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„Israel ist meine Heimat“

„Im Bunker fühlt man sich sicher“: Wie eine Wasserburgerin den Hamas-Angriff in Israel erlebte

Dana Westner mit Freunden Festivalgelände Supernova
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Dana Westner (ganz rechts im Bild) mit zwei ihrer Freunde in Israel. Das Land im Nahen Osten ist für die gebürtige Wasserburgerin ihre Wahlheimat. Die Gruppe besucht dort häufig Festivals. Einige ihrer Bekannten verloren beim Supernova-Festival ihr Leben.

2019 fand Dana Westner ihre Wahlheimat: Israel. Eine Heimat, die sich nun im Kriegszustand befindet. Beim Angriff der Hamas war die gebürtige Wasserburgerin vor Ort. Bekannte verloren ihre Leben beim Supernova-Festival. Wie Dana den Kriegsausbruch erlebte und warum sie dennoch zurück in ihre Heimat will.

Wasserburg – Wenn man sie fragt, wo ihre Heimat ist, muss Dana Westner nicht lange überlegen. Israel. Eine Heimat, die sich im Kriegszustand befindet. Eine Heimat, die sie Hals über Kopf verlassen musste. Eine Heimat, die sie nur mit Glück lebend hinter sich lassen konnte. Westner wäre beinahe beim Supernova-Festival dabei gewesen, dem Festival, bei dem über 260 Menschen durch die Hamas getötet und mehrere Personen verschleppt wurden. Heute kämpft sie von Wasserburg aus gegen Desinformationen rund um das Geschehene und versucht, über ihre Wahlheimat Israel aufzuklären.

„Ich wollte unbedingt dort bleiben“

2019 fand Westner hier ihr Zuhause. Geboren wurde sie in Wasserburg, ihre Eltern leben in der Burgau. Für ein Auslandssemester ging es Ende 2019 nach Tel Aviv. Westner verliebte sich in das Land. Die Kultur und die Menschen dort hätten es ihr angetan. „Die Leute dort sind einfach herzensgut“, sagt sie. Der Zusammenhalt in Israel habe sie beeindruckt. Schnell habe sie eine enge Freundesgruppe gefunden – ihre Familie in Israel, wie sie sie nennt. Sie sind der Hauptgrund, warum Westner das Land im Nahen Osten heute als ihre Wahlheimat ansieht.

Schon nach dem Auslandssemester wäre sie am liebsten dort geblieben, doch Corona machte ihren Plan zunichte. Sie kam zurück nach Europa, beendete ihr Studium der Psychologie und Erziehungswissenschaft. Urlaubsmäßig besuchte sie Israel, immer mit dem Hintergedanken, eines Tages dort zu bleiben. Im April diesen Jahres entschloss sich die 32-Jährige schließlich, den Plan umzusetzen. „Bis August war ich als Volunteer-Workerin am See Genezareth“, erzählt sie. Gegen Unterkunft und Aufwandsentschädigung arbeitete sie dort mit Kindern. Dann zog sie nach Tel Aviv, in der Hoffnung, eine Arbeit und ein Visum zu erhalten. Nicht ganz einfach, als Person ohne jüdische Wurzeln, wie Westner erzählt. „Aber ich wollte unbedingt dort bleiben.“ Weil sie sich hier daheim fühle. Vor allem aber der Freunde wegen.

Sie wollte eigentlich zum Supernova-Festival

Sie sind Teil der Trance-Musik-Szene. Techno-Musik, die auch auf dem Supernova-Festival gespielt wurde. Beinahe wäre sie dort dabei gewesen. Westner selbst hat sogar noch Werbung für das Festival in die Whatsapp-Gruppe eingestellt. Nur durch Zufall besuchte die Truppe die Feier dann nicht. „Ein Freund von mir wollte nicht hin. Das Festival war ihm zu mainstream.“ Also zu konventionell, zu „normal“. Am 7. Oktober war sie deshalb auf einer anderen Party in Tel Aviv. Drei Stunden nach der ausgelassenen Feier brach in Israel schließlich die Welt zusammen.

Dana Westner (links) und ihre Freunde sind oft auf Festivals unterwegs. Nur durch Zufall waren sie nicht beim Supernova-Festival dabei.

Westner war in ihrer Wohnung, als die Hamas im Land einfiel. „Ich bin vom Raketenalarm aufgewacht“, erzählt sie. Zuerst habe sie sich nicht viel gedacht. Sirenenalarm sei in Tel Aviv zwar nicht so gängig wie im Süden des Landes. „Aber es passiert.“ Erst die Nachrichten ihrer Freunde, die ihr Handy fluteten – „Wo bist du?“, „hast du den Alarm gehört?“, „ist alles ok bei dir?“, „du musst in den Bunker!“ – hätten ihr eine Ahnung gegeben, dass etwas Größeres im Gange sei.

90 Sekunden Zeit, um den Bunker aufzusuchen

90 Sekunden habe man in Tel Aviv Zeit, sich in die Schutzräume zu begeben, so ist das Frühwarnsystem ausgelegt. Viel Zeit, wie Westner findet. „Im Süden haben sie teilweise nur 15 Sekunden.“ Sie erzählt es abgeklärt, fast emotionslos, wie sie an diesem 7. Oktober ihre Schlüssel packte und in den vor Raketen geschützten Keller ihres Hauses ging. Westner zuckt mit den Schultern. „Meine Freunde haben mir früh erklärt, wie so etwas funktioniert“, sagt sie. „Und“, setzt Westner hinzu, „Im Bunker fühlt man sich sicher.“ Natürlich höre man ab und an einen lauten Knall, wenn die Bomben einschlagen würden. „Aber dort unten passiert einem nichts.“ Nach zehn Minuten könne man die Schutzräume meist wieder verlassen.

Dann der nächste Schock, als klar wurde: Die Hamas sind ins Land eingedrungen. Israel befindet sich im Kriegszustand. Freunde bieten Westner an, sie mit nach Givat’Ada, einem kleinem Dorf nördlich von Tel Aviv, zu nehmen. Ein Beispiel, wie Westner findet, für die „unglaubliche Fürsorge und den Zusammenhalt“, der in Israel herrsche. Man schaue auf einander.

Bekannte wurden hingerichtet

Dort angekommen, wird ihr das Ausmaß des Terrors bewusst. Westners engster Freundeskreis hatte Glück: Keiner aus der Clique war auf dem Supernova-Festival. Bekannte jedoch würden vermisst. Freunde von Westners Gruppe sind nicht mehr erreichbar. In den sozialen Medien werden Videos geteilt, die das Gemetzel zeigen. Westner und ihre Freunde schauen sie alle an. „Es war die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob Bekannte unter den Opfern sind.“ Aus der Befürchtung wird in den nächsten Stunden traurige Gewissheit: Einige der Vermissten seien von den Hamas hingerichtet worden, berichtet sie.

Über 260 Menschen verloren beim Supernova-Festival ihr Leben. Auch einige Bekannte von Dana Westner wurden von den Hamas getötet.

„Das hat nichts mit Befreiungsschlägen zu tun“

Für Westner ist es deshalb unvorstellbar, dass Teile der Gesellschaft die Terrorgruppe bejubeln, sie als Befreiungskämpfer für Palästina darstellen. „Das hat nichts mit Befreiungsschlägen zu tun“, sagt sie. „Wenn jemand so etwas behauptet, zieht sich bei mir alles zusammen.“ Die Hamas wolle Israel zerstören, sie misshandle und enthaupte Kinder, töte und vergewaltige Frauen. „Sie schert sich einen Dreck um die Zivilisten in Palästina, sondern verschanzt sich in deren Wohngebäuden, Schulen und Krankenhäusern“, sagt Westner. „Mir ist wichtig, dass jeder versteht, dass es völlig egal ist, ob man pro Israel, pro Palästina oder beides ist, dass alle geschlossen gegen die Hamas auftreten müssen.“

Seit knapp einer Woche ist sie wieder in Wasserburg. Ihren Eltern zu liebe. „Ich selbst habe nie an das Ausreisen gedacht“, sagt sie. Viel lieber wäre sie vor Ort, würde ihrer Wahlheimat gerne helfen, ihren Freunden beistehen. „Aber vor allem meiner Mutter ging es immer schlechter. Sie hat sich große Sorgen gemacht.“ Am Mittwoch, 11. Oktober, sei sie deshalb auf Bitten ihrer Eltern und auch einiger ihrer Freunde in eine Evakuierungsmaschine des Auswärtigen Amtes gestiegen. „Es hat mich innerlich zerrissen“, sagt sie. Drei ihrer Freunde seien vom Militär eingezogen worden, seien an mehr oder weniger sicheren Stellen eingesetzt. „Aber die Hamas ist im Land. Ich weiß nicht, ob ich die Leute je wiedersehen werde.“ Trotz allem ist für Westner jedoch klar: Sie will zurück, nach Israel, nach Tel Aviv. „Sobald es geht, steige ich in den Flieger“, sagt sie. Denn dort sei schlicht ihre Heimat.

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