Vorbereitungen in Bernau laufen schon
„Sind keine Schläger“: Wie der Ruf der Krampusläufe wieder aufgewertet werden soll
Perchten- und Krampusläufe sorgen immer wieder für Kritik. Das wollen die Mitglieder des neuen Vereins Chiemseepass in Bernau ändern. Dieses Jahr steht ihre erste Veranstaltung an – unter strikten Regeln.
Bernau am Chiemsee – Schaurig wird es im Alpenraum nicht nur an Halloween. Auch in der Adventszeit ziehen maskierte, gruselige Gestalten mit dickem Fell und langen Hörnern umher: Die Kramperl. Sie gibt es wieder auf vielen Weihnachtsmärkten zu sehen. Dieses Jahr auch in Bernau, wo es seit dem 25. Januar den Verein Chiemseepass gibt.
„Der Brauch hat sich immer mehr in den österreichischen Raum beziehungsweise in die Grenzgebiete zurückgezogen“, sagt Fabian Müller, zweiter Vorsitzender des Vereins Chiemseepass. Deshalb war es ihm und Sascha Meier, dem ersten Vorsitzenden, wichtig, diesen Brauch in Bernau wieder aufleben zu lassen.
Verein auf 21 Mitglieder gewachsen
Das Wort „Pass“ steht dabei für eine Gruppe. Und diese Gruppe ist in Bernau bereits auf 21 Mitglieder gewachsen. Darunter auch 13 Kramperl und zwei Hexen. Wichtig zu wissen: Kramperl und Perchten sind nicht das selbe. Während der Krampus der Begleiter des Nikolaus ist, steigen die Perchten der Legende nach erst zu den Rauhnächten – zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag – aus ihren Tiefen und vertreiben böse Geister. „Perchtenkostüme haben außerdem mindestens vier Hörner, die Masken sind fantasievoller geschnitzt“, sagt Meier. Aktuell gibt es darüber hinaus beim Verein Chiemseepass keine Perchten, nur Kramperl.
Die ersten Veranstaltungen stehen auch bald an. Am 18. November sind die Mitglieder zum Beispiel in Braunau zu einem Krampuslauf eingeladen. „Da sind mehrere Gruppen mit dabei, insgesamt werden wir zwischen 500 und 600 Kramperl sein“, erklärt Meier. Vor Kurzem hatten die Mitglieder dafür ein Fotoshooting, „denn viele Veranstalter wollen davor Fotos von den Kostümen sehen, um zu entscheiden, ob die für ihren Lauf geeignet sind“, sagt Müller.
Viel mehr müssen sie sich für Gastauftritte nicht vorbereiten, sagt Müller. „Die wichtigsten Vorbereitungen laufen gerade für unseren eigenen Lauf.“ Der findet am 17. Dezember statt. Wie der Ankündigung auf der Homepage der Chiemseepass zu entnehmen ist, führt der Nikolaus ab 17 Uhr die Kramperl vom Bahnhof aus über die Schwärzstraße in Bernau. Weiter geht‘s in die Braunstraße zum Christkindlmarkt im Kurpark. 15 Gastgruppen und damit etwa 350 Kramperl erwarten die beiden Vorstände. Für sie das Wichtigste: Es muss gesittet ablaufen.
Mitglieder wollen Angst nehmen
Denn auch mit Kritik, wie „Krampusvereine sind reine Schlägertrupps“ mussten sich die beiden bereits in den sozialen Medien rumschlagen. Die Mitglieder der Chiemseepass wollen darum den schlechten Ruf der Kramperl beseitigen und zeigen: „Wir sind keine Schläger, es geht uns um den Spaß daran, einen alten Brauch wieder aufleben zu lassen“, so Müller. Beim Lauf in Bernau soll es daher einen extra abgesperrten Bereich geben, wo die Kramperl nicht reindürfen. Dieser soll eine Länge von ungefähr 50 Metern umfassen und ist für Leute, die zum Beispiel Angst vor den Gestalten haben.
Ein besonderes Anliegen der Vereinsmitglieder ist es auch, dass keiner der Kramperl übertreibt. „Wenn sich einer nicht benimmt, dann muss nicht nur er die Veranstaltung verlassen, sondern seine ganze Gruppe“, betont Müller. Die beiden Vorstände werden auch alle Ruten der Kramperl zuvor prüfen. „Wir wollen solche Läufe ja noch öfter machen“, sagt Müller. Daher müsse es klare Regeln geben.
Um die Leute – vor allem Kinder – mit den Kramperl vertraut zu machen, ist auch eine Aktion namens „Krampus zum Anfassen“ geplant: Am 14. Dezember, wenn der Weihnachtsmarkt im Kurpark eröffnet wird. „Das soll den Kleinen ein bisschen die Angst nehmen“, erklärt Meier. Auch der Nikolaus werde dort unterwegs sein und Süßigkeiten an die Kinder verteilen.
Verein bietet auch Nikolausbesuche
Und apropos Nikolaus: Weil es in den vergangenen Jahren schwierig in Bernau war, einen Nikolaus zu organisieren, der am 5./6. Dezember die Familien besucht, hat sich der Verein Chiemseepass bemüht, auch dieses Problem zu lösen. „Höchstwahrscheinlich mit zwei Nikoläusen können wir heuer Hausbesuche durchführen“, sagt Müller. Wie die beiden Vorsitzenden weiter mitteilen, seien noch Plätze für Nikolausbesuche frei. Hier freuen sie sich über weitere Anfragen, ebenso über weitere Mitglieder und Unterstützer.


