In Futter und Fleischstücke gemischt
Vorsicht beim Gassi-Gehen: Giftköder in Ramerberg – das raten Polizei und Tierarzt
Bereits zwei Mal haben Hundebesitzer in Ramerberg Giftköder entdeckt. Das Ziel der Täter ist klar: Sie wollen den Tieren schaden. Doch was tun, wenn der Hund den Köder bereits gefressen hat? Das raten die Polizei, der Tierschutzverein und eine Tierärztin.
Ramerberg – Immer wieder werden Köder mit Gift oder spitzen Splittern ausgelegt, um Hunden zu schaden. So auch erst kürzlich in Ramerberg. Wie die Polizeiinspektion Wasserburg in einer Pressemitteilung mitteilt, haben bereits zwei Hundebesitzer Giftköder gemeldet. Markus Steinmaßl, Polizeihauptkommissar der Wasserburger Inspektion, Sieglinde Bürger, Tierärztin aus Wasserburg, und Andrea Thomas, Vorsitzende des Tierschutzvereines Rosenheim, erklären, was Hundebesitzer im Ernstfall tun sollten.
„Bevölkerung sensibilisieren“
„Wir sind besorgt und wollen die Bevölkerung sensibilisieren“, sagt Steinmaßl auf Anfrage. Hundehaltern rät er, beim Gassi-Gehen besonders aufzupassen. Genaue Zahlen zu Fällen, in denen vergiftete Tierköder ausgelegt wurden, hat der Wasserburger Polizeichef nicht. „Es kommt alle paar Monate vor“, schätzt er. Zudem stelle sich nicht bei jedem Verdachtsfall heraus, dass es sich wirklich um Giftköder handele. „Manchmal fressen die Tiere auch nur Müll“, erklärt Steinmaßl. So jedoch nicht bei den beiden Fällen in Ramerberg. Dort hatten unbekannte Täter Blaukorn, also ein Düngemittel bestehend Stickstoff, Phosphor und Kalium, in Hundefutter und Fleischstücke gemischt, so der Polizeihauptkommissar. Tatort war die Ortschaft Zellereit, hier der Schloßweg, so die PI auf Anfrage weiter.
Giftköder in Ramerberg: Zeugen gesucht
Zeugen, die sachdienliche Hinweise zu den Giftködern im Gemeindegebiet Ramerberg machen können, werden gebeten, sich bei der Polizeiinspektion Wasserburg unter der Telefonnummer 08071 91 77 0 zu melden, heißt es in einer Pressemitteilung der Polizeiinspektion Wasserburg.
Die beiden Hunde, die in Ramerberg vergiftet wurden, konnten laut Polizei tierärztlich versorgt werden und erlitten keine gesundheitlichen Schäden. „Die Reste des Futters und des Gifts wurden der Polizeiinspektion Wasserburg übergeben und werden zur weiteren Ermittlung durch die Spurensicherung überprüft“, heißt es in der Pressemitteilung. Wer Tiere vergiftet, verstößt gegen das Tierschutzgesetz und begeht eine Sachbeschädigung, erklärt Steinmaßl.
Tierarzt kontaktieren
Auch Sieglinde Bürger, Tierärztin aus Wasserburg, rät Hundehaltern zu besonderer Vorsicht. Wenn Gassigeher sehen würden, dass das Tier einen Giftköder gefressen hätte, sollten sie restliche Teile des Köders in einer sauberen Kottüte sicherstellen und sofort einen Tierarzt kontaktieren – vor allem, wenn man nicht wisse, um welches Gift es sich handle, sagt sie. Tierärzte würden versuchen, den Hund dazu zu bringen, das Gift zu erbrechen. Das funktioniere zum Beispiel auch mit Sauerkraut, erklärt Bürger. „Aber nur bis etwa zwei Stunden nach der Vergiftung“, sagt sie. Zudem gebe es auch Gegenmittel, die dem Tier verabreicht werden könnten. Sollte der Hund Köder mit Glassplittern gefressen haben, rät Bürger dringend dazu, nicht selbst tätig zu werden, sondern den Tierarzt oder eine Tierklinik aufzusuchen.
Hunde haben einen starken Geruchssinn und fressen oft mal etwas, das am Wegrand liegt. Dass es sich dabei wirklich um Giftköder handle, komme jedoch in der Region relativ selten vor, erklärt Andrea Thomas, Vorsitzende des Tierschutzvereines Rosenheim. „Klar, so etwas ist absolut übel und schlimm“, sagt sie. Bei vielen Verdachtsfällen stelle sich nach genaueren Untersuchungen jedoch heraus, dass es sich um keine Giftköder gehandelt habe. Thomas empfiehlt deswegen eine „gesunde Vorsicht“. Man soll auf das eigene Bauchgefühl vertrauen. „Wenn der Hund etwas gefressen hat und es einem komisch vorkommt, rate ich dazu, das Tier über den restlichen Tag zu beobachten und bei Bedarf den Tierarzt zu kontaktieren“, so die Vereinsvorsitzende.
Je nach Giftart würden sich unterschiedliche Symptome bei Hunden zeigen, ergänzt wiederum Bürger. Erbrechen, Durchfall, Schlappheit oder vergrößerte Pupillen könnten Anzeichen dafür sein. Auch blasse Schleimhäute über dem Eckzahn oder ein torkeliger Gang weisen auf eine Vergiftung hin, sagt die Tierärztin. Spätfolgen können laut ihr außerdem Blut im Urin und Kot sein oder stecknadelgroße Blutungen im Augapfel.
