Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Bürgermeister berichtet von Bürger-Beschwerden

Leere Versprechungen? Warum Frasdorf die Zusammenarbeit mit „Unsere Grüne Glasfaser“ beendet

In Frasdorf warb das Unternehmen „Unsere Grüne Glasfaser“ (UGG) aus Ismaning im Stil von Drückerkolonnen um Kunden für einen Glasfaseranschluss.
+
In Frasdorf warb das Unternehmen „Unsere Grüne Glasfaser“ (UGG) aus Ismaning im Stil von Drückerkolonnen um Kunden für einen Glasfaseranschluss.

„Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“, fasste ein Frasdorfer Gemeinderat die Entscheidung des Gremiums zusammen, die Zusammenarbeit mit der Firma „Unsere Grüne Glasfaser“ (UGG) aus Ismaning zu beenden und den bereits geschlossenen Pachtvertrag für das Baustellenlager aufzulösen.

Frasdorf – Gegen die Stimmen von Julian Richter (PFWF) und Benno Voggenauer (CSU) entschied sich das Gremium mit zwölf gegen zwei Stimmen, diese für Frasdorf unerfreuliche Geschäftsbeziehung ein für alle Mal zu beenden.

Unternehmen machte viele Versprechungen

Bürgermeister Daniel Mair berichtete dem Gemeinderat bei der jüngsten Sitzung über die letzten Entwicklungen in dieser unendlichen Geschichte. In zwölf Sitzungen des Gemeinderates stand das Thema auf der Tagesordnung von der ersten Vorstellung des Projekts im Dezember 2021 bis zum vorläufigen Ende in der jüngsten Sitzung. „Glasfaser gibt es jetzt für umsonst“, nach dieser Präsentation durch die damaligen Repräsentanten der UGG beschloss das Gremium den Glasfaserausbau in der Gemeinde zu forcieren und die UGG mit der Verwirklichung zu beauftragen.

Ohne Förderanträge und Kostenbeteiligung des Ortes oder seiner Bürger, ohne jegliche Machbarkeitsstudie und Wirtschaftlichkeitsprüfung hatte das Glasfaserunternehmen dem Dorf einen großflächigen Glasfaserausbau versprochen. Selbst außerhalb liegende Bauernhöfe würden angeschlossen, so das Versprechen. Nach den Vorstellungen der Firma sollte der Ausbau bereits 2022 begonnen werden, für die Gemeinde kostenfrei sein und womöglich noch im selben Jahr zum Abschluss kommen. Das Unternehmen sagte sogar zu, nicht darauf zu warten, dass genügend Interessenten Vorverträge unterschreiben. Es versprach, sofort mit der Feinplanung für den flächendeckenden Ausbau loszulegen. Das sei möglich, weil eigenwirtschaftlich ausgebaut werde, erklärte das Unternehmen: Es setze weder staatliche Fördermittel ein, noch wälze es Kosten auf die Steuerzahler ab. Ohne Bürokratie ginge es schneller.

Grobe Handskizze als Grundlage

Die Firma UGG legte der Gemeinde Frasdorf auf Anforderung eine erste Planung vor, die aber im Endeffekt nur aus einer groben Handskizze bestand, die in den Ortsplan von Frasdorf eingezeichnet war; dabei wurde keinerlei Rücksicht auf bestehende Grundstücksgrenzen oder auf eine Unterscheidung von öffentlichem und privatem Grund genommen. Die Gemeindeverwaltung forderte daraufhin eine Feinplanung an, die diese Faktoren beachten solle. Es folgte eine weitere Planskizze mit einem Gewirr blauer Linien im Ortsplan, ebenfalls ziemlich willkürlich über das bestehende Straßennetz im gesamten Ortsbereich verteilt. „Die Pläne wurden lediglich per Mail zugesandt. Als die Gemeinde darauf bestand, die Originale für die Unterschrift zu erhalten, wurde das unterlassen.“

Zeitgleich begann die Firma UGG ziemlich aggressiv im gesamten Ortsbereich entlang der vorgesehenen Trassen Kunden für das neue Glasfasernetz zu akquirieren. Bürgermeister Mair berichtete von zahlreichen Beschwerden erboster Bürger über das Verhalten der Werbekolonne und bat die Verantwortlichen, diese Werber zurückzuziehen und durch geeignetes Personal zu ersetzen.

Dabei hatte die Gemeindeverwaltung ständig mit neuen Ansprechpartnern bei der UGG zu tun, der Personalwechsel bei der UGG scheint groß zu sein, fest zugesagte Rückanrufe wurden nicht getätigt, feste Absprachen mit den ersten Ansprechpartnern wurden nicht eingehalten, weil es diese Partner anscheinend nicht mehr gab. Die UGG hatte zu einem Zeitpunkt, an dem nach ihrer ersten Ankündigung bereits 50 Prozent der Gemeinde versorgt sein sollten, noch nicht einmal mit den Bauarbeiten angefangen. Als Begründung wurde angegeben, man benötige zuerst einen PoP-Standort, also eine Kabelzentrale, bei der alle Kabelstränge zusammengefasst würden. Dann werde man sofort mit mehreren Baukolonnen gleichzeitig an mehreren Stellen im Gemeindegebiet mit den Tiefbauarbeiten anfangen.

Gemeinsam einigten sich die Parteien auf einen zentralen Standort für den PoP-Standort nahe dem großen Kinderspielplatz in der Ortsmitte. Die Gemeinde bat darum, den vorgesehenen Betonwürfel mit einem Holzmantel zu verkleiden, um ihn in die Umgebung einzufügen. Die Antwort der UGG lautete, das sei aus brandschutztechnischen Gründen nicht möglich. Als die Gemeinde Frasdorf den Ansprechpartnern ein Bild mit einem holzverschalten PoP-Standort in einer Nachbargemeinde vorlegte, war es plötzlich doch möglich, und die UGG wollte nur noch letzte technische Details klären und danach sofort mit den Tiefbauarbeiten beginnen.

Kommunikation eingestellt

„Auf diese technischen Absprachen warten wir heute noch“, erklärte Bürgermeister Mair. „Wir haben der UGG eine letzte Frist gesetzt, aber auch diese Frist verstrich ungenützt. Man spricht nicht mehr mit uns. Der Kontakt ist seit Anfang Januar 2023 vonseiten der UGG komplett eingestellt worden. Mehrfache Anfragen wurden nicht oder nur unzureichend beantwortet.“

Mittlerweile wurde in mehreren Gemeinden in Oberbayern die Zusammenarbeit mit der Firma UGG beendet, zum Teil weil die UGG sich nicht mehr in der Lage sah, die bestehenden Verträge zu erfüllen, zum Teil auch, weil die Gemeinden mit den Leistungen unzufrieden waren und ihrerseits die Zusammenarbeit beendeten.

Kommentare