Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Smartphone-Verbot in Schulen

Kampf gegen Cybermobbing: Kommt jetzt der „Handy-Führerschein“ in der Region?

Cybermobbing unter Schülern
+
Fast jedes fünfte Schulkind ist laut einer neuen Studie vom Bündnis gegen Cybermobbing und der Barmer Krankenkasse von Mobbing im Internet betroffen.

Verletzende Kommentare, Beleidigungen oder Nacktfotos: Cybermobbing ist ein immer größer werdendes Problem unter Kindern und Jugendlichen. Um dem entgegenzuwirken, gilt in Frankreich ein Handyverbot an Schulen. Ist diese Maßnahme auch in Schulen in der Region notwendig? Was Schulleiter dazu sagen.

Bad Aibling – Herabwürdigende Kommentare unter einem Instagram-Post, Drohungen über WhatsApp oder böse Gerüchte im Klassenchat. Im Zeitalter der Digitalisierung sind elektronische Geräte zwar kaum noch wegzudenken – auch bei Kindern und Jugendlichen, doch schnell kann das Internet oder Handy dabei zur Waffe werden. Laut einer Umfrage vom Bündnis gegen Cybermobbing und der Barmer Krankenkasse ist fast jeder fünfte Schüler von Mobbing im Internet betroffen. In Frankreich gilt deshalb ein Handyverbot an Schulen für Kinder unter 15 Jahren. Die Niederlande, Großbritannien und Neuseeland wollen nun nachziehen.

Eine vollständige Verbannung der Handys aus der Schule sieht Matthias Wabner jedoch als „zunehmend realitätsfern“. Der Schulleiter der Wilhelm-Leibl-Realschule in Bad Aibling weiß, dass elektronische Geräte in der Freizeit der Schüler nicht mehr wegzudenken sind. Auch bei unter 16-Jährigen. „Das zeigt uns, wie wichtig es ist, ihnen einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang damit beizubringen“, sagt Wabner. 

Seit einigen Jahren ist die Handynutzung an bayerischen Schulen gesetzlich geregelt. Handys oder Tablets sind nur dann zulässig, wenn die Lehrkraft das gestattet oder „die Schulleitung im Einvernehmen mit dem Schulforum allgemeine Regelungen erlässt“. Auch in der Wilhelm-Leibl-Realschule bleibt das Handy während des Unterrichts in den Taschen der Schüler. „Wenn private Handys ausnahmsweise zur Recherche verwendet werden dürfen, dann geschieht dies unter der Aufsicht der Lehrkräfte“, sagt Wabner.

Handys nur noch für „qualifizierte“ Schüler erlaubt?

Diese Regelung sieht der Schulleiter als „sinnvoll“. Schließlich werde dadurch ein störungsfreier Unterricht gewährleistet. Eine „handyfreie Zeit“ minimiere außerdem, das Risiko von Cybermobbing und ungeeignete Inhalte im Internet. Jedoch sei ein komplettes Handyverbot nicht die Lösung. „Es ist ebenso wichtig, die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit digitalen Medien zu schulen und sie für Gefahren zu sensibilisieren“, so der Schulleiter. Es sei wichtig, dass die Schüler auch im digitalen Raum einen „wertschätzenden Umgang miteinander“ pflegen.

Um auf das Thema Cybermobbing aufmerksam zu machen, fährt die Realschule deshalb ein umfangreiches Präventionsprogramm, das Workshops, Elternabende und Gespräche umfasst. Die Schüler sollen dabei lernen, wie schädlich ihr Verhalten online sein kann und dass sie Verantwortung übernehmen müssen. Gerade ist die Schulleitung dabei, diese bestehenden Regelungen zu prüfen und zu modernisieren.

So denkt sie darüber nach, eine Art „Handy-Führerschein“ einzuführen. In diesem Fall dürfte man sein Handy nur dann nutzen, „wenn man sich dafür qualifiziert hat“. „Und wie im Leben der Erwachsenen kann man den Führerschein vielleicht auch wieder verlieren, wenn man sich nicht an die Regeln hält“, so Schulleiter Wabner. Das werde allerdings noch von einer Arbeitsgruppe überprüft, ob und wie sowas umgesetzt werden kann.

Maßnahmen gegen Cybermobbing

Doch wie können die jungen Heranwachsenden für das Thema Cybermobbing sensibilisiert werden? Für Jürgen Lang, Leiter der Mittelschule Feldkirchen-Westerham ist ebenfalls klar, dass ein absolutes Handyverbot dabei nichts bringt. Es brauche vielmehr einen Mix aus Prävention, Bildung und Schutzmaßnahmen. „Eine starke, offene und unterstützende Umgebung kann dazu beitragen, dass Kinder sicher online unterwegs sind und sich gegen Cybermobbing wehren können“, sagt Lang. 

Er und seine Mitarbeiter setzen deshalb auf die Förderung der Medienkompetenz, damit die Kinder lernen, sicher und verantwortungsvoll mit Handys und sozialen Medien umzugehen. Auch klare Regeln und Begrenzungen beim Umgang mit digitalen Geräten, wie zum Beispiel begrenzte Nutzungszeiten oder jugendfreundliche Einstellungen, müssen gesetzt werden.

Wenn Jugendliche das Internet benutzen, gibt es technologische Hilfsmittel, auf die zurückgegriffen werden kann. Darunter fallen unter anderem Kinderschutz-Apps oder Filter und Sicherheitseinstellungen. Für Schulleiter Lang sind auch offene Kommunikation und Stärkung des Selbstbewusstseins der Kinder wichtig. „Eltern und Lehrer sollten eine Umgebung schaffen, in der Kinder offen über ihre Erfahrungen und Probleme sprechen können.“ Damit möchte Lang sicherstellen, dass bei Vorfällen zeitnah reagiert werden kann.

Doch ein totales Handyverbot sei in diesem Falle nicht zielführend. Schließlich sei das Smartphone „ein fester Bestandteil des modernen Lebens“. „Ein Verbot verhindert, dass Schüler lernen, diese in Alltag und Beruf effizient und verantwortungsbewusst einzusetzen“, bemerkt der Schulleiter.

Recht, das Handy abzunehmen

Dass das Handy aus dem Alltag der Heranwachsenden nicht wegzudenken ist, weiß auch Randolf John, Schulleiter der Wirtschaftsschule Alpenland in Bad Aibling. „Die Neigung, das Handy zu nutzen und sich und seinen Mitschülern Handyinhalte zu zeigen oder Spiele zu spielen, ist stark ausgeprägt“, teilt John auf OVB-Anfrage mit. Kommt solch eine „Störung“ während des Unterrichts vor, dürfe der Lehrer das Handy wegnehmen und gebe es am Nachmittag dem Schüler wieder mit nach Hause. 

Ähnlich hatte das bis vor Kurzem auch Markus Rinner, Schulleiter der Pauline-Thoma-Mittelschule in Kolbermoor, so gehandhabt. Auch da soll das Handy im Schulgebäude ausgeschaltet sein. Wer dagegen verstieß, musste das Handy abgeben und die Eltern oder Schüler durften es erst nach dem Unterricht abholen. „Doch dann liegt die Verantwortung des Smartphones bei den Lehrern und sie wären für alles haftbar“, sagt Rinner. Deshalb gab es eine Änderung: Schüler erhalten jetzt bei einem Verstoß einen Verweis.

Auch Rinner ist der Meinung, dass ein totales Handy-Verbot nicht der richtige Weg ist, um Cybermobbing unter den Schülern zu verhindern. Schon in der fünften Klassen macht die Schulleitung auf das Thema aufmerksam, arbeitet mit Sozialpädagogen zusammen und verschickt Elternbriefe. Allerdings fragt sich Rinner, ob das Thema nicht bald sowieso „so richtig hochgehen wird“. Denn das bayerische Kultusministerium will eine großflächige Digitalisierung der Schulen starten, und zwar mit dem Konzept „Digitale Schule der Zukunft – Lernen mit mobilen Endgeräten“.

Weiterführende Schulen sollen ihre Klassen flächendeckend mit Tablets ausstatten. Die Wilhelm-Leibl-Realschule in Bad Aibling und die Mittelschule Feldkirchen-Westerham arbeiten bereits damit. „Auch wir haben derzeit 40 Tablets, die wir an die Schüler ausleihen“, sagt Rinner. Dass die neuen Tablets auch Apps wie WhatsApp und Instagram installiert haben, könne wegen dann auch möglichen Cybermobbings kritisch gesehen werden: „Wie kontrolliert man dann, was Kinder im Internet alles machen?“

Kommentare