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Abstimmung über Rufbus-System „Traudl“

Gemeinderat Übersee entscheidet über die Zukunft des Rufbusses

Könnte ein wichtiger Haltepunkt für den Rufbus „Traudl“ werden: der Bahnhof in Übersee.
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Könnte ein wichtiger Haltepunkt für den Rufbus „Traudl“ werden: der Bahnhof in Übersee.

Im Gemeinderat von Übersee wurde erneut über den Rufbus „Traudl“ diskutiert: Nachdem Seeon-Seebruck ausgestiegen ist, wurden Konzept und Finanzierung neu ausgearbeitet. Wird sich Übersee finanziell an den Kosten beteiligen?

Übersee – Der Rufbus „Traudl“ war erneut heiß diskutiertes Thema im Gemeinderat. Erst im März hatte sich das Gremium mit 14 zu 3 Stimmen für den „haltestellenbezogenen Bedarfsverkehr“ (on-Demand-Verkehr) ausgesprochen, allerdings nur, wenn alle fünf Gemeinden zusammen mit Übersee, Chieming, Grabenstätt, Grassau und Seeon-Seebruck sich anschließen.

Die Gemeinde Seeon-Seebruck ist inzwischen ausgestiegen, sodass das Konzept und die Finanzierung durch das Landratsamt neu für die vier verbleibenden Gemeinden erarbeitet wurden, erklärte Bürgermeister Herbert Strauch (FW, Freie Wähler) in der jüngsten Sitzung.

Abgelegene Ortsteile erreichbar machen

Es wird davon ausgegangen, dass im ländlichen Raum und einem Flächenlandkreis wie Traunstein Buslinien nie jeden kleinen Ortsteil oder Weiler erschließen können. Ein flexibler Bedarfsverkehr in Übersee könnte künftig auch abgelegene Teile erreichbar machen. Das Konzept „Traudl“ ist angelehnt an den Rufbus „Rosi“ im Landkreis Rosenheim, der elf Gemeinden rund um Prien von Aschau bis Frasdorf und Samerberg anfährt und an Rufbus „Rupi“ rund um den Waginger See.

Nach ausgiebiger Diskussion beschloss der Gemeinderat diesmal mit zwei Stimmen Mehrheit, 10 zu 8, sich finanziell an den entstehenden Kosten für „Traudl“ gemäß der vom Landkreis Traunstein erstellten Grob-Kosten-Schätzung zu beteiligen.

30 Haltestellen im Gemeindegebiet

Die Höhe der geschätzten Kosten beläuft sich zwischen 77 500 Euro im ersten Betriebsjahr und rund 106 000 Euro im zweiten. Die Kosten gelten für Betriebszeiten von 6 Uhr bis 22 Uhr täglich, auch am Wochenende. Haltestellen von „Traudl“ sind die bestehenden ÖPNV-Haltestellen und die von der Gemeinde bereits festgelegten reinen „Traudl“-Haltestellen, in Übersee mehr als 30. Mit der endgültigen Realisierung von „Traudl“ sei voraussichtlich im dritten Quartal 2025 zu rechnen.

Der Bürgermeister votierte überzeugt für den Rufbus. Finanziell sei es zwar ein Haufen Geld, aber in der Finanzplanung seien bereits 74 000 Euro ab 2025 eingestellt. Die Investition werde sich lohnen, denn die Leistung an 365 Tagen im Jahr von 6 bis 22 Uhr käme sowohl, Senioren und Azubis, wie auch Kindern und Jugendlichen zu Gute, nicht zu vergessen die Verbesserung des touristischen Angebots. Der Beschluss gilt unter dem Vorbehalt, dass die Regierung von Oberbayern die in Aussicht gestellte Förderung gewährt.

Diskussion um die Kosten

In der Diskussion bezeichnete Stefan Berres (CSU) „Traudl“ mit der Feinsterschließung abgelegener Weiler als „Luxusausführung des ÖPNV“. Übersee sei ein „Straßendorf“, so dass rund 80 Prozent der Einwohner schon jetzt auf den öffentlichen Nahverkehr zugreifen könnten. Das anfallende Geld sei einfach zu viel. Marco Ehrenleitner (CSU) stimmte dem zu, denn die Gemeinde habe aktuell schon sehr viele Pflichtaufgaben. Zum jetzigen Zeitpunkt lehne er das Konzept ab. Auch Ursula Geiger (Gemeinsam für Übersee, GfÜ), die im Krankenpflegeverein Übersee aktiv ist, sagte, der Verein könne den Transport von alten und kranken Menschen abdecken. Auch sie schreckten die Kosten.

Christoph Maier (CSU) gab zu bedenken, dass es in drei oder vier Jahren zu spät sein könne, wenn man jetzt zögere. Stefan Haneberg (GfÜ) sagte, der Gemeinderat müsse sich „haushaltstechnisch disziplinieren, um auch künftig handlungsfähig zu bleiben“. Es handle sich schließlich um ein Projekt, das zu 90 Prozent subventioniert werde.

„Sollten Chance nutzen“

Hans Schönberger (Freie Wähler) meinte, das „Traudl“ käme sicher den Bürgern zu Gute. Es müsse nicht überall ein großer Gewinn rauskommen. In sozialer und touristischer Hinsicht war er dafür. Wolfgang Hofmann (BP, Bayernpartei) forderte seine Ratskollegen auf „springts über euren Schatten“. In Teilen von Rosenheim und Berchtesgaden hätten die Rufbusse große Erfolge. „Wir sind eine Gemeinschaft und sollten die Chance nutzen“, so Hofmann. Leo Segin (GfÜ) sprach sich gegen das Projekt aus, weil man noch nicht sehen könne, wie es in vier bis sechs Jahren um die Gemeindefinanzen stehe.

Hans Thullner (Grüne) sagte, dass auch der Bahnhof durch „Traudl“ aufgewertet werde. Sicher sei der Rufbus nicht notwendig für Leute, die schon drei „Schlitten in der Garage“ stehen hätten, aber es sei sicher kein „Nice-to-have“ – Projekt, sondern für viele Menschen, die weit ab wohnen, einfach notwendig. Er hielt es für ein „fatales Signal“, jetzt nicht zuzusagen.

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