Gerhard Polt und Well-Brüder in der Badria-Halle
„Im Abgang nachtragend“ – So nahm Bayerns bekanntester Kabarettist Wasserburg aufs Korn
Brechend voll war zuletzt die Badria-Halle, um Gerhald Polt und die Well-Brüder aus‘m Moos live zu erleben. Bitter und lethargisch nahmen die Wasserburger das aktuelle Programm „Im Abgang nachtragend“ nicht auf. Auch wenn Wasserburg zum Schluss selbst sein Fett wegbekam.
Wasserburg – Wenn der bekannteste Kabarettist Bayerns nach Wasserburg kommt, ist natürlich die halbe Stadt auf den Beinen: Unglaublich viele Menschen zog es am kalten Mittwochabend vergangener Woche in Richtung Badriagelände, wie sonst nur zu Frühlingsfestzeiten.
Und natürlich wurde auch in der Badria-Halle viel Bier ausgeschenkt, aber was soll man auch anderes trinken, wenn sich der große Gerhard Polt und die kaum weniger bekannten Well-Brüder aus‘m Moos aus der bayerischen Politik und diversen menschlichen Abgründen eine Mords-Gaudi machen?
Weder lethargisch noch bitter
„Im Abgang nachtragend“ heißt ihr aktuelles Programm. Doch der Titel verweist eher auf die Endlichkeit ihrer Auftritte als auf Lethargie oder Bitterkeit – im Gegenteil.
Sie können es noch – trotz oder gerade wegen 40 Jahre gemeinsamer Bühnenerfahrung präsentierten die drei Brüder Christoph, Michael und Hans Well in recht flottem Tempo und bekannter Manier ihren volksmusikalisch-satirischen Ritt durch die politischen Absurditäten Bayerns, seiner Protagonisten und darüber hinaus. Dabei streiften sie so ziemlich alle Krisenthemen dieser Tage mit ebenso viel Galgenhumor wie Scharfsinn: Vom Nordstream 2-Desaster über die Energiekrise bis zu den Peinlichkeiten offizieller Feierlichkeiten kleiner Gemeinden, wie man sie am Land eben so kennt.
Wachsamer Nachbar
Es wurde munter geschuhplattelt, gstanzelt, gebauchtanzt und gelacht, begleitet – unter anderen! – von Querflöte, Trompete, Akkordeon Gitarre, Harfe und Maultrommel.
Allen voran natürlich Gerhard Polt, der während der Well-Auftritte, scheinbar unbeteiligt, am Rand sitzen bleibt. Dann aber umso deutlicher das bayerische Wort ergreift: Als wachsamer Nachbar, das Fernglas immer zur Hand, der aus seinem Denunziantentum, Neid und Dummheit keinen Hehl macht – denn: „Wenn dem Mensch in der Ferne einen Nachbarn erscheint, wird er grenzwertig.“
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Bald beklagt er als indischer Priester mit perfektem Akzent den Mitgliederschwund in der katholischen Kirche – dezent auf die Missbrauchsskandale verweisend – bald entwirft er als Tiroler Politiker völlig neue Geschäftsmodelle für Krankenkassen und Kliniken: „Es muss sich wieder lohnen, in Tirol einen Unfall zu haben!“
Polt stottert sich selbstironisch durch das Thema Demenz und philosophiert über trendige Ernährungsangebote – stets mit diesem schalkhaften Augenzwinkern, manchmal schier verzweifelnd an den Unanständigkeiten dieser Welt.
Biergarten und Verkehrsproblem
Und zum Schluss bekommt dann auch Wasserburg noch sein Fett weg. Schließlich saßen in den vorderen Reihen die lokale Politik-Prominenz, auch Bürgermeister Michael Kölbl und Landrat Otto Lederer: Das Gstanzl über das Verkehrsproblem in der Innenstadt und den fehlenden, wiewohl versprochenen Biergarten erntete lautstarkes Gelächter und den größten Applaus.
Da hat wohl jemand aufgepasst.