Polizei gibt weitere Infos bekannt
Nach Raubüberfall in Großkarolinenfeld: Hat der Fahrer den Geldtransporter selbst ausgeräumt?
Rund einen Monat nach dem Überfall auf einen Geldtransporter in Großkarolinenfeld hat die Polizei einen Tatverdächtigen gefasst. Dabei scheint es sich um den Fahrer des Wagens zu handeln. Warum das kein Einzelfall ist und was Bürgermeister Bernd Fessler zu den Entwicklungen sagt.
Großkarolinenfeld – Es war ein spektakuläres Verbrechen, das gleich zu Beginn des Jahres für Schlagzeilen sorgte: Zwei maskierte Männer haben am Freitag, 5. Januar, die Besatzung eines Geldtransporters überfallen. Einem der beiden Geldboten wurde mit einem Gegenstand auf den Kopf geschlagen, er erlitt dabei leichte Verletzungen. Im Anschluss konnten die beiden Täter mit dem erbeuteten Bargeld in einem weißen Transporter in unbekannte Richtung flüchten. Die Geldboten versuchten noch, das Fahrzeug der Räuber mit Schüssen zu stoppen. Ohne Erfolg.
28-Jähriger unter dringendem Tatverdacht
Seitdem fahndete die Polizei nach den beiden Tätern – mit einer eigenen Ermittlungsgruppe bestehend aus 25 Beamten. Jetzt konnte ein erster Erfolg gemeldet werden. Unter dringendem Tatverdacht steht ein 28 Jahre alter Mann, der zur Tatzeit Fahrer des Geldtransporters war. Ermittler des zuständigen Fachkommissariats K2 der Kripo Rosenheim und Einsatzkräfte des Unterstützungskommandos (USK) der Bayerischen Bereitschaftspolizei verhafteten den Tatverdächtigen am Freitag, 9. Februar, an seiner Wohnadresse im Landkreis Rosenheim widerstandslos.
Im Anschluss wurden die Wohnräume des Mannes und sein Gewerbebetrieb durchsucht, wobei Beweismittel sichergestellt wurden. Um welche Beweismittel es sich genau handelt, will die Polizei nicht bekannt geben. „Es handelt sich um ein laufendes Verfahren“, sagt Sprecherin Lisa Maier auf OVB-Anfrage. Auch darüber, warum der Verdacht schließlich auf den 28-Jährigen fiel und ob nach weiteren Tätern gefahndet wird, kann sie im Moment noch nichts Näheres sagen.
Großeinsatz nach Raubüberfall in Großkaro am Freitag (5. Januar)




Aufklärungsrate bei 100 Prozent
Fest steht, dass es immer wieder vorkommt, dass Geldtransport-Fahrer selbst zum Täter werden. „Es gibt keine Statistik über Innentäterschaften – leider kommt dies gelegentlich vor, die Aufklärungsrate liegt hierbei allerdings bei 100 Prozent“, sagt Silke Zöller. Sie ist die Pressesprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) – dem Wirtschafts- und Arbeitgeberverband der Geldtransporterunternehmen.
Erst Anfang des Jahres gab es einen ähnlichen Fall in Ludwigsburg. Zwei Angestellte eines Sicherheitsunternehmens gaben Anfang Januar an, in einem Geldtransporter überfallen worden zu sein. Jetzt sitzen sie selbst in Untersuchungshaft. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft verdichteten sich im Zuge der Ermittlungen die Hinweise darauf, dass die beiden Männer den Überfall vorgetäuscht haben könnten.
Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses
Dass die Sicherheitsstandards erhöht werden müssen, scheint unwahrscheinlich. „Überprüfungsschwerpunkte fangen bereits bei den Einstellungsvoraussetzungen für das Personal an. Hier werden wesentlich höhere Maßstäbe angelegt als in den meisten anderen Branchen“, sagt Silke Zöller. So müssen Interessierte neben einem polizeilichen Führungszeugnis auch eine ärztlich bestätigte physische und psychische Tauglichkeit vorlegen. Zudem brauchen Bewerber eine persönliche und – soweit möglich – eine Schufa-Bonitätsauskunft sowie eine Verschwiegenheitserklärung.
Erleichterung beim Bürgermeister
Wie es dem 28-Jährigen trotzdem gelingen konnte, alle hinters Licht zu führen, wird wohl Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen sein. „Mit einem schnellen Abschluss der weiteren, noch notwendigen Ermittlungen ist derzeit nicht zu rechnen“, teilt das Polizeipräsidium Oberbayern Süd mit. Froh über den Ausgang des Falls ist Bürgermeister Bernd Fessler: „Es war schon ein Thema in Großkaro, aber ich glaube, dass unsere Bürger nicht die größten Befürchtungen hatten. Ich habe zumindest keinen erlebt, der seitdem mit besonderer Vorsicht durchs Dorf gegangen ist. Dennoch ist es eine Erleichterung, dass die Polizei erfolgreich ermitteln und einen Tatverdächtigen festnehmen konnte.“