Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Oldtimer aus Wasserburg hat Geburtstag

Herbie, Baujahr 1974: Bescherte ein cliff-grüner Käfer Jürgen Muder Karriere und Frau?

Jürgen Muder aus Wasserburg steht vor seinem 50 Jahre alten VW Käfer.
+
Jürgen Muder aus Wasserburg steht vor seinem 50 Jahre alten VW Käfer.

Jürgen Muder aus Wasserburg ist mehr als nur ein „simpler“ Käfer-Fan. Seine Leidenschaft hat sein ganzes Leben geprägt. Nun wurde sein cliff-grüner Herbie 50 Jahre alt. Warum er dem Auto seine Karriere zu verdanken hat und welche Rolle ein Käfer beim Kennenlernen seiner Frau spielte.

Wasserburg – Ein VW Käfer, Modell 1303 S, Baujahr 1974, 200 PS, lackiert in cliffgrün – genauer Farbcode L61A. Jürgen Muder kennt alle Details zu seinem Auto auswendig. Vor ziemlich genau fünfzig Jahren am 2. Juli 1974 hat er seinen „Herbie“ gekauft. Die Leidenschaft zu den Käfern hat sein Leben geprägt.

Bis 1984 hat er das cliff-grüne Auto zu einem Renn-Wagen umgebaut, wurde mit ihm Rennfahrer. Muder hat ein Fünf-Gang-Getriebe von Porsche und Sportsitze eingebaut. Der Frontspoiler, die Heckstoßstange und die Kotflügel sind aus Kunststoff. Das Dach ist ein Originalteil. Muders Lieblingsrennen: Ganz klar das Jochpass-Rennen von Bad Hindelang nach Oberjoch im Allgäu. „Es war 7,8 Kilometer lang und bestand aus 102 Kurven und zwölf Kehren“, erinnert er sich. 2002 habe er dort den fünften Platz erreicht. „Mit 4,35 Minuten und nur sechs Zehntel Abweichung zu der Zeit, die ich vor Rennbeginn schätzen musste.“

Muder gründete den Käfer-Club-Allgäu

Muder ist gelernter Auto-Mechaniker und hat seinen VW Käfer als Neuwagen gekauft. Heuer feierte der Wasserburger den 50. Geburtstag seines Herbies, eines der letzten Modelle des Käfers, denn VW hatte den Golf herausgebracht. Damals wohnte Muder noch im Allgäu. Als VW die Produktion des Käfers 1987 komplett einstellte, gründeten Muder und andere Herbie-Fans 1978 den Käfer-Club-Allgäu. 25 Jahre lang war Muder dort Vorsitzender. Heute ist er nur mehr Mitglied. Das Ziel des Clubs ist es, „den Käfer als technisches Denkmal des Automobilbaus herauszustellen und zu erhalten“, heißt es auf der Homepage des Clubs.

Jürgen Muders Kaufvertrag für seinen VW Käfer.

Als andere im Verein anfingen, an ihren Käfern herumzuschrauben, habe auch Muder angefangen, seinen Herbie umzubauen. „Insgesamt habe ich das Auto einmal komplett auseinander genommen und wieder zusammengeschraubt“, sagt er schmunzelnd. Seit 1984 habe er jedoch nur mehr Kleinigkeiten geändert. Bis dahin sei Muder mit dem Käfer 210.000 Kilometer gefahren. Seither seien es nur mehr 35.000 Kilometer hinzugekommen. „Mit dem Käfer fahre ich fast nur mehr zu Oldtimer-Treffen“, sagt Muder.

Sein cliff-grünes Auto war Muders zweiter Käfer. „Als ich jung war, hatte ich wenig Geld und habe mir einen gebrauchten Käfer gekauft, bei ich viele Teile reparieren musste“, erinnert sich der Automechaniker. Muder war zu der Zeit Leistungssportler, ging auf die Sportschule beim Militär und war im B-Kader des deutschen Renn-Rad-Teams. Ein Beinbruch habe ihm jedoch einen Strich durch die Sportler-Karriere gemacht. „Anschließend habe ich auch als Heizungs- und Sanitärbauer und in einer Fabrik gearbeitet“, sagt er. Als letztere jedoch pleite ging, brauchte Muder einen neuen Job und machte sich mit einer Kfz-Werkstatt selbstständig.

Gesammelt, restauriert und weiter verkauft

Mit seiner Werkstatt hat er Käfer gesammelt, restauriert und wieder weiterverkauft. Zu seiner Höchstzeit habe er zwölf Käfer besessen. Heute hat der Wasserburger neben seinem cliff-grünen Auto noch ein blaues Käfer-Cabriolet. Für die beiden Autos fährt er ein rotes Wechsel-Kennzeichen, für das er mit den Käfern ein Vollgutachten des TÜVs brauchte. „Für den Blauen würde ich zwar auch das H-Kennzeichen bekommen, für den grüne jedoch nicht. Da habe ich zu viel geändert“, sagt er. Mit dem historischen, also dem H-Kennzeichen, muss der Autohalter laut ADAC alle zwei Jahre zum TÜV. Der Oldtimer muss noch im Originalzustand sein. Es darf nur „zeitgenössische Veränderungen“ aufweisen, so der ADAC. Das H-Kennzeichen dient außerdem zum Dauerbetrieb, denn es gelten keine Einschränkungen. Wer ein rotes Kennzeichen fährt, darf nur für Teilnahmen an Oldtimer-Veranstaltungen, für An-, Ab- und Probefahrten und für Werkstattfahrten unterwegs sein, heißt es vom ADAC.

Jürgen Muder aus Wasserburg sitzt in seinem VW Käfer.

Mit seinem grünen Herbie hat Muder schon viele Dinge erlebt, sagt er. Mit ihm war er in den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Luxemburg, Österreich, Schweiz, Italien und Kroatien. Meist auf verschiedenen Oldtimer beziehungsweise Käfer-Treffen. So auch an seinem 13. Hochzeitstag. Jürgen und Petra Muder sind auf ein Käfer-Treffen in Göppingen in der Nähe von Stuttgart gefahren. „Erst war der Tag heiß und sonnig. Dann zog jedoch ein Gewitter auf. Und wenn es dort regnete, dann in Strömen“, erinnert sich der 74-Jährige. Die Teilnehmer seien im Festzelt gesessen, während draußen das Zeltlager zum Übernachten weggeflogen oder kaputtgegangen sei. „Wir mussten dann zu zweit im kleinen Käfer übernachten. Das werde ich nie vergessen“, sagt Muder.

Der VW Käfer ist in der Farbe cliff-grün lackiert.

Mittlerweile sind die beiden über 50 Jahre verheiratet. Auch beim Kennenlernen der beiden spielte ein VW-Käfer eine Rolle. Damals jedoch nicht der Cliff-Grüne, sondern der Gebraucht-Gekaufte. „Petra und ich waren beim Tanzen. Sie war damals erst 17 und ich musste sie laut ihrem Vater um 22 Uhr wieder zu Hause abgesetzt haben“, erzählt Muder. Die Heimfahrt sei jedoch über mehrere lange Hügel gegangen. Das Benzin sei nicht richtig geflossen und so sei der alte Käfer immer wieder stehen geblieben, berichtet der 74-Jährige. „So mussten wir jedes Mal ein paar Minuten warten, bis das Auto wieder ansprang. Petra dachte schon, ich mache das absichtlich, um Zeit zu schinden.“ Letztlich seien die beiden zu spät bei Petras Zuhause angekommen. „Der Vater war schon etwas verärgert“, sagt Muder schmunzelnd.

Vor drei Jahren nach Wasserburg

Seit drei Jahren wohnt Muder nun mit seiner Frau in Wasserburg „Weil unsere Tochter nach ihrer Ausbildung hier geblieben ist“, erklärt er. Davor hatte der 74-Jährige 13 Jahre in Südtitrol gewohnt. Seine beiden Käfer lagert er in einer Werkstatt in Halfing und fährt sie nur im Sommer. „Vielleicht tausche ich bei dem ein oder anderen ein Teil aus in diesem Winter. Ansonsten habe ich keine großen Umbauten geplant“, sagt er.

Kommentare