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Doch es herrscht nicht nur Freude im BRK-Laden

Nachhaltig und voll im Trend: Immer mehr junge Kolbermoorer setzen auf Second-Hand-Mode

Seit seiner Eröffnung vor 18 Jahren sind (von links) Renate Baur, Hannelore Drewlo und Johanna Zeiler ehrenamtlich im Kolbermoorer Second-Hand-Ladens tätig. Claudia Seethaler (rechts) ist die Teamleiterin des Ladens. Immer mehr jungen Kunden kaufen hier ein, weil sie nachhaltig leben und sich gleichzeitig modern kleiden wollen.
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Seit seiner Eröffnung vor 18 Jahren sind (von links) Renate Baur, Hannelore Drewlo und Johanna Zeiler ehrenamtlich im Kolbermoorer Second-Hand-Ladens tätig. Claudia Seethaler (rechts) ist die Teamleiterin des Ladens. Immer mehr jungen Kunden kaufen hier ein, weil sie nachhaltig leben und sich gleichzeitig modern kleiden wollen.

Second Hand ist voll im Trend – nicht nur bei Menschen, die mit kleinen Einkommen über die Runden kommen müssen, sondern auch bei jenen, die nachhaltig leben und faire Kleidung tragen wollen. Darüber freuen sich die Mitarbeiter des Kolbermoorer Möbel- und Kleiderladens des Roten Kreuzes. Ein anderer Trend wiederum ärgert sie gewaltig.

Kolbermoor – 18 Jahre alt wurde er jetzt alt, der Secondhandladen des Roten Kreuzes in der Rosenheimer Straße 7. Damit ist er genau so alt, wie nicht wenige seiner Kunden. „Die bei uns einkaufen, werden nämlich immer jünger“, sagt Claudia Seethaler, die beim Roten Kreuz des Landkreises für insgesamt sechs Second-Hand-Läden zuständig ist. Längst überwunden ist, so stellt sie fest, die alte Vorstellung einer „Kleiderkammer“, in die man sich nur scheu hineindrückte, weil damit offensichtlich wurde, dass man knapp bei Kasse war.

Einkaufen auch ohne Berechtigungsschein

Auch der Second-Hand-Laden in Kolbermoor trat schon zu Anfang mit dem Anspruch an, ein echtes Modegeschäft zu sein, nur eines mit wirklich bezahlbaren Preisen eben.

Seit einigen Jahren aber gib es für immer mehr Kunden noch einen anderen Grund, dort einzukaufen: die Nachhaltigkeit. Vorreiter sind hier die jüngeren Leute, für die Klimaschutz und Nachhaltigkeit offenbar schon zu festen Werten in ihrem Weltbild geworden seien, erklärt Seethaler. „Da ist zum einen die Überzeugung, dass es unsinnig ist, noch bestens tragbare Kleidung wegzuwerfen, nur weil sie einem nicht mehr gefällt. Wird sie stattdessen an die Second-Hand-Shops gespendet, findet sie neue Besitzer und somit ein zweites Leben.“

Und noch etwas Wesentliches kommt hinzu: Kleidung, bei der man davon ausgehen kann, dass sie unter möglichst fairen Bedingungen hergestellt wurde, gehört – neu gekauft – meist nicht zu den Schnäppchenartikeln, sondern ist eher hochpreisig. Im Second-Hand-Shop aber wird sie für jeden bezahlbar.

Von daher ist es selbstverständlich, dass der Kolbermoorer Second-Hand-Laden unlängst auch auf dem Synergiefestival der Stadt zu finden war. Denn dort ging es ja genau darum, in möglichst vielen Lebensbereichen auf nachhaltige Weise Sparpotenziale zu finden. Die Second-Hand-Shops seien hierfür eine ideale Möglichkeit, meint Seethaler: „An der Stromrechnung oder den Heizkosten zu sparen, ist schwierig. Bei der Kleidung aber kann ich es, und das ohne jede Einbuße.“

Müll vor der Haustür ist eine Belastung für das Team von Claudia Seethaler, denn er muss entsorgt werden.

Auch für das Rote Kreuz war das Synergiefestival ein Erfolg, denn am Verkaufsstand fanden sich etliche Leute ein, die nie zuvor im Laden waren. „Potenzielle Neukunden“ seien das gewesen, meinen auch Fariha Maulahi und Ilse Möser, zwei von 30 ehrenamtlichen Mitarbeitern des Kolbermoorer Second-Hand-Ladens: „Und von neuen Kunden kann man nie genug haben.“

Gerade für diese, so Seethaler, sei ein Hinweis wichtig: In die Einkommensgruppen, für die es Berechtigungskarten gibt, fallen weitaus mehr Menschen als man annimmt. Bei einer alleinstehenden Person etwa liegt die Grenze bei einem Einkommen von 2245 Euro brutto, für eine Familie mit einem Kind gilt ein Haushaltseinkommen von 4736 Euro. Mit diesen Berechtigungskarten erhalten Kunden im Second-Hand-Laden auf die sowieso schon äußerst günstigen Preise noch einmal 50 Prozent Nachlass. Nähere Informationen gibt es dazu an der Kasse jedes Second-Hand-Shops.

Mit wenig Geld fair gekleidet

Den Beweis dafür, dass es für die günstigen Preise für Ware aus zweiter Hand eben nicht nur „Abgelegtes“ sondern wirklich Topmodisches gibt, tritt wieder die junge Kundschaft an: Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist nur ein Grund für sie, dort einzukaufen. Der andere ist, dass sie sich dort auch mit ganz wenig Geld modisch aktuell einkleiden können. Hilfreich, so Seethaler, sei dabei das große Angebotsspektrum der Läden, weshalb auch jede Altersgruppe etwas finden könne: Denn viele der jungen Kunden suchten nicht nur nach jugendlicher Kleidung, sondern derzeit auch nach Kleidungsstücken, die man eher einer älteren Generation zuordnen würde: Retro-Look ist eben gerade voll im Trend.

Müll vorm Geschäft: Neue „Entsorgungsmentalität“ verursacht Aufwand und Kosten

Sauber, intakt und vollständig – so sollte alles sein, was an die Secondhandläden gespendet wird. „Wir haben in den Läden keinen Platz, um Wasch- oder Spülmaschinen aufzustellen“, erklärt Claudia Seethaler: „Wir haben auch gar nicht die Zeit, die gespendete Ware noch mühsam aufzubereiten.“ Die Folge: „Alles, was in keinem verkaufsfähigen Zustand ist, müssen wir entsorgen.“ Genau diesen Begriff – das „Entsorgen“ – nehmen aber einige Menschen allzu wörtlich.

Alle Second-Hand-Läden des Roten Kreuzes leiden darunter, dass sich immer häufiger am Morgen vor der Ladentür Müll befindet: Von Kartons mit dreckiger Kleidung, verschmutztem Spielzeug bis zur großen, aber ruinierten Couchgarnitur – es ist buchstäblich alles dabei. Für die Läden ist diese Entsorgungsmentalität ein enormes Ärgernis und ein großes Problem, denn der Müll muss entsorgt werden. Dafür müssen die Läden zahlen, denn schließlich steht der Müll vor ihrer Tür.

Werden Kleiderspenden einfach vor der Tür abgelegt, sind sie meist kaum noch verkaufstauglich.

Selbst eigentlich gut erhaltene Kleidung ist meist nicht mehr zu gebrauchen, wenn sie nicht während der Öffnungszeiten im Laden abgegeben wurde, sondern etwa am Samstag vor die Tür gestellt wurde. Seethaler betont: „Samstag und Montag haben wir geschlossen, wir stoßen auf die Ware also erst am Dienstag. In der Zwischenzeit haben Wetter und Tiere ihr Zerstörungswerk schon vollendet.“

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