Leidiges Thema Stellplätze
„Herausforderung der Zukunft“ – Wie in Kolbermoor wertvoller Wohnraum besser genutzt werden soll
Am Beispiel eines Bauvorhabens in zentraler Lage zeigt sich die Problematik der Stellplätze. Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo will deshalb eine Alternative aufzeigen, um wertvollen Wohnraum nicht für den „ruhenden Verkehr“ zu verschwenden. Wie das funktionieren kann und was bereits möglich ist.
Kolbermoor – Wie sollen unsere Städte künftig aussehen? Mit dieser zentralen Frage beschäftigt sich die Kolbermoorer Stadtverwaltung, insbesondere auch Bürgermeister Peter Kloo. Er sorgt sich vor allem darum, dass wertvoller Wohnraum und Lebensqualität verloren gehen können. Und das nicht zuletzt auch durch eine Stellplatzflut.
Bestes Beispiel hierfür: Eine Bauvoranfrage in der jüngsten Sitzung des Kolbermoorer Bauausschusses. Hierbei beabsichtigt der Bauherr die Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses mit Tiefgarage und Bankfiliale (Raiffeisenbank) in der Stadlerstraße. Und somit in einer „sehr zentralen Lage“, wie Kloo gegenüber den OVB-Heimatzeitungen das innerstädtische Grundstück bezeichnet.
„Die Herausforderung der Zukunft“
Die Frage, wie man in Zukunft mit diesem „leidigen Thema“ umgehen sollte, sei „die Herausforderung der Zukunft“, so Kloo. Das Problem: Um so mehr Wohnungen in dem Gebäude errichtet werden sollen, desto mehr Stellplätze würden laut Satzung erforderlich. Um nun die Zahl der erforderlichen Stellplätze zu verringern, könnte ein Bauherr womöglich wiederum die Anzahl der Wohneinheiten verringern, etwa auf sehr große und dadurch deutlich weniger Wohnungen setzen.
„Aber diese Diskussion ist nicht zielgerichtet“, stellt Bürgermeister Kloo klar. Der Platz sei überall, gerade in größeren Städten, endlich. Der Druck auf Stellplätze immens groß. „Das geht aber auf Kosten der Wohnqualität, auf die Möglichkeit der kurzen Wege, schlicht auf Kosten des Platzes.“ Seiner Meinung nach werde viel zu viel wertvoller Wohnraum für „ruhenden Verkehr“ verschwendet. Denn die meisten Autos stünden den Großteil der Zeit einfach nur da. „Ein stehendes Fahrzeug ist aber nicht mobil“, so Kloo.
Kolbermoorer Bürgermeister Peter Kloo kennt eine Alternative zur Stellplatzflut
Sein Vorschlag: „Bevor man akribisch alle Stellplätze herbeizaubert, nutzt man lieber die Möglichkeit, Stellplätze abzulösen.“ Laut Kloo könne das über ein Angebot des E-Carsharings funktionieren. Die Stadt könnte dem Bauherrn also zugestehen, weniger Stellplätze anzubieten, sollte dieser stattdessen den Mietern oder Käufern die Leihe von Elektroautos offerieren.
Dies sei von der Stellplatzsatzung abgedeckt, so der Rathauschef. Dieses Angebot solle dazu führen, dass die Menschen auf ein Zweit-, Dritt- oder Viertauto verzichten. In diesem Zusammenhang verwies er auf die neue Möglichkeit des E-Carsharings in Kolbermoor.
Wie bereits mehrmals berichtet hatte der Kolbermoorer Stadtrat einstimmig einem Vertragsabschluss mit der INNergie zum E-Carsharing zugestimmt. Seit August steht der Flitzer, ein BMW i3, bereit. Montags bis donnerstags wird er von 8 bis 16 Uhr von der Stadtverwaltung als „Stamm-Ausleiher“ genutzt. In der restlichen Zeit steht er Bürgern und Besuchern zur Verfügung.
Elektroauto für Großeinkauf oder Wochenendausflug ausleihen
„Egal ob Einheimischer oder Besucher, ob für eine Fahrt am Abend, einen Wochenendausflug oder Großeinkauf – mit dem E-Carsharing bieten wir unseren Bürgern jetzt die Möglichkeit, bequem, ohne Kaution, kostengünstig und emissionsfrei zu reisen“, sagte kürzlich Mobilitätsmanagerin Veronika Winkler über das neue, grüne Angebot der Stadt.
Die Registrierung erfolgt über www.inn-ergie.moqo.de oder die App „Moqo“. Die kostenlose App wird auf dem Handy installiert. Vorher muss der Führerschein im Bürgerbüro der Stadt Kolbermoor zur kostenlosen Validierung vorgelegt werden. Der Parkplatz des BMW i3 befindet sich im Parkhaus am Rathaus – direkt an einer Ladesäule.
Ist ein eigenes Auto erforderlich?
Laut Bürgermeister Peter Kloo sei dies die ideale Lösung, etwa für Wochenendausflüge oder Großeinkäufe. Denn viele Menschen nutzten ihr Auto überwiegend dafür und benötigten ansonsten eigentlich kein eigenes Fahrzeug, weswegen die Leih-Möglichkeit Sinn ergebe.
Ohnehin werde das Netzwerk, worüber die einfache Leihe per App funktioniert, derzeit auch über Kolbermoor hinaus ausgebaut. Laut Kloo soll man so etwa auch in Bad Aibling oder Rosenheim mit dem gleichen System auf ein Elektroauto zurückgreifen können.
Ob der Bauherr in der Stadlerstraße den Hinweis der Stellplatzablöse beziehungsweise die Möglichkeit des E-Carsharings in Betracht zieht, sei laut Kloo noch nicht klar. Es habe sich lediglich um eine Bauvoranfrage gehandelt.
