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Wie der Notruf 112 Leben rettet – Bergwachtler Florian Lotter im Gespräch
Der 11. Februar steht stellvertretend für die Notrufnummer 112. Für alpine Einsätze gibt es die Bergwacht. In einem Interview mit den OVB-Heimatzeitungen erklärt Florian Lotter, stellvertretender Geschäftsführer der Bergwacht Region Hochland, wie eine Rettung am Berg abläuft.
Text von Isabell Fischbacher/Katharina Koppetsch
Wie wird die Bergwacht zu einem Einsatz alarmiert?
Florian Lotter: Es ist genauso wie beim Landrettungsdienst, beim häuslichen Notfall oder bei Unfällen. Die Notrufe, die unter die 112 bei der Integrierten Leitstelle des Landkreises Rosenheim und Miesbach ankommen, werden von einem dortigen Mitarbeiter angenommen. Der Disponent sieht mittlerweile, mit den neunen Smartphones, wo sich der Melder befindet: Wo ist er in Not geraten. Diese Informationen werden der Bergwacht übermittelt. Durch den Funkmeldempfänger (Pieper) wird die zuständige Bergwacht beziehungsweise Rettungswache alarmiert.
Wie ist der Ablauf der Rettung?
Lotter: Nachdem der Notruf durch den Pieper empfangen wurde, meldet sich innerhalb von zwei Minuten, dies ist die gesetzliche Vorgabe, der Einsatzleiter, der für dieses Gebiet zuständig ist bei der Leitstelle. Der Einsatzleiter übernimmt den Einsatz und holt sich alle notwendige Hintergrundinformationen. Im Regelfall ist es die Telefonnummer des Anrufers, der den Notfall gemeldet hat. Der Einsatzleiter versucht, dann diesen zu erreichen, um Entscheidungen zu treffen, hinsichtlich passender Rettungsmittel wie Hubschrauber, Mannschaften oder spezielle Einsatzkräfte.
Wie viele Bergeinsätze gab es im vergangenen Jahr?
Lotter: Wenn man sich den Betrachtungszeitraum der vergangenen Saison vom 1. Mai bis 30. Dezember 2021 ansieht, ist es bayernweit zu 3650 Einsätzen und im Bereich der Region, im Landkreis Rosenheim bis Miesbach, zu 620 Einsätzen gekommen. Im Vergleich zu den Vorjahren sind die Zahlen deutlich gestiegen. Aufgrund der gestiegenen Zahl an Bergtouristen, die vor allem wegen der Coronaproblematik vermehrt ihren Urlaub in Deutschland und viele davon in den bayrischen Bergen verbracht haben, verbinden wir diesen Zusammenhang mit den gestiegenen Einsatzzahlen der Bergwacht..
Was sind die häufigsten Einsätze ?
Lotter: Es wird unter drei Arten von Einsätzen unterschieden: Notfall, Notarzt und Sondereinsätze. Unter Sondereinsätze fallen die Bergnot, Unfallgeschehen oder ein medizinischer Vorfall. Dies sind mit etwa 85 bis 90 Prozent die häufigsten Einsätze.
Wie sieht die Koordination mit anderen Rettungsdiensten aus?
Lotter: Es läuft die Koordination zwischen dem Einsatzleiter und der Integrierten Leitstelle. Das bedeutet, dass die Leitstelle unser direkter Ansprechpartner ist, wenn wir weitere Einsatzmittel benötigen. Zum Beispiel zum Weitertransport des Verunglückten. Nachdem die Retter wieder im urbanen Gelände angekommen sind, wird der Patient an den Rettungsdienst übergeben. Der Rettungswagen wird vorher vom Einsatzleiter über die Integrierte Leitstelle angefordert. Das gleiche gilt für einen Hubschrauber, wenn dieser benötigt werden würde, oder weitere Einsatzkräfte. Uns unterstützen die Landes- und Bundespolizei sowie die Bundeswehr.
Unterscheidet sich die Rettung eines Erwachsenen von der eines Kindes?
Lotter: Unsere Einsatzkräfte sind auch im Umgang mit Kindern geschult und können ein Augenmerk darauf legen. Wichtig ist auch die Betreuung der Eltern.
Wie sollte man sich verhalten, um eine schnelle Rettung zu gewährleisten?
Lotter: Eine zügige Alarmierung mit dem Notruf 112. Desto schneller man einen Anruf tätig, desto schneller kann geholfen werden. Für die Bergwacht ist es wichtig, dass der Melder in dem Bereich bleibt, in dem er den Notruf abgesetzt hat, um so den Rückruf des Einsatzleiters zu empfangen. Für eine Standortermittlung wäre es am geschicktesten, wenn er in der Nähe des Unfallorts bleiben würde.
Lotter: Wie viele Teammitglieder haben Sie?
In Bayern gibt es 3500 aktive Einsatzkräfte, 1000 die sich in der Ausbildung befinden und im Bereich Rosenheim Miesbach sind es 500 und etwa 70 Anwärter.
