Pläne für Nord-Süd-Verbindung
Mehr Fahrradstraßen für Kolbermoor? Was der Ausbau für Autofahrer und Parkplätze bedeutet
Die Friedrich-Ebert-Straße zeigt seit letztem November, dass Fahrradstraßen in Kolbermoor bestens angenommen werden. Nun soll der nächste Schritt folgen: Der Aufbau einer Nord-Süd-Verbindung zwischen Oberer Mangfallstraße und Wilhelm-Zerr-Straße.
Kolbermoor – Komplexe Sachverhalte erfordern eine klare und verständliche Erklärung. Dies gilt insbesondere für Themen, die für Laien nicht offensichtlich sind, aber dennoch wichtig für ihr Verständnis. In Bezug auf die Fahrradstraße konnten die Stadträte in ihrer vergangenen Sitzung feststellen, dass Benjamin Neudert vom Planungsbüro Neudert genau der richtige Mann für diese Aufgabe ist. Aus diesem Grund wird er am Donnerstag, 11. April um 19 Uhr im Mareissaal anwesend sein, um den Bürgern die sogenannte Hauptroute 1 vorzustellen. Diese soll zwischen der Wilhelm-Zerr-Straße und der Oberen Mangfallstraße verlaufen und dabei die Sepp-Straßberger-, Albert-Schalper-, Pfarrer-Birnkammer- und Heubergstraße einschließen.
Anlieger dürfen Straße befahren
Benjamin Neudert erklärte den Stadträten zunächst, worum es bei einer Fahrradstraße eigentlich geht: Den Fahrradverkehr flüssig, bequem und vor allem sicher zu gestalten. Dabei soll der durchfahrende „Fernverkehr“ herausgehalten werden, ohne den Autoverkehr in diesen Straßen komplett zu verbieten. Alle Anlieger, also alle, die dort wohnen oder etwas zu erledigen haben, können die Straße nach wie vor und wie gewohnt befahren. Die Zufahrten zur Fahrradstraße bleiben offen.
Die Anwohner profitieren von der Fahrradstraße auch dann, wenn sie selbst nicht mit dem Rad fahren: durch eine gewisse Reduzierung und gleichzeitige Entschleunigung des Verkehrs. Dies bringt Vorteile in Sachen Lärm- und Feinstaubbelastung. Für die Fahrradfahrer liegt der Gewinn durch Fahrradstraßen sowieso auf der Hand. Die Friedrich-Ebert-Straße in Kolbermoor, die seit November vergangenen Jahres als „Vorreiter“ gilt, macht dies deutlich: Ihre Verlängerung zählt auf der Höhe des Rathauses durchschnittlich gut 800 Fahrradfahrer täglich. Unter der Woche passieren die Zählstelle sogar bis zu 1700 Radler am Tag.
Allerdings sind die Vorteile einer Fahrradstraße nicht ganz umsonst zu haben: Parkplätze können nicht im bisherigen Umfang erhalten bleiben. Autos müssen also mehr als bisher auf den eigenen Grundstücken oder in der Garage abgestellt werden. Hauptgrund hierfür ist vor allem die Mindestbreite, die die Fahrbahn einer Fahrradstraße vom Gesetz her haben muss. Die Einhaltung dieser Vorgabe ist nicht nur Pflicht, sie hat auch unmittelbare Auswirkungen auf den Geldbeutel der Stadt: Nur eine „ordnungsgemäße“ Fahrradstraße ist förderungsfähig. Hierbei geht es immerhin um bis zu 75 Prozent der Kosten. Bei einem Bauvorhaben, das auf etwa 700.000 Euro hochgerechnet wird, ist das keine Summe, die man vernachlässigen kann. In der Sitzung wurde noch überlegt, ob bei der nun anstehenden Detailplanung vielleicht noch der eine oder andere zusätzliche Parkplatz herausgekitzelt werden könnte.
Sebastian Daxeder (CSU) stellte die Frage, ob Parken auf der Straße nicht vielleicht zeitlich befristet, also in den Nachtstunden, ermöglicht werden könnte. Eine Idee, die, wie Benjamin Neudert meinte, bislang noch nicht umgesetzt wurde. Man werde sich deshalb um Klärung bemühen, ob das prinzipiell möglich wäre. Alle weiteren Herausforderungen der Strecke, wie etwa die Verkehrsführung am Knotenpunkt Sepp-Straßberger-Straße in Richtung Albert-Schalper-Straße, konnte die vorgestellte Planung nach Ansicht der Stadträte überzeugend meistern.
Eine Engstelle bleibt weiterhin
Auch mit der Tatsache, dass die Unterführung der Staatsstraße vorerst eine Engstelle bleibt, die sich Fußgänger und Fahrradfahrer teilen, konnte man leben. Man folgte hier der Argumentation von Bürgermeister Peter Kloo, der betonte, dass es besser sei, ein Projekt zu 90 Prozent erfolgreich und dabei zeitnah umsetzen zu können, als ewig darauf zu warten, bis möglicherweise irgendwann einmal hundert Prozent zu erreichen wären.
Das vorgestellte Planungskonzept wurde vom Stadtrat dann mit nur einer Gegenstimme befürwortet. Damit ist der bisherige Entwurf einer Nord-Süd-Route durch Kolbermoor zu einer offiziellen und damit tragfähigen Planung der Stadt geworden, die nun den Bürgern vorgestellt und mit ihnen besprochen wird.