Debatte wirft Schatten voraus
Tier-Bestattungen auf Aiblinger Friedhof? Im Stadtrat gehen die Meinungen stark auseinander
Tierbestattungen auf dem städtischen Friedhof? Noch stand das Thema gar nicht zur Entscheidung an, doch deutete sich bei einer Nebendiskussion im Stadtrat bereits an, dass die Meinung der Aiblinger Kommunalpolitiker hier stark auseinandergehen.
Bad Aibling – Eine neue Friedhofssatzung für Bad Aibling stand auf der Agenda des Stadtrates – und damit auch die Überlegung, ob und welche Neuerungen darin mit aufgenommen werden sollten. Richard Lechner (SPD) hatte im Auftrag der Stadt die Mustersatzung für Kommunen durchforstet und Anpassungen vorgeschlagen.
Er hatte in diesem Zusammenhang davon abgeraten, das Thema Tierbestattungen – dazu hatte es vor einigen Wochen einmal eine Anfrage aus den Reihen des Stadtrates gegeben – mit in diese Satzung aufzunehmen: „Das mag seine Berechtigung haben, sollte aber nicht mit einem kommunalen Friedhof in Verbindung gebracht werden. Ich fürchte, wir bekommen einen Unfrieden, wenn wir für diese Zwecke hier Flächen ausweisen. Man stelle sich vor, es findet gerade eine Bestattung statt und dann kommt ein anderer Trauerzug mit seinem Meerschweinchen vorbei“, gab er ein plastisches Beispiel.
„Um das Thema geht es hier gerade nicht, das sollte gegebenenfalls separat behandelt werden“, versuchte Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) das Augenmerk wieder auf die aktuellen Regularien zu lenken. Doch hakte Grünen-Rätin Irene Durukan hier ein. Sie war es, die das Thema vor einigen Wochen unter dem Punkt „Verschiedenes“ angestoßen hatte. Es gebe sehr viele Menschen, die ein Haustier haben und sich nach dessen Tod einen offiziellen Ort für dessen Bestattung wünschten, den sie immer wieder aufsuchen können. „Auf dem städtischen Friedhof gibt es Flächen dafür. Es werden immer mehr Gräber frei oder zurückgegeben. Es muss möglich sein, dort eine Fläche für Tierbestattungen zu widmen.“
„Gräber nicht wahllos nebeneinander“
Auch Petra Keitz-Dimpflmeier (SPD) liebäugelte ihrer Aussage nach damit, sich auf die Seite der Tierbestattungs-Befürworter zu stellen. Nicht, dass man Tier- und Personengräber wahllos nebeneinander platzieren solle, aber auf einer separaten Fläche sei sie durchaus dafür, Grabstellen für Tiere zu ermöglichen, beispielsweise im Bereich der Grünabfallvorrichtung. „Das ist ein Markt, den man durchaus bedienen könnte. Doch dazu muss es erst einmal gestattet sein. Mit unserer Friedhofssatzung ist es das aber nicht.“
„Tierbestattungen ja, aber nicht auf dem kommunalen Friedhof. Ich glaube, da bekommen wir sonst einen Riesenwirbel“, sprach sich Rudi Gebhart (ÜWG) für eine Alternativlösung aus. Und auch Florian Weber (Bayernpartei) hielt die Idee der Tierbestattungen für „nicht schlecht“, plädierte aber ebenfalls für eine „richtige Trennung“ der Bereiche.
„Dieses Argument ist mir fremd. Ich würde mein Tier in einer Urne sogar mit in mein Grab nehmen“, meint Irene Durukan nach der Sitzung im Gespräch über ihre Initiative gegenüber dem OVB. „Nur weil man etwas nicht kennt, sollte man nicht gleich dagegen sein.“
Bürgermeister: Überprüfung erst abwarten
Schlier wollte die Diskussion aber an dieser Stelle tatsächlich ausklammern: „Die Prüfung durch die Verwaltung steht im Moment noch aus, das Ergebnis liegt noch nicht vor. Wir werden uns zu einem anderen Zeitpunkt damit befassen.“
Irene Durukan betonte, an dem Thema dranbleiben zu wollen. „Wenn dazu ein Antrag nötig ist, wird ein Antrag kommen“, kündigte sie an. Sie sehe in ihrem Vorschlag eine Win-Win-Situation, also ein Unterfangen, von dem alle Seiten etwas hätten, so die Grünen-Rätin. „Die Flächen sind da, warum also nicht etwas Innovatives machen? Einfach vorausdenken? Wer ein Haustier hat oder hatte, weiß, dass es einen oft für lange Zeit begleitet, ein Teil seines Lebens ist, zu dem man eine innige Verbindung hat. Nicht jeder hat die Möglichkeit, das Tier nach dem Tod selbst zu bestatten. Manche wären froh um die Möglichkeit einer Tierbestattung und eine Grabstätte.“
Die Stadt Bad Aibling, die den Friedhof kostendeckend betreiben muss und deshalb zum 1. Juli die Gebühren anhebt, hätte ihrerseits den Vorteil, Flächen nicht ungenutzt lassen zu müssen und zugleich weitere Einnahmen generieren zu können. „So könnte dafür gesorgt werden, dass die Gebühren für jeden erträglich gestaltet werden können“, argumentiert Durukan.