pläne es für das Areal gibt.“ Konrad Lichtenegger bestätigt das und erklärt: „Es ist noch nicht spruchreif, aber aufgrund der dramatischen Situation am Immobilienmarkt denken wir über den Bau von bezahlbarem Wohnraum über Wohnraumförderprogramme nach.“


