Hochwasser-Bilanz der Gemeinde
„Ärgert man sich maßlos“: Über was Raublings Ortschef entsetzt ist und wie hoch die Schäden sind
Die Gemeinde Raubling war einer der Hochwasser-Schwerpunkte in der Region. Welches Fazit man nun im Ort zieht, welche Schäden zu verzeichnen sind und wofür der Bürgermeister gar kein Verständnis hat.
Raubling – „Wir haben einen neuen Rekord“, sagt Raublings Bürgermeister Olaf Kalsperger am Mittwoch, 5. Juni, am Telefon. Die Rede ist allerdings nicht von einem erfreulichen Rekord. Er spricht von der Anzahl an Feuerwehreinsätzen in den vergangenen Tagen. Raubling war eine von den Gemeinden im Landkreis, die besonders vom Hochwasser betroffen war. „Die Feuerwehr und die Bürger sind immer noch am Aufräumen“, sagt der Bürgermeister. „Es gibt immer wieder Alarme. Weiterhin müssen Keller ausgepumpt werden.“ Das läge allerdings nicht mehr an Wasser aus den umliegenden Bächen. Vielmehr sei der Grundwasserspiegel nun das Problem.
„Der Schaden ist noch nicht absehbar“
Zahlreiche Keller standen in Raubling unter Wasser. Straßen, Gärten und Firmen wurden geflutet. Auch die Werkstatt von Jörg Wolfrum, der in Raubling die „Caravan Company“ betreibt, hat es getroffen. „Der Schaden ist noch nicht absehbar“, sagt Wolfrum. „Die Werkstatt stand 40 Zentimeter unter Wasser. Jetzt muss ein Gutachter kommen und sich das Ganze anschauen.“ Für ihn kamen die Wassermassen am Montagabend sehr überraschend. „Wir haben dann noch geschaut, dass wir Wohnwagen und Camper in Sicherheit bringen“, erzählt er.
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Ebenfalls betroffen war das Raublinger Gymnasium. Dort und in zahlreichen anderen Schulen in der Region entfiel am Dienstag der Unterricht. „Die Entscheidung ist sehr spät gefallen, weshalb kein Distanzunterricht stattgefunden hat“, sagt der stellvertretende Schulleiter Erich Menacher. Besonders heikel: Derzeit finden an Bayerns Gymnasien die mündlichen Abiturprüfungen statt. Diese mussten um einen Tag verschoben werden. „Die Prüflinge hatten dadurch aber keinen Nachteil und konnten einen Tag länger lernen“, erklärt Menacher.
Mensa von Raublinger Gymnasium nicht mehr nutzbar
Während sich die Prüflinge über einen Tag Extra-Vorbereitungszeit freuen durften, gab es an der Schule selbst weniger Grund zur Freude. Während die Kellerbereiche der Schule noch nahezu unbeschadet davongekommen sind, sieht es in der Mensa schon bedeutend schlimmer aus. Dort ist der Keller bis auf eine Höhe von gut einem Meter vollgelaufen, sagt Menacher. „Teile der Elektrik sind kaputt, die nicht repariert werden können, sondern ersetzt werden müssen.“ Daher steht die Mensa den Schülern und Lehrer in den kommenden Wochen nicht zur Verfügung. Auch der Aufzugschacht der Schule stand unter Wasser, weshalb dieser derzeit nicht funktionsfähig ist.
Wie hoch der Schaden an der Schule ausfällt, kann noch nicht genau beziffert werden. Es sind Arbeiten an der Elektrik und der Heizung nötig. Hinzu käme noch die Trocknung, erklärt eine Sprecherin des Landratsamts. „Es könnte ein sechsstelliger Betrag werden“, lautet die erste Schätzung.
„Es werden unmögliche Dinge verlangt“
Neben Reparaturen steht in Raubling nun bei vielen Haushalten auch die Entsorgung an. Vom Wasser zerstörte Gegenstände können an den Wertstoffhof gebracht werden. Unter Nennung der Adresse können Betroffene dann auf Kosten der Gemeinde ihren Sperrmüll gratis entsorgen. Auch die Öffnungszeiten wurden entsprechend verlängert. Doch nicht jedem Bürger reicht dieses Angebot, berichtet Kalsperger. „Es werden unmögliche Dinge verlangt“, sagt er. „Man kann nicht jedem einen Container vor die Haustür stellen.“ Das Verhalten mancher Menschen sei eine „Undankbarkeit seinesgleichen“, worüber er sich „maßlos ärgert“. Er findet aber auch beschwichtigende Worte: „Es liegt wahrscheinlich in der Natur des Menschen, dass man einen Schuldigen braucht.“
Was der Raublinger Bürgermeister allerdings auch nicht unter den Tisch fallen lassen möchte: „Es rufen auch etliche Bürger an, die sich für die großartige Arbeit der Einsatzkräfte bedanken.“ Wie es für Raubling weitergeht, ist noch nicht klar. „Wir arbeiten schon seit Jahren an Maßnahmen“, sagt Kalsperger. Dies sei immer mit Genehmigungsverfahren verbunden – und auch mit Zustimmungen von Grundstückseigentümern. Alles in allem: Es ist nicht leicht. Für den Bürgermeister ist vor allem eins klar: „Die Angst vor dem nächsten Unwetter ist da.“
