Am Wildenwarter Kirchenbergerl
Wie Frasdorf beim Bau des neuen Kinderhauses eine Vorbildfunktion einnehmen will
Am Wildenwarter Kirchenbergerl soll ein Kinderhaus entstehen, in dem 2025 der Betrieb starten soll. Die Frasdorfer Gemeinderäte wollen, dass die Gemeinde bei dem Projekt eine Vorbildfunktion einnimmt.
Frasdorf – „Die ersten Kinder sollen zum Kindergartenjahr 2025 in das neue, gemeinsam gebaute Kinderhaus der Gemeinde Frasdorf und der Marktgemeinde Prien einziehen, deshalb müssen wir den Planern jetzt eine Richtung vorgeben“, eröffnete Bürgermeister Daniel Mair (CSU) den Abstimmungsreigen für das künftige Aussehen des Kinderhauses Wildenwart.
Jürgen Firnhofer und Svenja Rohde vom Rosenheimer Architekturbüro Firnhofer und Günther erläuterten dem Gremium die Möglichkeiten der Planungsvarianten für die Gewerke Heizung, Lüftungsanlage, PV-Anlage, Zwischendeckenausführung und Gebäude-Energieeffizienzklasse.
Kommune mit Vorbildfunktion
Alle Gemeinderäte waren sich darüber einig, dass die Gemeinde Frasdorf beim Bau der neuen Kindertagesstätte eine Vorbildfunktion habe und entsprechend energieeffizient bauen müsse. Darüber hinaus habe die Gemeinde als Bauherrin sämtliche gültige Vorschriften für Energiesparmaßnahmen zu beachten. Das gelte vom Bau bis zur Ausstattung und der Energieversorgung des Gebäudes.
Pfahlbohrung notwendig
Die beiden Architekten stellten noch einmal den Bau und die grundsätzliche Einteilung der Räumlichkeiten in Kindergarten-, Kinderkrippen- und Hortgruppen vor. Wegen der Bodenverhältnisse sei eine Pfahlbohrung notwendig, das Bauwerk müsse, um die notwendige Standsicherheit zu erreichen, mit der Betonbodenplatte auf diesen Betonpfählen errichtet werden. Das Erdgeschoss darüber werde in Beton ausgeführt, lediglich an der Südseite sei die Verwendung einer Holzwand möglich. Die Betonwände im Erdgeschoss sind notwendig, um den Druck des Geländes von Norden her auf das Bauwerk abzufangen.
Bereits mit der allerersten Abstimmung stellte das Gremium dann die Weichen für den Neubau: Gegen die Stimmen der Dritten Bürgermeisterin Gabriele Stein (FWU), von Georg Bohrer (FWW) und Franz Voggenauer (CSU) entschied sich der Gemeinderat, das Kinderhaus Wildenwart in der Gebäude-Energieeffizienzklasse 40 zu erstellen und beauftragte die Verwaltung, einen Förderantrag einzureichen. Klaus Ofner (FWU) stellte klar, dass man mit dieser grundsätzlichen Entscheidung alle weiteren Entscheidungen vorweggenommen habe, da die Ziele der Klasse 40 nur mit entsprechender Ausstattung verwirklicht werden können.
So gab es bei der Wahl der künftigen Heizungsanlage nur theoretisch die Auswahl zwischen einer Wärmepumpenheizung und einer Pelletsheizung. Praktisch verblieb nur die Möglichkeit Wärmepumpe. Das Gremium gab dem Fachplaner noch die Aufgabe mit, eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zwischen einer Luftwärmepumpe und einer Erdwärmepumpe zu erstellen und im Gremium vorzustellen.
Keine Pelletsheizung
Der Vorschlag Pelletsheizung wurde verworfen, weil damit das angestrebte Energieziel nicht erreicht werden könne. Eine Anbindung des gesamten Bauensembles am Kirchbergerl mit Pfarrheim, Pfarrhaus, Christkönigskirche und Schule an eine neue gemeinsame Pelletsheizung wurde verworfen, „da das Kinderhaus noch in diesem Jahrzehnt fertig werden solle“. Außerdem sei der Unterschied der Wärmeeffizienz in diesen Bauten aus neun verschiedenen Jahrzehnten so groß, dass eine einheitliche Wärmeversorgung aller mit einer einzigen Heizung nicht möglich sei. Auch hier stimmten Gabriele Stein, Georg Bohrer und Franz Voggenauer dem Mehrheitsbeschluss Wärmepumpenheizung nicht zu.
Für die Belüftungsanlage schlugen die Planer eine dezentrale Lösung mit einer Lüftungsanlage für die Sanitärräume, die Küche, die Krippenruheräume, den Hausaufgabenraum und den Mehrzweckraum vor. Bei dieser Möglichkeit könnten die notwendigen Geräte in den vorhandenen Räumen eingebaut werden. Sollte sich das Gremium für eine Komplettbelüftung entscheiden, müsste ein weiterer Raum für die Anlage eingebaut und damit der Grundriss erweitert werden. Das Gremium entschied sich einstimmig für diese vorgestellte dezentrale Lösung.
Keine Einigkeit herrschte über die Ausführung der Zwischendecke zwischen den beiden Geschossen – Beton oder Holz? Nach eingehender Diskussion entschied sich der Gemeinderat mit acht gegen sechs Stimmen für die Holzbauweise. Die Verwaltung wurde beauftragt, einen Förderantrag an die Regierung von Oberbayern zu stellen.
Im Vorfeld war die PV-Anlage auf dem Dach des Kinderhauses im Gremium sehr umstritten, weil sie nicht in das Ensemble Kirchenbergerl passe und das harmonische Erscheinungsbild störe. Nach der Erklärung der heutigen Möglichkeiten, eine PV-Anlage zu bauen, durch den Elektroplaner wurden die Bedenken weitestgehend zerstreut. Vor allem der künftige Energiebedarf für die Heizung und Lüftung des Hauses und die damit verbundenen Energiekosten führten zu einem Sinneswandel: Gegen die Stimme von Georg Bohrer beschloss das Gremium, eine PV-Anlage auf dem Kinderhaus zu planen. Der Planer erhielt den Auftrag, die wirtschaftlichste Größe für diese Anlage mit einem Batteriespeicher auf den Strombedarf des Kinderhauses zu berechnen. Außerdem solle er eine Kostenberechnung einer PV-Anlage für die komplette Dachfläche Süd und Nord vorstellen.
Baukörper wird verschoben
Zum Abschluss fasste der Gemeinderat noch einstimmig den Beschluss, den gesamten Baukörper um etwa vier Meter nach Süden zu verschieben und damit den gesamten Parkplatz mit 30 benötigten Stellplätzen zwischen dem Kinderhaus und dem Pfarrheim unterzubringen. Durch die Verlagerung des Kinderhauses nach Süden werde die exponierte Lage am Hügel etwas entschärft und das Pfarrheim behalte seine Aussicht auf die Berge. Die bisher vorgesehenen und eingeplanten Spielflächen und Freiräume im südlichen Grundstücksbereich bleiben auch bei dieser Lösung erhalten.