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Neue Ausstellung im Lokschuppen

Voldemort, Muhammad Ali und Herkules: Rosenheim wird zur Stadt der Helden – das steckt dahinter

Dr. Jennifer Morscheiser ist die Leiterin des Rosenheimer Lokschuppens. Jetzt stellt sie ihre neue Ausstellung vor.
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Dr. Jennifer Morscheiser ist die Leiterin des Rosenheimer Lokschuppens. Jetzt stellt sie ihre neue Ausstellung vor.

Dinosaurier, Vulkane und jetzt Helden: Die neue Ausstellung „Heldinnen und Helden“ wird am 8. März 2024 im Rosenheimer Lokschuppen eröffnet. Vorab verrät Leiterin Dr. Jennifer Morscheiser im exklusiven Interview auf was sich die Besucher freuen können – und wieso jeder einen Helden braucht.

Rosenheim – Die Anspannung bei Dr. Jennifer Morscheiser steigt. In wenigen Monaten eröffnet die Ausstellung „Heldinnen und Helden“ – die erste, bei der sie das Thema gesetzt hat. Und auch wenn das Thema der Ausstellung auf den ersten Blick eher ungewöhnlich erscheint, passt sie doch ins Konzept. Warum dem so ist, erklärt die Leiterin im Interview.

Wer ist Ihr persönlicher Held?

Dr. Jennifer Morscheiser: So einen richtigen persönlichen Helden habe ich gar nicht. Aber es gibt ganz viele Leute, die heldenhafte Sachen gemacht haben. Es gibt viele Figuren, die ich einfach toll oder eindrucksvoll finde. Marie Curie ist beispielsweise eine meiner Heldinnen der Wissenschaft. Asterix und Obelix wiederum gehören zu den Helden meiner Kindheit. Aber ich stehe auch auf Filmhelden – von Herakles bis hin zu Batman und Harry Potter ist alles in der neuen Ausstellung vertreten.

Warum braucht es nach Ausstellungen, in denen sich alles um Dinosaurier, Eis und Feuer gedreht hat, plötzlich eine Heldenausstellung?

Morscheiser: Im ersten Moment ist die Ausstellung für den Lokschuppen sicherlich etwas ungewöhnlich, aber so anders ist sie garnicht. Wir beschäftigen uns im Lokschuppen immer mit Themen, die viele Leute ansprechen und allgemein von Bedeutung sind. Durch Corona, den Ukraine-Krieg und den Konflikt in Israel wurde das Thema „Helden“ wieder nach oben gespült. In der Pandemie waren das die Alltagshelden, die auf einmal Thema waren. Dann sind es die „Kriegshelden“ – sowohl auf der russischen als auch der ukrainischen Seite. Gleichzeitig habe ich beobachtet, dass ungeheuer viele Superheldenfilme im Kino laufen. Angesichts all dieser Dinge habe ich mich gefragt, ob das nicht auch ein Zeichen für eine Sehnsucht der Menschen nach Heldinnen und Helden ist.

Woher kommt diese Sehnsucht?

Morscheiser: Der Held macht es einem einfach. Er ist die Lösung des Problems. In Zeiten, in denen die Probleme größer werden und die Welt gerettet werden muss, ist vielleicht auch einfach die Sehnsucht nach Helden und Heldinnen größer. 

Seit wann spielen Sie mit der Idee, eine Heldenausstellung nach Rosenheim zu holen?

Morscheiser: Die Idee ist vergangenes Jahr im März entstanden. Wir hatten eigentlich für das Jahr 2024 eine Ausstellung zu Maya geplant. Aufgrund der politischen Situation war jedoch nicht sicher, ob wir die Exponate aus Guatemala tatsächlich bekommen würden. Es war zu riskant, dass es am Ende doch nicht klappt. Aus diesem Grund haben wir uns auf die Suche nach einem neuen Thema gemacht. Die Entscheidung fiel dann schnell auf Helden und Heldinnen.

Woher kommen die ganzen Exponate?

Morscheiser: Zum einen gehen wir natürlich den klassischen Weg über die Museen. So ist es uns beispielsweise gelungen, eine 3,40 Meter hohe Statue des Herakles Farnese auszuleihen. Zum anderen setzen wir auf ganz viele Privatsammler. Wir haben bei dieser Ausstellung fast 60 Leihgeber. Das ist im Vergleich zu den Ausstellungen aus dem Vorjahr sehr viel.

Verraten Sie uns schon, auf was für Exponate sich die Besucher freuen können?

Morscheiser: Wir haben ein Hemd von Tom Hanks, das „Batmobil“ aus dem Film von Tim Burton, ein originales Laborgerät von Marie Curie, den Spielerpass von Fritz Walter, Originalbriefe aus dem ersten Harry-Potter-Film und Requisiten aus „Forrest Gump“. Besonders sind auch Teile aus dem Kaffeeservice von Doris Fitschen, das die deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft 1989 als „Prämie“ für den EM-Titel vom DFB bekommen hat.

Besucher, die alleine kommen, können sich einen Avatar erstellen – quasi eine Art imaginären Freund.

Morscheiser: Das probieren wir in dieser Ausstellung zum ersten Mal aus. Zusätzlich zu den klassischen Angeboten wie Audio Guides oder Führungen hat man die Möglichkeit sich als Einzelbesucher einen Avatar auf dem Smartphone zu erstellen. Dem unbekannten Begleiter kann man Namen und Aussehen verpassen. Anschließend geht man gemeinsam durch die Ausstellung und absolviert neben klassischen Rollenspielen auch Aufgaben, bei denen man Kräfte messen und Rätsel lösen muss. Bei der Attraktion „Hau den Lukas“ können Besucher beispielsweise herausfinden, wie stark sie sind. Es gibt ein Geschicklichkeits- und Schnelligkeitsspiel. Wir haben ein Wahrsagerinnen-Zelt und eine Schießbude.

All das hört sich eher nach einer Ausstellung für junge Leute an.

Morscheiser: Nicht nur. Helden und Heldinnen gibt es in allen Altersklassen und Generationen. Die ältere Generation wird sich beispielsweise über die Autogrammkarten der „Helden von Bern“ freuen. Im kommenden Jahr jährt sich der Fußball-WM-Titel zum 70. Mal. Mohammed Ali und „Rumble in the Jungle“ werden ebenfalls thematisiert. Wir werden die Goldmedaille eines Olympioniken zeigen und griechische Vasen aus dem fünften Jahrhundert vor Christus. Zudem gibt einen ganzen Raum, der sich der Nibelungensage widmet. Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit Pflege,- Notstand- und Alltagshelden – aber auch mit politischen Figuren wie Stauffenberg. All das sind Themen, die wir in der Ausstellung genauso wie den jugendlichen Comic-Teil erzählen. Die Kunst ist, all das gut miteinander zu verbinden. Sodass derjenige, der wegen Stauffenberg die Ausstellung besucht, feststellt, dass Batmann auch ganz interessant ist. Und derjenige, der Batmann sehen will, herausfindet, dass auch Sophie Scholl als Heldenfigur durchaus spannend ist.

Trotzdem muss man feststellen, dass Jugendliche und junge Erwachsene diejenigen sind, die bisher eher einen großen Bogen um den Lokschuppen gemacht haben.

Morscheiser: Bogen hätte ich jetzt nicht gesagt, aber ganz klar: Das ist unsere Sorgengruppe. Ziel ist es, Jugendliche und junge Erwachsene mit unserer Helden-Ausstellung und dem Begleitprogramm abzuholen.

Verraten Sie schon ein wenig über das Begleitprogramm?

Morscheiser: Wir haben fast 50 Veranstaltungen. Viele Kulturinstitutionen, freischaffende Künstler, Vereine und ehrenamtliche Gruppen haben sich bei uns gemeldet und ihre Unterstützung angeboten. Es wird beispielsweise einen Vortrag über künstliche Intelligenz in der Kunst und einen Anime-Workshop geben sowie Gespräche mit Helden in der Demenzpflege geben. Wir planen einen Bauernmarkt mit regionalen Produkten sowie Konzerte und Theateraufführungen.

Es ist Ihre die erste Ausstellung, bei der Sie das Thema gesetzt haben. Sind Sie aufgeregt?

Morscheiser: Ja, sehr. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass es eine gute Ausstellung wird.

Bis es soweit ist, gibt es noch eine ganze Menge zu tun.

Morscheiser: Vom Planungsstand her wissen wir, was in jede Vitrine kommt. Alles ist mehr oder weniger fertig geplant. Jetzt geht es darum, die Planungen umzusetzen. Sobald die Vulkanausstellung beendet ist, beginnen wir im Lokschuppen mit kleineren Umbauarbeiten und dann ziehen die Helden ein. Wir haben drei Monate Zeit. Das ist sehr eng getaktet.

Was sollen die Besucher aus der Ausstellung mitnehmen?

Morscheiser: Das Bewusstsein dafür, dass man den Begriff des Helden oder der Heldin nicht ganz so inflationär gebraucht. Irgendwann im Leben kommt man an einen Punkt, wo man auf einen Helden angewiesen ist und dann ist es gut, wenn man nicht vorher seinen Rasenmäher, seinen Umzugskarton oder seine Pommesbude zu sehr heroisiert hat.

Haben Sie das Gefühl, das der Begriff „Held“ zu inflationär genutzt wird?

Morscheiser: Ja, damit beschäftigt sich auch ein Teil der Ausstellung. Wobei immer wieder darüber diskutiert wird, ob es sich jetzt um Heldeninflation oder Heldendemokratisierung handelt. Weil in gewisser Weise zeigt es ja auch, dass jeder ein Held sein kann. Und das ist irgendwie ja auch etwas Gutes. Wenn jeder ein Held ist, bräuchte man ja eigentlich keinen Helden mehr. Und wäre dann nicht die Welt vielleicht eine bessere?

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