On-Demand-Service
Kosten steigen exorbitant: Warum der Rosi-Fahrservice am Samerberg für Verärgerung sorgt
Der Rosi-Fahrservice, ein On-Demand-Angebot im Chiemseegebiet, steht in der Gemeinde Samerberg vor finanziellen Herausforderungen. Seit dem Start im Mai 2022 steigen die Kosten für die zwölf beteiligten Gemeinden stark an.
Von: Susanne Deindl
Samerberg – Der Rosi-Fahrservice im Chiemseegebiet ist mittleiweile vielen ein Begriff. Der On-Demand-Service, was so viel bedeutet wie Fahrservice auf Bestellung und ohne feste Strecken, ist dafür bekannt, dass man kostengünstig bis spät in die Nacht von A nach B kommt. Sinn hinter dem Ganzen sei eine Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr im Landkreis Rosenheim zu bieten, damit auch die ländlich geprägten Ortschaften mit ihren vielen kleinen Weilern nicht an Attraktivität für ihre Bürger verlieren. Zwölf Gemeinden, darunter auch die Gemeinde Samerberg, beteiligen sich derzeit an diesem Projekt und müssen das finanzielle Defizit des Modells jährlich auffangen. Das war von Anfang an so geregelt, nur nicht in dem aktuellen Ausmaß.
Finanzieller Notstand
In der jüngsten Gemeinderatssitzung der Gemeinde Samerberg informierte Bürgermeister Georg Huber das Gremium über den finanziellen Notstand des Fahrservices. Im Jahr 2017 wurde das Vorhaben öffentlich ausgeschrieben. Um bestimmte Fördergelder nicht zu verlieren sei die Ausschreibung sogar europaweit erfolgt. Zum Schluss der Ausschreibung sei ein viel umfangreicheres Modell geboren worden, als ursprünglich geplant – so Georg Huber. Als der Fahrservice im Mai 2022 startete, sollte die Gemeinde Samerberg pro Jahr Nachzahlungen in Höhe von ca. 10.000 Euro leisten müssen. Diese Zahlen stammten aber aus dem ursprünglichen Rosi-Modell im Jahr 2017 und entsprachen längst nicht mehr den Betriebskosten aus 2022. Seither sei einiges vorgefallen, so Bürgermeister Huber. Mindestlohn, Corona, Ukraine Krieg sowie ein Rechenfehler in den Zuschüssen sind nur einige Punkte, die die Kalkulation in ein anderes Licht gerückt haben.
Für das erste Betriebsjahr waren nach Abzug der Einnahmen für die zwölf Gemeinden Gesamtnachzahlungen in Höhe von 102.000 Euro, nach dem zweiten Betriebsjahr bereits 205.000 Euro zu leisten. Aktuell läuft das dritte Betriebsjahr und die Kosten steigen exorbitant weiter nach oben, die Förderung dagegen sinkt. Die Nachzahlungen werden anteilig nach Einwohnerzahl der jeweiligen Gemeinde umgelegt. Dieses Abrechnungsmodell stößt nun vor allem beim Samerberger Gemeinderat negativ auf. Einstimmig war aus den Reihen zu hören, dass die Gemeinde Samerberg nur noch am Rande des Rosi-Einzugsgebiets liegt und das Rosi-Mobil mit beispielsweise 479 durchgeführten Fahrten im ersten Betriebsjahr zwar angenommen wurde, aber nicht die große Menge ist. Der Gemeinderat würde eine Abrechnung nach tatsächlicher Nutzung für gerechter empfinden.
Die Gemeinden mit der größten Nutzung sollten also somit auch die größten Kosten tragen. Für die Bürger am Samerberg ist vor allen Dingen eine Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz nach Rosenheim wichtig, da war sich der Gemeinderat einig. Die nächste Nachbargemeinde des Rosi-Taxis ist Frasdorf und liegt somit in einer ganz anderen Richtung. Laut Bürgermeister Huber sei von der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft als Betreiber des Fahrdienstes bereits ein Rettungsboot geschnürt worden. Mit an Bord sind unter anderem höhere Fahrpreise, eine Storno-Gebühr, ein Zuschlag bei Nutzung des Deutschland-Tickets eine Minimum-Fahrstrecke und vieles mehr. Doch das alleine wird das Betriebsmodell nicht retten können. Laut Bürgermeister Georg Huber gibt es beinahe schon monatlich Krisensitzungen der zwölf Gemeinden. Die Stimmung dabei sei größtenteils verärgert. Nun fordert Landrat Otto Lederer von allen Gemeinden bis Ende 2024 eine klare Stellungnahme, ob sie weiterhin am Betriebsmodell interessiert sind und vor allem bereit sind die weiter steigenden finanziellen Defizite zu bezahlen. Das Angebot sei für den Samerberg extrem wichtig, so klingt es einstimmig aus dem Samerberger Gemeinderat. Doch mit den bisher geleisteten Zahlungen hätte durchaus schon ein eigenes Projekt für die Samerberger Bürger gestartet werden können, welches unterm Strich kostengünstiger gewesen wäre.
Entscheidung verschoben
Für die Gemeinde Samerberg ist nach aktueller Kostenprognose der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft mit Nachzahlungen von 30.000 Euro für das dritte Betriebsjahr zu rechnen. Diese Zahlen steigen bis 2027 auf fast 50.000 Euro. Eine endgültige Entscheidung wollte der Gemeinderat aber deswegen noch nicht treffen. Die Gemeinde Samerberg sei durchaus gewollt ihren Beitrag zum Projekt zu leisten. Um Licht ins Dunkle zu bringen soll für die Gemeinderatssitzung im November ein Sprecher der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft eingeladen werden, der die genauen Zahlen für die Gemeinde Samerberg offenlegen soll. Dabei soll beispielsweise die Nutzung im Laufe der ersten Betriebsjahre verglichen werden und gleichzeitig der der anderen Gemeinen gegenübergestellt werden. Der Gemeinderat erhofft sich so ein klares Bild verschaffen zu können und zum Jahresende die richtige Entscheidung für oder gegen das Rosi-Model treffen zu können.