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Neue Wohnquartiere kommen ohne fossile Brennstoffe aus

„Sonnenenergie rechnet sich immer“: Maximilian Werndl macht den Test am eigenen Haus

„Sonnenenergie rechnet sich immer“, sagt Maximilian Werndl. Vor zehn Jahren hat er seine erste Photovoltaikanlage installiert. Jetzt hat er am eigenen Haus die Sonnenausbeute für Strom und Wärme getestet. In seinem Unternehmen plant er alle zukünftigen Großprojekte mit Energiekonzepten frei von fossilen Brennstoffen.
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„Sonnenenergie rechnet sich immer“, sagt Maximilian Werndl. Vor zehn Jahren hat er seine erste Photovoltaikanlage installiert. Jetzt hat er am eigenen Haus die Sonnenausbeute für Strom und Wärme getestet. In seinem Unternehmen plant er alle zukünftigen Großprojekte mit Energiekonzepten frei von fossilen Brennstoffen.

„Sonnenenergie rechnet sich immer“, sagt Maximilian Werndl. Zwei Jahre lang war sein Zuhause eine „Teststation“. Das private Experiment hat Folgen: für die Umwelt sowie für Wohnquartiere in Bad Aibling und Bruckmühl. Doch auf welche Energiekonzepte bauen andere Investoren im Mangfalltal?

Mangfalltal – Von „Gespenstern“ wie Amortisierung oder Unrentabilität lässt sich Maximilian Werndl nicht mehr schrecken, wenn es um erneuerbare Energien geht. Derartigen Expertenmeinungen zum Trotz hat der Kolbermoorer Unternehmer ein privates Experiment gestartet. Sein Fazit auf Grundlage seiner Daten: „Die Nutzung der Sonnenenergie rechnet sich immer. Wer die Anschaffungskosten stemmen kann, findet kein Argument dagegen. Und moralisch ist sie sowieso die einzig richtige Lösung.“

Strombezug auf ein Viertel reduziert

Etwa 10.000 Kilowattstunden Strom brauche ein Zwei-Personen-Haushalt mit zwei Elektroautos durchschnittlich pro Jahr. Seit zwei Jahren versorgt eine PV-Anlage Werndls Eigenheim mit Strom, eine thermische Solaranlage mit Warmwasser. Sich auf Sonnenenergie einzustellen, sei nur eine Frage der Logistik. „Man muss sich neu organisieren, tagsüber die Autos laden, Waschmaschine oder Geschirrspüler einschalten“, sagt Werndl. Sein privates Testergebnis: „Drei Viertel unseres Stromverbrauchs haben wir aus Sonnenenergie gewonnen und extra noch etwa 4300 kWh Strom ins Netz eingespeist.“

Inzwischen auch im Freundeskreis als „Sonnenenergie-Experte“ anerkannt, habe er viele weitere PV-Anlagen berechnet. „Es gibt keinen Fall, in dem sie sich nicht rentieren“, sagt Werndl. Allerdings, so schränkt er ein, sollte die Anlage so ausgelegt werden, dass sie vor allem den Eigenbedarf deckt, denn: „Strom ausschließlich ins Netz einzuspeisen, lohnt sich nicht mehr und kann bei Schönwetterlagen das Netz überlasten.“

Gasverbrauch auf 15 Prozent gedrosselt

Auch bei Heizung und Warmwasser überzeugt ihn der Selbstversuch. Reiche die Sonne nicht, müsse mit Gas geheizt werden. „Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Werte kontrolliere, und wir von März bis November kein bisschen Gas verbraucht haben.“ Übers Jahr gesehen, habe die Solarthermie fast 85 Prozent des Gasverbrauchs ersetzt. „Man spart viel Geld, und es fühlt sich richtig an.“

Ein Experiment mit Folgen

Das private Experiment hat das Interesse des Unternehmers an erneuerbaren Energien nun auf eine völlig neue Ebene gehoben, denn: „Wer soll die Energiewende voranbringen, wenn nicht wir als Investoren oder die Bauträger, Kommunen und Energieversorger.“ Deshalb habe man die energetischen Konzepte für Großprojekte wie „Lichtspielhaus und Wohnen am Mühlbach“ in Bad Aibling oder „Wolldeckenfabrik“ in Bruckmühl neu gedacht. „Wir werden auf fossile Brennstoffe komplett verzichten und wollen Verbrennungsprozesse zukünftig generell aus der Wärmeerzeugung von Gebäuden verbannen“, betont Werndl.

Die Wärme für das neue Bad Aiblinger Quartier wird mit Luftwärmepumpen erzeugt, die über PV-Anlagen mit Strom versorgt werden. Im Winter kann eine Holzpellets-Heizanlage zugeschaltet werden.  Langfristiges Ziel sei es, den dafür erforderlichen Strombedarf komplett mit Sonnenenergie zu decken.

„Eine energetische Autarkie des Quartiers erreichen wir noch nicht, dafür fehlen in unseren Breiten von November bis März die nötigen Sonnenstunden“, erklärt Werndl. „Hinzu kommen gesetzliche Vorgaben in der Trinkwasserhygiene, die im Mehrfamilienhausbau sehr hohe Vorlauftemperaturen vorschreiben. Das drückt sehr auf die Anlageneffizienz.“ Überschüsse aus der PV-Anlage sollen in die allgemeine Stromversorgung der Gebäude fließen.

Was die Stromversorgung einzelner Bewohner in einem Mehrfamilienhaus betrifft, hofft Werndl auf gesetzliche Vereinfachungen: „Momentan ist sie rechtlich noch zu komplex und abrechnungstechnisch zu kompliziert, weshalb wir aktuell noch davon absehen.“

In die Transformation der historischen Gebäude der ehemaligen Wolldeckenfabrik in Bruckmühl in ein modernes Quartier aus Arbeiten und Einkaufen sowie Wohnen und Erholen will man in den kommenden 20 Jahren weitaus mehr als 50 Millionen Euro investieren.

Momentan wird das u-förmige Zentralgebäude der Wolldeckenfabrik mit dem markanten Turm umgebaut, damit die Calida Group noch in diesem Jahr einziehen kann. „Wir haben uns für eine gedämmte Gebäudehülle entschieden und bilden die historische Fassade  trotzdem mit Dämmung nach, damit sie nicht verloren geht“, beschreibt Werndl. Auf den Dächern werden PV-Anlagen mit einer Leistung von voraussichtlich 160 Kilowattpeak installiert. Damit können bereits einen hohen Autarkiegrad erreichen.

„Um die Energiewende voranzubringen, sind noch viele gesetzliche Weichenstellungen erforderlich“, sagt der Bauingenieur aus seiner täglichen Erfahrung. So will die Bayerische Staatsregierung beispielsweise die strengen Denkmalschutzverordnungen lockern, damit auch auf historischen Gebäuden Solarstrom erzeugt werden kann.

Werndl schätzt, dass allein auf den dafür geeigneten Dächern der Alten Spinnerei in Kolbermoor PV-Anlagen mit einer Leistung von etwa 410 Kilowattpeak errichtet werden und etwa 30.000 Quadratmeter Fläche mit Strom und Wärme versorgt werden könnten. „Doch die Kombination aus Denkmalschutz und Solarenergie ist ein sensibles Thema, das die gestalterische Zusammenarbeit von Architekten und Denkmalschützern erfordert und wohldurchdacht sein muss“, weiß Werndl.

Bauträger im Mangfalltal setzen auf nachwachsenden Rohstoff Holz

Im Mangfalltal entstehen an der „Ellmosener Wies“ in Bad Aibling, in Harthausen Ost, im Conradty-Park von Kolbermoor, im Zentrum von Bad Feilnbach und bald auch am Niedergartenfeld in Ostermünchen neue Wohnquartiere. Überall investieren Bauträger in erneuerbare Energien. Welche Modelle es gibt.

Auf 100 Prozent Biowärme setzt Josef Krapichler senior von der Krapichler Wohnbau & Immobilien GmbH. Gemeinsam mit der Schwaiger Aibau Bauträger GmbH realisiert der Investor das Baugebiet „Ellmosener Wies“ in Bad Aibling. Hier entstehen 150 Wohnungen, die über ein Nahwärmenetz versorgt werden. Die Heizzentrale ist eine Biomasseanlage, die mit Holzpellets gespeist wird.

Bis 2025 soll das neue Wohnquartier in „Harthausen Ost“ fertig sein. Die Münchener Niederlassung des Projekt- und Gebietsentwicklers Bouwfonds Immobilienentwicklung (BPD) baut hier 19 Mehrfamilienhäuser mit rund 200 Wohnungen. Im ersten Bauabschnitt entstehen 60 Wohnungen. Diese werden an eine Nahwärmeversorgung auf Holzpellets-Basis angeschlossen.

Ans Fernwärmenetz der INNergie GmbH sind und werden die Gebäude am Spinnereipark in Kolbermoor angeschlossen – sowohl vier Y-Häuser und Wohngebäude Conradty 1 und 2 wie auch die im nächsten Bauabschnitt geplanten Gebäude Conradty 3 und Y 4 – zukünftig also insgesamt etwa 150 Wohnungen. Ab Mai geht ein Pilotprojekt von INNergie, Dettendorfer Rohstoff GmbH & Co. KG Hornau und Swilar eetch GmbH aus Landsberg am Lech an den Start. Dann wird Wärme aus dem Hornauer Biomasseheizkraftwerk in mobilen Latentwärmespeichern zum Heizwerk nach Kolbermoor transportiert und ins Fernwärmenetz eingespeist. Die neu entstehenden Gebäude sollen zudem mit PV-Anlagen bestückt werden.

52 Wohnungen, eine Kita, das Bad Feilnbacher „Wohnzimmer“ und Betreutes Wohnen entstehen am „Tannenhof“ in Bad Feilnbach. Bauträger ist die Quest Baukultur GmbH. Das neue Quartier wird mit Wärme aus einem Hackschnitzelkraftwerk versorgt. Betrieben wird es von der MW Biomasse AG, einem Zusammenschluss aus Waldbesitzervereinigung und Maschinenring wird Das Besondere daran: „Es wird nur Waldrestholz verwertet, das bei der nachhaltigen Holzernte in der Region anfällt“, erklärt Quest-Geschäftsführer Dr. Max von Bredow.

Eine neue Ortsmitte mit Dorfladen, Café, Apotheke, Arztpraxis, Tagespflege und 66 Wohnungen für alle Generationen entsteht am Niedergartenfeld in Ostermünchen. Der Gemeinderat von Tuntenhausen hat das Projekt an die Quest Baukultur übergeben. Der Baubeginn ist für Anfang 2025 vorgesehen. Das Energiekonzept sieht eine Nahwärmeversorgung gekoppelt an ein Holzhackschnitzel-BHKW vor. Auch hier soll nur regional geerntetes Waldrestholz zum Einsatz kommen. Angedacht ist zudem die Installation von Photovoltaik-Anlagen zur Stromversorgung der insgesamt 70 Einheiten über ein sogenanntes Mieterstrommodell. „Perspektivisch könnten die Gebäude so CO2-frei betrieben werden“, erläutert Geschäftsführer Max von Bredow. Um den ökologischen Fußabdruck auch bei der Herstellung der Gebäude zu verringern, werden nachwachsende Rohstoffe verwendet: „Wir bauen mit einem hohen Anteil an Holz, das CO2 bindet, wir verbauen also sozusagen CO2-Speicher.“ Zudem hatte sich der Gemeinderat für ein zukunftsorientiertes Mobilitätskonzept für die Ostermünchener Mitte entschieden, das unter anderem E-Car-Sharing und den Verleih von Fahrrädern vorsieht.

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