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1300 Bäume in Großholzhausen

„Man braucht mehrere Standbeine“: Wie Christbäume bei Familie Paul die Milchkuh möglich machen

Christina und Rupert Paul aus Großholzhausen sind Landwirte aus Leidenschaft. Im Dezember verkaufen sie auch Christbäume auf ihrem Hof.
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Christina und Rupert Paul aus Großholzhausen sind Landwirte aus Leidenschaft. Im Dezember verkaufen sie auch Christbäume auf ihrem Hof.

Nur der Milchviehbetrieb allein ist nicht möglich: Das sagt Landwirt Rupert Paul aus Großholzhausen. Deswegen hat er mehrere Standbeine, um die finanzielle Last, die ein Hof mit sich bringt, stemmen zu können. Warum er dabei auf den Christbaumverkauf setzt und was für ihn das Besondere daran ist.

Raubling – Rupert Paul (46) ist Landwirt aus Leidenschaft. Das sagt er selbst, denn für ihn sei die Übernahme des Hofs seiner Eltern in Großholzhausen „eine Bauchentscheidung“ gewesen. Seit sechs Jahren führt er gemeinsam mit seiner Frau Christina (43) einen Milchviehbetrieb mit 50 Kühen und 700 Legehennen. Auch die vier Kinder helfen tatkräftig mit. Fürs Tierwohl bauten sie einen modernen Laufstall. Damit die Familie den landwirtschaftlichen Betrieb mitsamt den hohen Investitionskosten führen kann, lässt sie sich einiges einfallen. Denn: „Ein Standbein allein reicht nicht aus“, so Rupert Paul.

Von klein auf arbeitete Paul auf dem Hof seiner Eltern mit. Lernte dann aber den Beruf des Zimmerers und machte sich selbstständig. 2018 stand er dann vor einer wichtigen Entscheidung. „Die Landwirtschaft, den Hof aufgeben, das hätte ich nicht gekonnt“, sagt er. Also gab er seinen Betrieb auf und widmete sich allein der Landwirtschaft. Seine Ehefrau Christina, die gelernte Physiotherapeutin ist, zog mit. „Das ist seins und natürlich unterstütze ich ihn dabei.“ Jetzt ist sie die erste, die morgens um 4.30 Uhr aufsteht und in den Stall geht, um die Kühe zu melken.

Hohe Kosten in der Landwirtschaft

Doch von dem, was der Milchviehbetrieb allein abwirft, können sie den Hof nicht finanzieren. Allein der Bau des neuen Laufstalls mit Melkstand schlug mit rund einer Million Euro zu Buche. Hinzu kommen Ausgaben für die gepachteten Weideflächen, die Versorgung der Tiere und nicht zuletzt für die Familie. Geld, das erwirtschaftet werden muss. „Als wir den Stallbau planten und ihn betriebswirtschaftlich vom Landwirtschaftsamt durchrechnen ließen, wurde uns von der Investition abgeraten, da bei dieser Betriebsgröße bestenfalls eine schwarze Null herauskommt.“

Deswegen haben die Pauls mehrere Standbeine: Mit dem Gesamtkonzept Milchvieh, Legehennen, Hofladen,
Christbaumverkauf, PV-Anlagen und Vermietung der alten Hofstelle konnten sie ein schlüssiges Konzept entwickeln, das sich auch finanziell rechnet.

Mit dem Christbaumverkauf hatte bereits in Mitte der 80er-Jahre Rupert Pauls Vater begonnen. Anfangs waren es noch Fichten aus der eigenen Durchforstung. Über die letzten 44 Jahre wurde dieser von Jahr zu Jahr weiter ausgebaut. So darf auch ein Glühweinstand mit Gulaschsuppe und Hotdogs aus dem Hofladen, der am Wochenende von Pauls Schwester Agnes Gasteiger betrieben wird, nicht fehlen. Und auch für die kleinen Besucher, die mit ihren Eltern zum Baum kaufen kommen, gibt es viel zu sehen. Denn die Pauls haben neben ihren Kühen auch Ziegen, Ponys, Meerschweinchen und eine Sau namens „Apolonia“.

Rund 1300 Christbäume verkauft Landwirt Rupert Paul aus Großholzhausen auf seinem Hof.

Bäume von niederbayerischen Plantagen

Doch rechnet sich der Verkauf überhaupt? Schließlich pflanzt die Familie Paul schon lange selbst keine Weihnachtsbäume mehr, sondern bezieht diese von einer Baumschule im niederbayerischen Vilshofen. Ein Großbetrieb, der seine Christbäume in Bayern und Österreich verkauft.

Die Kultivierung der Nadelbäume nimmt laut der Baumschule viel Zeit in Anspruch. Als zwei- bis dreijährige Jungpflanzen mit nur circa 15 Zentimetern Höhe werden die Bäume maschinell oder per Hand angepflanzt. Zum Schutz gegen Verbiss von Hasen und Rehwild werden sie eingezäunt und laufend auf Schäden kontrolliert. Und auch in den darauf folgenden Jahren ist einiges an Pflege notwendig. Die Bäume müssen regelmäßig gedüngt, von Unkraut befreit werden und erhalten Form- und Korrekturschnitte. Nach circa sechs bis acht Jahren sind sie etwa zimmerhoch und können geerntet werden oder weiter wachsen.

Über Zahlen, wie viel der Christbaumverkauf abwirft, möchte Rupert Paul nicht sprechen. Aber: „Dadurch, dass wir es als Familie machen und niemand extra beschäftigen, bleibt schon etwas über“, so Paul. Wenn man die Arbeit betrachte, die die Familie damit hat, sei es verhältnismäßig, aber nicht „die Welt“. Seit Anfang November bereitet sich die Familie auf den Christbaumverkauf vor. Am 4. Dezember ging es dieses Jahr los. Bis Heiligabend dauert der Verkauf an. „Christina hat in dieser Zeit die doppelte Arbeit im Stall.“ Rupert Paul sei überwiegend mit den Bäumen beschäftigt. Beide sind ein eingeschworenes Team und halten sich den Rücken frei. „Nur so funktioniert es.“

Bauer trägt das Risiko selbst

Etwa 1300 Bäume haben die Pauls bestellt, die sie auf ihrem Hof zum Verkauf anbieten. Von einem halben Meter bis zu vier Meter hohen Bäumen ist alles zu bekommen. „Die letzten Jahre hatten wir immer Glück, und es sind nie mehr als 20 bis 30 Bäume übrig geblieben“, erläutert Paul. Die durften dann die Ziegen und Ponys der Kinder fressen. Eine Kalkulation ist wichtig, denn das Risiko tragen die Pauls selbst. Auf den Kosten dafür, was nicht verkauft wird, bleiben sie sitzen.

Rund 1300 Christbäume verkauft Landwirt Rupert Paul aus Großholzhausen auf seinem Hof.

Dass sich Bauern dafür entscheiden, die Landwirtschaft im Vollerwerb zu führen, freut Josef Andres, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) Rosenheim. Er selbst ist Landwirt und führt mit seinem älteren Sohn einen Milchviehbetrieb in Pfaffing. „Knapp die Hälfte der Betriebe wird im Nebenerwerb geführt“, sagt Andres. Und es werden immer weniger. Jeder Bauer möchte von seinem Betrieb leben können, jedoch trauen sich das immer weniger junge Bauern zu. Deswegen sei Andres kein Freund dieser Haltung der Selbstverständlichkeit. „E kann nicht sein kann, dass man vom Landwirt immer verlangt, sich weitere Standbeine aufzubauen. Das verlangt man von keinem Bäcker oder Mechaniker.“

Nichtsdestotrotz gebe es immer mehr Landwirte, die neben ihrer eigentlichen Tätigkeit weitere Einkommensmöglichkeiten suchen. „Es liegt im Naturell des Landwirts zu schauen, wie er seine Zeit effektiv nutzen kann, damit es sich rentiert“, meint Andres. Ob Christbäume oder andere Tätigkeiten. „Da, wo es passt, ist es gut. Die Landwirte erkennen die Nischen, die zu ihnen passen“, so der Kreisobmann.

Aus Raubling, Brannenburg und Neubeuern kommen die Leute, um sich ihren Christbaum bei Familie Paul in Großholzholzhausen zu kaufen.

Zeit des Zusammenkommens

Aber nur ums Geld geht es den Pauls nicht. „Als Landwirt kommt man selten vom Hof.“ Zu den gängigen Gästen gehören der Besamer, der Milchtankwagenfahrer und mal der Tierarzt. Beim Christbaumverkauf kommen Leute aus dem ganzen Inntal zu den Pauls auf den Hof. Die meisten davon seien Stammkunden. „Die Tage sind zwar lang und anstrengend, aber auch sehr schön“, sagt Rupert Paul.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel ist bereits in einer anderen Fassung veröffentlicht worden und wurde redaktionell überarbeitet.

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