Aufregung in Stephanskirchen
Große Schlange mitten auf dem Schulweg: Besorgte Mutter schlägt Alarm
Völlig arglos spazierte Jelena Mauritz entlang der Breitensteinstraße in Stephanskirchen, als sie plötzlich ein lautes Zischen vernahm. Kurze Zeit später entdeckte sie eine rund 50 Zentimeter große Schlange mitten auf dem Gehweg - und reagierte sofort.
Von Korbinian Sautter und Julian Baumeister
Stephanskirchen – „Ich wusste ja nicht, ob die Schlange vielleicht giftig ist und wollte deshalb vor allem die Kinder auf ihrem Schulweg warnen”, meint Mauritz. Kurzerhand filmte sie daher das Reptil und teilte das Video in einer internen Gruppe der Eltern von der Grundschule Schloßberg.
„Wusste nicht, wie ich reagieren soll“
„Ich war nervös und verunsichert, wie ich in so einer Situation reagieren soll”, beschreibt die besorgte Mutter. Denn das einzige, was ihr über Schlangen bekannt war, wusste die gebürtige Serbin aus ihrem Heimatland. „Dort gibt es auf jeden Fall auch einige giftige Exemplare”, meint sie. Nur würden diese normalerweise nicht mitten auf der Straße liegen.
Kurze Zeit später löste sich die angespannte Situation auf. Anhand der Bilder konnte schon von den besorgten Eltern ausgeschlossen werden, dass das Reptil gefährlich ist. Stattdessen handelte es sich um eine harmlose Ringelnatter, die sich wohl aus den nahegelegenen Büschen verirrt hatte.
„Solche Fälle haben wir immer wieder”, bestätigt Alexander Huber, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Demnach landen häufiger Anrufe von besorgten Bürgern bei der Rosenheimer Dienststelle. Bisher seien die Schlangen allerdings fast nie gefährlicher gewesen als „ein Maulwurf im eigenen Garten”. Sollte man sich jedoch nicht sicher sein, ist es laut Huber durchaus eine Möglichkeit, sicherheitshalber die Feuerwehr oder die Polizei zu informieren. „Wir schicken dann entweder jemanden raus oder können Kontakte zu Experten vermitteln”, meint der Sprecher.
Eine dieser Experten ist Johanna Halisch, Leiterin des Tierheims Rosenheim und Pflegerin der Reptilienstation. Ihre Analyse: „Wir haben hier in der Region eigentlich nur die Ringelnatter und die Kreuzotter, ganz selten eine Würfelnatter.“ Und giftig sei davon nur die Kreuzotter. Ihr Biss könne zwar für Haustiere, Kleinkinder oder ältere, geschwächte Menschen gefährlich werden, Angst müsse aber niemand haben. Dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) zufolge liegt der letzte eindeutige Todesfall in Bayern über 50 Jahre zurück.
Ringelnatter oder Kreuzotter?
Auseinander zu halten seien die Schlangen leicht, berichtet Halisch. Die Ringelnatter sei schwarz oder dunkelgrau und habe zwei gelbe Striche links und rechts auf dem Kopf. Die Kreuzotter gebe es mittlerweile in mehreren Farbfacetten, sei aber eindeutig am typischen Zick-Zack-Muster an der Oberseite zu erkennen.
Wer einer der Schlangen begegnet, sollte erst einmal Ruhe bewahren. „Am besten mache ich einen Bogen um das Tier“, rät die Reptilienexpertin. Meist sonnten sich die Schlangen nur und verschwänden in der Regel wieder von selbst. „Solange man nicht draufsteigt, kann nicht viel passieren.“ Für den Fall, dass man eine Kreuzotter zum Beispiel am Gehweg oder im eigenen Garten findet, könne man die Feuerwehr oder die Fachstelle im Rosenheimer Landratsamt verständigen. Anfassen oder töten sollte man die Tiere hingegen nicht, da sie unter Naturschutz stehen. Gefährliche Schlangen wie zum Beispiel Schwarze Mambas oder Klapperschlangen seien ohnehin noch nie in der Region gefunden worden.
Kein Einsatz von Polizei und Feuerwehr
Im Fall von Mauritz ging die Aufregung an den Fachbehörden vorbei. Weder die Polizei noch die Feuerwehr rückten aus, wie die Sprecher auf Rückfrage der OVB Heimatzeitungen mitteilten. Auch Mauritz selbst beließ es bei der Warnung an die Eltern der Grundschüler. Da sie in Eile war, wechselte die Stephanskirchnerin nur schnell die Straßenseite und umrundete die Schlange in gebührendem Abstand. Auch die Schüler seien anschließend ohne Zwischenfall nach Hause gekommen. Somit ist wohl auch die Ringelnatter nicht mehr auf der Breitensteinstraße unterwegs.