Gemeinde Aschau verärgert: „Wir wurden getäuscht“
„Planungen einstampfen“: Ist das Hotelprojekt im Bergsteigerdorf Sachrang gescheitert?
Die Betreiberfirma des Hotelprojekts Sachrang erbost Aschauer Gemeinderäte mit ihren Plänen. Die Räte werfen der Springwatergroup vor, mit Begriffen wie „Mieteinheiten“ und „Alpenlodges“ etwas ganz anderes zu planen, als abgesprochen war.
Aschau – War das bereits der Anfang vom Ende der Hotelbaupläne im Bergsteigerdorf Sachrang, an der Stelle des Sachranger Hofes? Bürgermeister Simon Frank und der Aschauer Gemeinderat luden die Verantwortlichen der Springwatergroup Geschäftsführer Jürgen Böhmler, den Geschäftsführenden Gesellschafter Michael Cnyrim, und Projektentwickler Wolfgang Merx, die das Projekt am nördlichen Ortseingang von Sachrang verwirklichen wollen, zum Vortrag in die Gemeinderatssitzung ein.
Hier sollten sie dem Gremium ihre aktuellen Vorstellungen zum Bauvorhaben präsentieren. Bisher war das Vorhaben im Plenum weitgehend unumstritten, doch die aktuelle Werbung und die Präsentation der Planungen im Internet sprächen eine andere Sprache als die bisherigen Abmachungen und Versprechungen der Verantwortlichen.
Bürgermeister moniert neue Begriffe
Während die Ausführungen des Projektentwicklers Wolfgang Merx über den Abriss des bestehenden Gebäudes, die Asbestentsorgung, das Ergebnis des Bodengutachtens und die Schwierigkeiten bei der Standsicherheit des Neubaus weitgehend kommentarlos zur Kenntnis genommen wurden, wurde es beim Vortrag des Geschäftsführenden Gesellschafters Michael Cnyrim bereits laut im Plenum und im Zuschauerraum.
Als Cnyrim dann von „Mieteinheiten“ und „Alpenlodges“ sprach, war der Punkt erreicht, als die Stimmung kippte. Bürgermeister Simon Frank (ZfA) monierte, dass hier neue Begriffe eingeführt würden, die so zwischen den Vertragsparteien nicht abgesprochen seien. Die Gemeinde Aschau sei bisher stets davon ausgegangen, dass hier ein klassisches Hotel entstehe und Zweitwohnungen von vorne herein ausgeschlossen seien. Michael Cnyrim versuchte abzuwiegeln und erklärte dass hier lediglich zwei Begriffe für dieselbe Sache verwendet würden, die austauschbar seien. Was hier gemeint sei, das seien die typischen derzeit im Tourismus aktuellen Ferienwohnungen unter einem Dach.
Ein Großteil der Leistungen für die Feriengäste soll im Haus geboten werden oder in der allernächsten Umgebung, um weite Wege zu verhindern. Damit sich der Gast wohlfühlen könne, brauche er Appartementgrößen von 50 bis 100 Quadratmeter, diese würden hier geboten.
Eine Gastronomie mit 78 Sitzplätzen und weiteren 72 Sitzplätzen im Biergarten, ein Spa-Bereich, ein Schwimmbad im Haus und diverse Sport- und Freizeitmöglichkeiten bieten dazu alles, was für das Wohlbefinden gebraucht werde. Für das Restaurant habe man drei Zielgruppen im Auge: Tagesgäste, Einheimische und Feriengäste, für das Haus jedoch nur die länger bleibenden Feriengäste. Tagesgäste seien im Konzept des Hauses nicht vorgesehen. Hier hakte Christine Parigger (ZfA) ein: eine Nichtberücksichtigung der Bergsteiger und Kurzzeitgäste, die in der Regel nur eine Nacht blieben, bedeute für den Ort das Prädikat „Bergsteigerdorf“ aufs Spiel zu setzen.
Peter Thaurer (CSU) fühlte sich im falschen Film und von der Betreiberfirma getäuscht, weil seit der ersten Vorstellung im Juli 2021 stets klassisches Hotel angekündigt wurde. Simon Hoesch (ABL) erinnerte an die Forderungen des Gemeinderates, die durch diese Planungen nicht erfüllt wurden. Silke Helfmayer (FWG) bemängelte das vorliegende Betreiberkonzept.
Sebastian Pertl (FWG) warf Michael Cnyrim vor bisher viele schöne Worte gemacht zu haben, um die Wahrheit zu verschleiern. „Sie haben mit ihrer Werbung und dem Werbefilm im Internet unser Vertrauen verspielt, das in den vergangenen zwei Jahren mühsam aufgebaut wurde“. Die Gemeinde habe einen Bebauungsplan, der an dieser Stelle ein Hotel vorsehe und nichts anderes – auf alle Fälle keine Zweitwohnungen.
„Sie können diese Planungen einstampfen oder wieder von vorne anfangen, die aktuell vorliegenden Planungen sind weder dem Gemeinderat noch der Bevölkerung vermittelbar. Wir alle wurden durch sie getäuscht, da seit der ersten Vorstellung vor knapp zwei Jahren stets ein klassisches Hotel angekündigt wurde. Jetzt sollen Ferienwohnungen mit 50 bis 100 Quadratmetern Wohnfläche und Küchenzeilen entstehen, die erst ab einer Mindestbuchungsdauer von drei Tagen vermietet werden. Eine Küche in den Appartements, wie jetzt eingezeichnet, war bisher nicht vorgesehen und wurde eigenmächtig eingeführt. Das sind keine Hotelzimmer mehr, auch nicht in einem gehobenen Segment, sondern eindeutig Wohnungen. Woher die Restaurantplätze kommen können, entzieht sich auch der Kenntnis, 78 Plätze auf dieser engen Fläche sind nicht vorstellbar. Durch die Umwandlung der Hotelzimmer in Ferienwohnungen und die Reduzierung des Restaurants entfällt ein Großteil der angekündigten Arbeitsplätze.“
Ursprüngliche Absprachen beachten
Bürgermeister Frank merkte an, dass die Gemeinde stets von einem Hotel ausgegangen sei, diese ersten Absprachen seien in der aktuellen Vorstellung nicht mehr erkennbar. „Wir haben jetzt eine ganz andere Situation, die neu besprochen werden muss. Die gegenwärtige Planung läuft in eine vollkommen andere Richtung und muss dringend redigiert werden“.
Frank forderte die Springwatergroup auf, den Imagefilm mit seinen irreführenden Angaben sofort vom Netz zu nehmen. Für den Fortgang des Vorhabens sei es Voraussetzung und absolute Notwendigkeit auf die ursprünglichen Absprachen und Planungen für einen Hotelneubau zurückzukehren. Ein „Weiter so“ mit der jetzigen Konzeption sei nicht möglich und für das Plenum nicht vorstellbar.