Millionenprojekt im Einsatz
Neuer Lebensretter: Warum bald eine Drohne übers Inntal schwebt – Wem sie helfen soll
Gesteuert über Satelliten, schneller als jedes Fahrzeug und ausgestattet mit modernster Technik: Die neue Drohne soll die Arbeit der Kiefersfeldener Feuerwehr erleichtern. Was hinter dem Millionenprojekt steckt und wie gut der Flugroboter in der Praxis wirklich funktioniert.
Kiefersfelden/Oberaudorf – „Die Technik aus der Raumfahrt auf die Straße bringen”: So fasst Professor Christian Arbinger das Projekt „Alpiner Mobilitäts-Datenraum Inntal (Almoda)” zusammen. Der Gründer des Kiefersfeldener Start-ups „Dimos“ hat in Zusammenarbeit mit einigen Partnern eine Drohne entwickelt, die mit modernster Technik ausgestattet ist und die Arbeit der Feuerwehr unterstützen soll.
Drohne liefert wertvolle Daten
Die Idee: „Eine Drohne, die bei einem Notruf selbständig losfliegt und wertvolle Daten wie das Ausmaß eines Feuers, die Temperatur, den Verkehr oder auch Personen im direkten Umfeld aufzeichnet”, erklärt Arbinger. Mittels Künstlicher Intelligenz soll die Drohne die gesammelten Informationen auswerten und den Rettungskräften ein erstes Bild liefern, bevor die überhaupt am Einsatzort eintreffen. Möglich macht das die Steuerung über Satelliten, die nicht nur die Drohne, sondern auch Gebäude oder Hindernisse in der direkten Umgebung „zentimetergenau“ lokalisieren können. Ausgestattet mit Akkus, Sensoren und Wärmebildkamera soll das neun Kilogramm schwere Gerät somit bei jedem Wetter losfliegen können und bei den Einsätzen aus der Luft helfen.
Hinter der Produktion steckt jedoch nicht nur Arbinger, der sich in erster Linie um die Sicherheit der Daten kümmert, sondern ein bundesweites Projekt. In Zusammenarbeit mit den Gemeinden Kiefersfelden und Oberaudorf wurden in „Almoda” rund 3,5 Millionen Euro investiert. Angestoßen und durchgesetzt haben es im Jahr 2021 die Rosenheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig sowie der Kiefersfeldener Bürgermeister Hajo Gruber.
In der Theorie ist die Drohne mittlerweile einsatzbereit. „Zwölf von uns haben außerdem einen großen Drohnenführerschein gemacht, um das Gerät bedienen zu dürfen“, sagt der Kiefersfeldener Feuerwehrkommandant Kilian Hager. In der Praxis gibt es allerdings bereits die ersten Schwierigkeiten. Ein großes Problem: Die Akkus. „Die laufen maximal eine gute halbe Stunde, zudem berechnet die Drohne einen Puffer, damit sie es auch noch in die Zentrale zurückschafft“, sagt Hager.
Noch wenig Reichweite
Der Radius der neuen Technik ist daher eingeschränkt. Dementsprechend legt sich die Feuerwehr nun einen Anhänger zu, in dem ein Schnellladekoffer und die Drohne beim Einsatz mitgenommen werden können. Der Flugroboter könnte damit vor Ort perfekt genutzt werden, um von oben mögliche Brandherde zu erkennen oder auch bei Hochwasser die Ausbreitung der Flüsse und Bäche im Auge behalten.
Doch auch die Höhe, in der die Drohne am besten fliegt, muss dafür noch angepasst werden. „Manchmal ist auf 40 Metern kaum etwas auf der Wärmebildkamera zu erkennen, gehen wir fünf Meter runter, sehen wir zum Beispiel eine Person sofort”, erklärt Hager. Dementsprechend gelte es hier, noch weitere Erfahrungen zu sammeln.
Grundsätzlich erhofft man sich jedoch nicht nur bei der Feuerwehr künftig noch mehr von der Drohne. So ist beispielsweise der Wunsch von Ludwig und Gruber, dass sich auch der Verkehr im Inntal über die neue Technik besser kontrollieren lässt. Ob dabei aber beispielsweise einem großen Stau bei der Blockabfertigung vorgebeugt werden kann, ist laut dem Entwickler fraglich. „Das wird ein rechtliches Problem. Eine Drohne darf zum Beispiel nicht über einer Autobahn eingesetzt werden, um Aufnahmen zu machen”, sagt Arbinger. Er sieht die Lösung für die Blockabfertigung daher eher in hochautomatisiert fahrenden Lastwagen. Die Technik dahinter sei ähnlich wie in der Drohne. „Auch hier gilt es, die Satellitentechnik aus der Raumfahrt auf die Straße zu bekommen”, sagt Arbinger und prognostiziert: „In wenigen Jahren werden wir so weit sein.”
