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Hochzeits-Saison auf Schiff, Fraueninsel und Herreninsel

Ein Chamäleon bei der Trauung? Auf welche Ideen verliebte Paare auf dem Chiemsee kommen

Standesbeamtin Karin Berka (Bild) mag die „Liebesschwingung“, wenn sie Paare auf Schiffen der Chiemsee-Schiffahrt Ludwig Feßler KG in Rimsting traut. 19 Paare sagten hier heuer Ja. Auf der Frauen- und der Herreninsel waren es sogar 150.
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Standesbeamtin Karin Berka (Bild) mag die „Liebesschwingung“, wenn sie Paare auf Schiffen der Chiemsee-Schiffahrt Ludwig Feßler KG in Rimsting traut.

Hat jeder „Ja“ gesagt? Ist jemand schwach geworden? Zwei beherzte Standesbeamtinnen verraten, wie die Hochzeitssaison auf den Chiemseeinseln und den Hochzeitsschiffen gelaufen ist und welche Rolle dabei ein Chamäleon spielte.

Rimsting – Sogar ein Chamäleon war heuer dabei. „Es saß in einem Karton, als ich das Brautpaar getraut habe, ich dachte, es sei eine Katze“, erzählt Karin Berka schmunzelnd.

Die Standesbeamtin der Gemeinde Rimsting erlebt so allerhand bei „ihren“ Trauungen an einem ganz besonderen Ort: Auf einem von offiziell gewidmeten Schiffen der Chiemsee-Schiffahrt Ludwig Feßler KG. 19 Brautpaare hat sie hier in der heurigen „Saison“ zwischen April und Oktober in den Hafen der Ehe geführt.

Hochzeit an Land zu langweilig

Was Verliebte aus nah und fern daran mögen, auf dem Wasser statt auf dem Festland den „Bund fürs Leben“ einzugehen? „Leider gab es die Schiffstrauungen noch nicht, als ich vor 34 Jahren geheiratet habe. Es ist einfach so schön hier auf dem See“ antwortet Karin Berka.

Die Paare aus der Region sowie aus ganz Deutschland und dem Ausland schätzten das wunderschöne Ambiente, sagt die Standesbeamtin: „Sie mögen die Enten und die Schwäne und dazu den traumhaften Blick auf den Chiemsee und die Berge. Ein normales Standesamt finden sie langweilig.“

Im Urlaub macht es plötzlich „Klick“

Manche Paare fahren sogar mit der Hochzeitsgesellschaft quer über den See – etwa, wenn sie aus Übersee oder Bernau sind. Manche Einheimische kommen gleich in ihren eigenen Booten zur Anlegestelle nach Rimsting.

Und immer wieder fällt bei Frauen und Männern, die rund um den Chiemsee urlauben, direkt im Urlaub der Groschen und sie erkennen: „Wir wollen hier heiraten, auf dem See.“ Viele von ihnen ziehen diesen Plan dann auch durch und heiraten zu zweit, ohne Gäste.

Die Braut mit dem am weitesten entfernten Wohnort war heuer eine Frau aus Singapur. Als sie ihren deutschen Verlobten an Deck des Feßler-Schiffes heiratete, erklang dazu ein Lied aus ihrer asiatischen Heimat. Das Paar tanzte dazu, erinnert sich Karin Berka und meint: „So etwas hatte ich noch nie. Das war berührend.“

Wie sehr Musik das ohnehin romantische Ambiente noch verstärken kann, zeigt ein weiteres Beispiel: Ein Musiker aus der Chiemseeregion hatte seiner Verlobten ein Lied getextet. Berka: „Er sang es ihr bei der Trauung vor und spielte dazu am Saxofon. Die Frau hat Ja gesagt.“

Ein Schwächeanfall auf der Fraueninsel

Der besungenen Braut taten es 150 Paare gleich, die heuer auf der Fraueninsel und auf der Herreninsel geheiratet haben. Auch sie wollten mehr als nur ein Standesamt am Festland für ihren besonderen Tag. Das wichtigste für Notburga Bauer, Standesbeamtin der Verwaltungsgemeinschaft Breitbrunn am Chiemsee: „Alle haben Ja gesagt.“

Nervös waren dann aber doch einige Beteiligte. „Ein Bräutigam hatte einen Schwächeanfall. Da mussten wir eine Viertelstunde warten“, schildert Notburga Bauer. Für sie ist das nichts Ungewöhnliches. „Das passiert ab und zu. Bei manchen ist die Nervosität vor der Trauung halt sehr groß.“

Was die Standesbeamtin in der diesjährigen Heiratssaison auf den Inseln festgestellt hat: „Die Leute haben sich wieder so gefreut, dass sie in normalem Rahmen heiraten konnten. Die Stimmung war wieder gut.“ Zeitweilig sei das wegen der Coronapandemie nicht so gewesen.

„In den schlimmsten Phasen durfte ja nur das Brautpaar anwesend sein“, beschreibt sie. Um dennoch nicht „allein“ zu heiraten, hätten manche auf Videotechnik zurückgegriffen. „Ein Paar machte sogar eine Liveübertragung per Video nach Australien“, so die Standesbeamtin.

Sie hat selbst vor einigen Jahren auf der Herreninsel geheiratet. Was daran so anders ist, weiß Bauer also aus erster Hand. „Das Inselambiente ist einmalig und liefert gute Fotomotive.“ Geheiratet wird im gediegenen Rahmen im Bibliothekssaal des Augustiner Chorherrenstifts. Im Freien bietet die Herreninsel als Besonderheit außerdem die Möglichkeit für Kutschenfahrten.

Die Fraueninsel ziehe Brautpaare mit dem alten Mesnerhaus an, sagt die Standesbeamtin. „Das ist ein nettes Haus mit einem kleinen Trauungszimmer, das schön hergerichtet ist. Die Insellage ist ein Alleinstellungsmerkmal. Viele Paare lassen sich an einem Steg fotografieren.“

Um die besondere Lage und Stimmung der kleinen Insel nicht zu zerstören, gibt es strenge Regeln für die Hochzeitsgesellschaften. Sie dürfen weder Tauben fliegen lassen noch Reis oder Konfetti in die Luft werfen.

Warum gar so streng? Für Notburga Bauerliegt die Erklärung auf der Hand: „Es soll schon alles zusammenpassen. Wir sind dort neben dem Friedhof. Da geht es natürlich nicht, dass Konfetti über die Friedhofsmauer weht.“

„Man macht die Leute glücklich“

Sowohl inländische als auch ausländische Paare und Gäste halten sich laut Notburga Bauer strikt an die Verhaltensregeln. Und jeder sei gut drauf – das sei für sie das Schöne an ihrer Arbeit: „Man macht die Leute glücklich und begleitet sie in einem schönen Moment.“

Auch ihrer Rimstinger Amtskollegin geht es so: „Diese Liebesschwingung zu erleben ist wunderbar. Ich freue mich richtig mit den Paaren mit“, schwärmt Karin Berka. Ihre Arbeit sei ihr „eine Herzensangelegenheit“.

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Darum ermögliche sie den Paaren alles, was sie wünschten. Auch ein Chamäleon, welches das eingangs erwähnte Paar vor den Traualtar stellte. Selbst für Berka, seit 14 Jahren Standesbeamtin, war dieser Gast ein Kuriosum. Als das Paar sein Haustier aus der Schachtel holte, änderte es seine Farbe und erwies sich als zutraulich. Karin Berka war zufrieden, das Paar auch, und für das kommende Jahr haben sich schon die ersten Verliebten für Trauungen auf dem Chiemsee angemeldet. Im April 2023 ist es wieder soweit.

Und: Dass es seit 2015 Schiffstrauungen in Rimsting gibt, ist einem Paar zu verdanken – das sich genau das gewünscht hatte.

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