Ein Dorf nimmt Abschied
Sie war eine Gastgeberin im besten Sinn: Mietraching trauert um Senior-Wirtin Irmengard Kriechbaumer
Mietraching trauert um seine Senior-Wirtin. Irmengard Kriechbaumer ist im Alter von fast 84 Jahren verstorben.
Bad Aibling – Eine überaus große Trauergemeinde gab Irmengard Kriechbaumer, Senior-Wirtin des gleichnamigen Gasthauses in Mietraching, das letzte Geleit auf dem dortigen Friedhof. Pfarrer Philipp Kielbassa zelebrierte den vom Mietrachinger Kirchenchor mit Walter Siersch an der Orgel gestalteten Gottesdienst in der Filialkirche St. Vitus und zeichnete den Lebensweg der im Alter von fast 84 Jahren Verstorbenen nach.
Irmengard Kriechbaumer wurde auf dem Messerer-Anwesen in Högling als jüngstes von drei Geschwistern geboren, als die „Bäcker-Irmi“, wie sie genannt wurde.
Als sie drei Jahre alt war, verstarb ihre Mutter. Nach einer entbehrungsreichen Jugend lernte sie ihren Franz kennen, mit dem sie 58 Jahre verheiratet war. Es war für sie eine Selbstverständlichkeit, zusammen mit dem gelernten Metzgermeister die Gastwirtschaft sowie auch lange Jahre die später aufgegebene Metzgerei zu betreiben und tatkräftig mitzuarbeiten.
Enkelkinder bereiteten große Freude
Nach und nach kamen die Kinder Irmi, Gabi und Franz zur Welt, denen sie trotz der vielen Arbeit eine fürsorgliche Mutter war. Viel Freude bereiteten ihr dann die Enkelkinder, mit denen sie gerne Zeit verbrachte, so es denn der Gaststätten-Betrieb zuließ.
„Die Irmi war nicht nur Wirtin, sondern auch eine Gastgeberin im besten Sinne“, war sehr oft auf dem Friedhof zu hören. Selbst als die Gesundheit zu wünschen übrig ließ und sie selbst sowie ihr Gatte Franz auf einen Rollstuhl angewiesen war, traf man beide noch täglich in „ihrem“ Wirtshaus an, welches Sohn Franz mit Schwiegertochter Susi schon längere Zeit übernommen hatte. Man merkte ihr die Freude förmlich an, wenn langjährige Stammgäste in die Wirtschaft kamen und sich auf einen „Ratsch“ zu ihr setzten.
Obwohl die Kräfte immer mehr nachließen, war Irmengard Kriechbaumer bis zuletzt „gut drauf“, wie Tochter Gabi wusste, und die Familie freute sich zuletzt noch gemeinsam auf den „Sonntags-Ausflug“, zu dem es dann nicht mehr kommen sollte, denn in der Nacht zuvor war sie für immer eingeschlafen.
Letztes Geleit durch die Dreder Musi
Nach der Aussegnung trugen sechs Mietrachinger, sinnbildlich für die Dorfgemeinschaft, den Sarg unter Vorantritt der Dreder Musi zum Familiengrab, an dem Pfarrer Kielbassa zusammen mit der großen Trauergesellschaft für die Verstorbenen betete.
Für den Trachtenverein Edelweiß Bad Aibling nahm Vorsitzender Christian Weigl Abschied von dem geschätzten Ehrenmitglied. Er erinnerte daran, dass sich Irmengard Kriechbaumer 1984 bei der Weihe der neuen Vereinsfahne als Fahnenmutter zur Verfügung gestellt hatte und zitierte aus ihrem damaligen Spruch, mit dem sie das Band an die Fahne heftet. „Die Irmi hot se oiwei gfreit, wenn mia ausgruckt san und ihr Fahnabandl gesng hot“, so Weigl, der ihr auch als gesellige Herbergsmutter dankte, die gerne an den Veranstaltungen des Vereins teilgenommen hat.
Abschied von einer treuen Freundin
Für die Schlossbrauerei Maxlrain verabschiedete sich Peter Prinz von Lobkowicz von „einer Wirtin, die uns in den langen Jahren der Treue zur Brauerei zu einer Freundin geworden ist“. Prinz Lobkowicz zeigte sich auch dankbare darüber, dass diese Freundschaft und Treue auch an die jetzige Generation beim „Wirt z‘ Maidakin“ weitergegeben wurde.
Nachdem gemeinsam gebeteten „Vater unser“ und „Gegrüßet seist Du Maria“ senkten sich die Fahnen der „Edelweißer“, des Patenvereins Eichenlaub Schönau, des Brudervereins D’Oberlandler Bad Aibling sowie des Katholischen Frauenbunds als letzten Gruß für Irmengard Kriechbaumer, mit der wieder ein Stück Mietrachinger Dorfgeschichte zu Grabe getragen wurde.
Ihrem ausdrücklichen Wunsch, sich zum Mahl „beim Wirt“ zusammenzusetzen, folgten nahezu alle Trauernden, denn „die Irmi hat immer gerne groß gefeiert“, wie die Mietrachinger wissen.