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„Meine Kommunikation ist die Kulinarik”

Fastenbrechen zu Ramadan: Wie in Hittenkirchen verschiedene Kulturen zusammengebracht werden

Patrick Bellahouel setzt auf Völkerverständigung durch kulinarische Köstlichkeiten.
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Patrick Bellahouel setzt auf Völkerverständigung durch kulinarische Köstlichkeiten.

Dieses Jahr ist etwas Besonderes, denn der muslimische Fastenmonat Ramadan und die christliche Fastenzeit fallen zeitlich größtenteils zusammen. Das hat Patrick Bellahouel vom Landgasthof Hittenkirchen auf eine Idee zur Völkerverständigung gebracht. Durch Essen.

Bernau/Hittenkirchen – „Mein Mittel der Kommunikation ist ganz klar die Kulinarik”, sagt Patrick Bellahouel. Seit Februar 2020 betreibt er gemeinsam mit seiner Partnerin den Landgasthof Hittenkirchen. „Mit Essen kann ich verschiedene Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenbringen und sie irgendwie auf einen gemeinsamen Nenner bringen.” Am 10. März beginnt der muslimische Fastenmonat Ramadan. Und weil der sich in diesem Jahr mit der christlichen Fastenzeit überschneidet, hat sich Bellahouel etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

Mit 15 Jahren der erste Kontakt zum Ramadan

„Ich bin selbst zwar konfessionslos, aber ich bin in einem multikulturellen Umfeld aufgewachsen”, erzählt Patrick Bellahouel. Ein Teil seiner Familie stammt aus Tunesien. Sein Vater kommt von dort, seine Mutter ist in Deutschland geboren. Er ist in einem sehr liberalen Umfeld aufgewachsen, sagt er. Sein Vater habe nie an Ramadan gefastet, eine Tante dagegen sei komplett verschleiert. „Ich finde das toll, dass ich mit verschiedenen Religionen in Berührung kommen konnte”, sagt Bellahouel. Mit 15 Jahren, als der Ramadan mit den Sommerferien zusammenfiel, war er zu Besuch bei seinem Onkel in Marokko. Ein Besuch, an den er sich noch gerne erinnert. „Tagsüber war das Leben völlig eingeschlafen, abends hat der Trubel zugenommen und abends haben wir gemeinsam mit der Familie gegessen.” Sein Onkel lud auch wildfremde Menschen ein, ganz im Sinne des Ramadans. Es geht um das Teilen mit Menschen, denen es nicht so gut geht. 

Diese volle Wohnung und das Gewusel, wie er sagt, habe ihn damals sehr beeinflusst. Im Jahr darauf habe er das auch gemacht. Mit ein paar muslimischen Freunden, die gefastet haben, wurde der Ramadan als gemeinschaftliches Event zelebriert. „Wir haben uns an den Wochenenden bei irgendjemand zu Hause getroffen, haben gemeinsam gekocht und abends gemeinsam gegessen.” Ahmed, Bellahouels Mitarbeiter im Landgasthof Hittenkirchen, fastet selber während des Ramadans. „Er isst den ganzen Tag nichts, sondern erst abends daheim. Von Bekannten habe ich gehört, dass er damit nicht alleine ist.” Über die Jahre ist in Bellahouel die Idee gereift, daraus etwas Geselliges zu machen.

Grundidee ist die Völkerverständigung

Aus dieser Idee wurde der Plan, immer an den Freitagen während des Ramadans ein gemeinsames Fastenbrechen zu organisieren. „Besonders in der heutigen Zeit ist der Dialog besonders wichtig.” Die rechten Kräfte machen ihm Sorgen, sagt er. Es sei unheimlich, was da gerade passiere. Sein Ziel ist es, viele verschiedene Menschen aus allen möglichen Glaubensrichtungen an einen Tisch zu bekommen. „Ich finde es toll, dass sich zwei Weltreligionen eine Fastenzeit teilen. Es soll hier aber nicht religiös zugehen”, stellt er klar. Sein Ziel sei es, gemeinsam am Tisch zu sitzen, ein Essen zu teilen und ins Gespräch zu kommen. 

Viele Ideen für authentische Gerichte

Ab dem 15. März soll an vier Freitagen gemeinsam das Fasten gebrochen werden. „Wie das eben beim Fastenbrechen ist, sitzt man nicht alleine, sondern gemeinsam an einer großen Tafel bei uns im Saal.” Es sollen auch nicht einzelne Gerichte serviert werden, sondern ganz im „Famliy-Style” werden Teller und Schüsseln in die Mitte des Tisches gestellt, von denen man sich bedienen kann. „Erst wird es Milch und Datteln geben, aber dann kommen Suppentöpfe und weitere Sachen auf den Tisch”, sagt Bellahouel. Was es genau geben wird, ist noch in Planung. Was aber auf keinen Fall fehlen dürfe, sei Lablabi, ein Gericht aus der Heimat von Patricks Vater, Tunesien. Dabei handelt es sich um eine Suppe aus Kichererbsen mit Kreuzkümmel. Auch das Schmorgericht Molokhia ist ein heißer Kandidat. Dabei werden getrocknete Molokhia-Blätter zu einer Paste verarbeitet und dann mit Lammfleisch, Zwiebeln und Knoblauch gekocht. „Das sieht dann aus wie ganz, ganz dunkler Cremespinat”, schwärmt Bellahouel. Viele der Rezepte habe er sich von seinen Tanten organisiert, die echten Gewürze, die hier nur schwer zu bekommen sind, habe sein Cousin aus Nordafrika mitgebracht.

Es geht um die Verständigung

40 bis 50 Menschen kann Patrick Bellahouel an seiner großen Tafel unterbringen. Er hofft dabei auf eine bunte Mischung. „Es sollen Menschen zusammenkommen, die sonst eben nicht zusammenkommen. Ich fände es auch sehr cool, wenn bedürftige Menschen mit eingeladen werden.” Willkommen sei jeder. Es gehe eben um die Verständigung. Auch beim Essen und Trinken. Auch wenn normalerweise kein Alkohol und Schwein serviert wird, zeigt sich Bellahouel offen. „Ich setze lieber auf Brücken, als auf Verbote.”

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