Einweihung beim Nationenfest
Fünf Weltreligionen – eine Gebetsmühle: die Wasserburger und ihr „Fenster in den Himmel“
Gemeinsam beten: Das geht jetzt in Wasserburg, wo Vertreter der fünf Weltreligionen eine Gebetsmühle eingeweiht haben. Das steckt hinter dem Bauwerk am Inn.
Wasserburg – Als ein „offenes Fenster in den Himmel“ solle die Gebetsmühle am Riedener Weg künftig dienen, so der Wunsch von Stadtpfarrer Bruno Bibinger in seinem Gebetsbeitrag zur Einweihung dieses besonderen Bauwerks am Inn. Als Auftakt des Nationenfestes hatten sich am Samstagvormittag zahlreiche Gäste eingefunden und die anwesenden Vertreter der fünf Weltreligionen nutzten dabei, musikalisch begleitet von Mitgliedern der Stadtkapelle, zum Teil ausführlich die Gelegenheit zu offenen, verbindenden Worten.
Unisono warben alle für ein verträgliches Zusammenleben und Frieden unter den Menschen und Religionen.
Im Oktober 2021 wurde die gesamte Konstruktion mit den fünf drehbaren Gebetstrommeln bereits unter fachmännischer Begleitung vom Zimmerer Sepp Hochreiter gefertigt und mittels einer mit selbstgesammelten Kieselsteinen gefüllten Gabione auf verdichtetem Untergrund von Wolfgang Strunz und Manfred Förtsch errichtet. Im November folgte das Schindeldach, Werner Pilger half dabei bei den Spengler-Arbeiten. Elias Baumgartner entwarf die Gebete auf den Trommeln, die von Josef Baumgartner konstruiert und gefertigt worden waren.
Eigentlich sollte die Gebetsmühle ja schon früher eingeweiht werden. Erst jetzt habe sich aber, so Förtsch, der die Feierstunde moderierte, der Gesundheitszustand des Ideengebers und Planers Erich Baumgartner soweit gebessert, dass man diesen symbolträchtigen Termin zum 30 Nationenfest gewählt habe.
90 Nationalitäten in Wasserburg
Die 90 verschiedenen Nationalitäten und damit auch Glaubensrichtungen hätten in dieser Gebetsmühle mit Gebeten der Weltreligionen Judentum, Islam, Hinduismus, Christentum und Buddhismus jetzt einen Platz, der als Einrichtung und Ort der Völkerverständigung dienen sowie ein Schmuckstück der Besinnung werden könne. Leider, so bedauerte Förtsch, seien die meisten abgelegten Besinnungssteine, wohl als Souvenir, mitgenommen worden.
Als großes Symbol für den Frieden untereinander und miteinander in der Welt sowie für sich selbst bezeichnete Bürgermeister Michael Kölbl den neuen Ort der Besinnung am Inn. Er sei angesichts der vergangenen 30 Jahre, in denen das Nationenfest für ein friedliches Auskommen in der Stadt geworben habe, ein wichtiges, dauerhaftes Zeichen, um das Anliegen der Völkerverständigung nach außen zu tragen.
Gleichermaßen für ein friedliches Miteinander aller religiösen Überzeugungen warben Stadtpfarrer Bruno Bibinger und Peter Peischel durch kurze Gebete, ausführlich und eindringlich dagegen Dieter Weißbach von der Buddhistischen Gesellschaft und Imam Osman Bozkurt in ihren Wortbeiträgen. Egal, in welcher kulturellen Umgebung man aufwachse, alle Glaubensrichtungen würden doch im Prinzip zum Guten hinstreben, so der Imam. Denn die Menschen seien nicht für die Religion da, sondern diese für die Menschen. Man solle die Überzeugungen anderer respektieren und deren Glauben nicht in Frage stellen. Frieden, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit oder Toleranz hätten doch überall die gleiche Bedeutung in den unterschiedlichen Religionen. Das böte die Möglichkeit, in einer friedlichen Welt zu leben und die Verantwortung untereinander und gegenüber allen Lebewesen wahrzunehmen.
Einträchtig miteinander leben
Mit dem Wasser verglich Dieter Weißbach die Glaubensrichtungen. Alle hätten die gleiche Grundlage. Was an Beimengungen zugemischt werde, bestimme dann die Betrachtungsweise. Die tugendhaften Gesinnungen sollten allerdings kultiviert und lebenslang bewahrt werden. Liebende Güte, Freundlichkeit und Gleichheit würden zum Beispiel helfen, einträchtig miteinander zu leben und auch in einer Welt im Aufruhr das Gefühl von Glück ermöglichen.