Stute sieben Tage vermisst
Eggstätter Fuchsstute Piarella plötzlich verschwunden – Pferd nach einer Woche tot aufgefunden
Die 19-jährige Stute Piarella war über Nacht aus ihrem Stall bei Eggstätt plötzlich verschwunden. Sieben Tage fehlte jede Spur von dem Pferd. Am Dienstagabend (2. Juli) findet der Fall nun offenbar ein trauriges Ende.
Update: 2. Juli, 18:15 Uhr
Nach Informationen der OVB-Heimatzeitungen wurde die Stute nun tot in einem Waldstück aufgefunden. Weitere Informationen folgen in einem gesonderten Bericht.
Erstmeldung:
Eggstätt – Bernhard Hering wollte seinen Augen nicht trauen. Am Mittwoch (26. Juni) kam er wie an jedem Morgen zu seinem Stall in Meisham. Hier hält er drei Bayrische Warmblüter: die Stuten Piarella (19), Prinzess (16) und Chardonnay (15). Doch an jenem Morgen fehlte eines der Pferde: Piarella. „Sie würde nie weglaufen“, ist sich Hering sicher. „Sie ist ein sogenannter Kleber und immer an der Seite ihrer Halbschwester Prinzess.“
Pferdezucht als Hobby
Seit vielen Jahren züchtet der pensionierte Polizeibeamte in seiner Freizeit Pferde. Um ein ideales Fohlen für die Dressur zu züchten, suchte er für seine Trakehner-Stute den passenden Vater und fand ihn in Hengst Dimension. „Er war der Sohn von Donnerhall, einem erfolgreichen deutschen Sportpferd und zugleich einem der gefragtesten Zuchthengste“, skizziert er die Herkunft.
Mit Piarella erfüllten sich all seine Hoffnungen: Das Fohlen hatte ein rötlich-braunes Fell und eine weiße, keilsternförmigen Blesse, wie der weiße Fleck auf der Stirn bezeichnet wird. „Ich hatte mir ein Fohlen mit vier weißen Stiefeln gewünscht“, erinnert sich Hering. Und auch das brachte Piarella vor 19 Jahren mit auf die Welt. Vier gleiche, etwa 30 Zentimeter hohe, halbweiße Füße. „Das ist sehr selten, das gibt es unter 10.000 Pferden vielleicht einmal“, sagt er stolz.
Keine Spur von der Fuchsstute
Nun ist die Bayern-Warmblut Fuchsstute verschwunden. „Ich habe in Meisham an der Pittenharter Straße einen Freilauf-Stall. Die Tiere können sich ganz nach Belieben auf der Weide oder im Stall aufhalten“, beschreibt Hering seine Tierhaltung. „Aufgrund der aktuellen Mückenplage haben sich die Pferde am Abend vor allem am Unterstand aufgehalten.“
Am Morgen des 26. Juni kam Hering gegen 9.30 Uhr zum Füttern. Piarella war verschwunden. Die beiden anderen Pferde waren noch da, befanden sich im Stallbereich. „Piarella war eigentlich immer in unmittelbarer Nähe ihrer Halbschwester Prinzess, wich ihr so gut wie nie von der Seite und reagierte selbst auf kurze Trennungen meist mit einem Wiehern“, charakterisiert Hering die Stute.
Nach ihrem mysteriösen Verschwinden kontrollierte er das gesamte zum Stallbereich gehörende Areal, suchte in der näheren und weiteren Umgebung nach dem Tier. Selbst die Feuchtgebiete und sumpfigen Bereiche der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte nahm er in Augenschein, falls das Pferd dort eventuell gestürzt sein könnte oder feststecken sollte. Ohne jede Spur.
Diebstahl kann nicht ausgeschlossen werden
„Das Verschwinden ist für mich aufgrund der engen Bindung zu ihrer Schwesterstute nicht nachvollziehbar“, sagt der Pferdezüchter. Deshalb kann er auch einen Diebstahl nicht ausschließen. Nachbarn haben am Mittwochmorgen einen weißen Anhänger in der Nähe von Meisham beobachtet. „Andererseits treffen wir uns mit Pferdefreunden natürlich auch oft an den Stallungen, um gemeinsame Kutschfahrten zu unternehmen“, schränkt er ein. Deshalb sei es normal, dass Pkw mit Pferdeanhängern bei Meisham beobachtet werden.
Einfach am Halfter gepackt und weggeführt?
Ein anderer Verdachtsmoment: Chardonnay und Prinzess hatten aufgrund der Mückenplage kein Halfter um, weil sie sich aufgescheuert hatten. „Piarella hingegen schon, also könnte ein Dieb sie einfach am Halfter gepackt und weggeführt haben.“
Bernhard Hering hat bei der Polizeiinspektion Prien Anzeige gegen Unbekannt erstattet, denn auch ein Fakt könnte Dieben in die Hand spielen: „Wer von ihrer Abstammung erfahren hat oder ihren Gang gesehen hat, könnte Interesse an einer Zucht mit der Stute haben“, vermutet der 77-Jährige. Er weiß, dass bei einer 19-jährigen Stute kaum noch die Hoffnung auf ein Fohlen besteht. Doch Fremde sehen einem Pferd sein wahres Alter nicht an.
Gechipt und gebrandmarkt
Die 19-jährige Bayern-Warmblut Fuchsstute Piarella ist beim Landesverband Bayerischer Pferdezüchter unter der Lebens-Identifikationsnummer DE 48181010391 – 2005 als deutsches Sportpferd eingetragen. Sie trägt einen Chip und an der linken Hüfte die Brandnummer 2005. Das Pferd ist ausgebildet in Dressur, Vielseitigkeit und Fahren. Es hat einen Wert von etwa 15.000 bis 20.000 Euro. Der ideelle Wert lässt sich nicht beziffern. „Offiziell verkaufen könnte man Piarella eigentlich nicht, weil man dazu den Pferdepass bräuchte“, macht sich Bernhard Hering Sorgen um den Verbleib und das Wohlergehen seines Tieres.
Suche kann erst auf Grundlage von Hinweisen beginnen
Die Polizeiinspektion (PI) Prien hat die Anzeige aufgenommen und um Hinweise aus der Bevölkerung gebeten. Ohne diese kann die Suche nach Piarella nicht beginnen, denn „wir wissen nicht, wo wir ansetzen sollen, weil es keinerlei Anhaltspunkte gibt, wo sich das Pferd aufhalten könnte“, so ein Polizeisprecher auf OVB-Anfrage. Pferdediebstähle, so wie sie im Norden Deutschlands häufig vorkommen, sind im Landkreis Rosenheim nicht bekannt. „So etwas hatten wir hier noch nie“, ist aus der PI Prien und vom Polizeipräsidium Rosenheim zu erfahren.
Wer die Fuchsstute Piarella mit ihren vier weißen „Stiefeln“ und der weißen Blesse irgendwo sichten sollte, wird gebeten, die Polizei in Prien unter der 08051/90 570 zu informieren.