Da wimmelt‘s: „Eine unendliche Geschichte“
Fraueninsel als Puzzle: So holt Stefanie Dirscherl die Kult-Wimmelbilder an den Chiemsee
Der Katamaran kentert, die Wasserwacht kommt zu Hilfe, während ein Piraten-Floß auf dem Chiemsee treibt und Herz-Luftballons von der Hochzeit auf der Fraueninsel aufsteigen: In einem Wimmelbild kann man sich verlieren. Was die Kunst von Stefanie Dirscherl aus Bernau auszeichnet.
Bernau/Chiemsee – „Wenn man mir Stifte in die Hand gedrückt hat, dann war ich leise“, lacht Stefanie Dirscherl, als sie von ihrer Kindheit erzählt und wie sie zur Kunst gekommen ist. Die Künstlerin und Illustratorin ist in Bernau aufgewachsen und war „ein sehr wildes Kind“, erinnert sich Dirscherl. In der Kunst konnte sie sich ausleben.
Erstes Bild mit neun Jahren verkauft
Ihr erstes Bild konnte sie bereits mit neun Jahren verkaufen. Die Käuferin „war eine Frau, die Eulen gesammelt hat“, sagt die Bernauerin, „ihr hat damals ein Bild von mir mit Eulen in der kindlich-naiven Darstellung so gut gefallen, dass sie es gekauft hat.“ Den Weg zur professionellen Künstlerin fand sie allerdings erst über Umwege.
Nach einem kunstbezogenen Abitur „hätte ich Kunst studieren können, aber vom Elternhaus war das dann halt so eine Sache, dass man sagt: ‚Du musst ja auch was Handfestes machen‘“, sagt Stefanie Dirscherl, „aber ich habe es mir damals auch noch nicht vorstellen können, nur Künstlerin zu werden.“ Sie studierte Innenarchitektur und arbeitete anschließend einige Jahre in den USA. „Seitdem ich wieder da bin, habe ich mich aber nur noch für die Kunst interessiert.“ Die Illustratorin meint: „Wenn es in einem drin ist, dann macht man natürlich irgendwann mal vielleicht andere Sachen, aber du kriegst den Drang zum Malen nicht raus.“
„Du kannst den Pinselstrich nicht neu erfinden“
Von Malerei über Wandgestaltungen bis hin zur Bildhauerei praktiziert Dirscherl mehrere Techniken. Sie lässt sich von vielen Künstlern inspirieren, aber ein absolutes künstlerisches Vorbild hat sie nicht. „Du kannst den Pinselstrich nicht neu erfinden“, so die Künstlerin, „es ist alles irgendwie schon mal dagewesen und trotzdem versucht man, aus der Masse vielleicht herauszustechen.“
Die Zeit im Ausland hat ihr geholfen, auch einen anderen Blick für ihre Heimat zu gewinnen. „Irgendetwas zu malen finde ich verkehrt, man muss schon einen Bezug dazu haben“, sagt Stefanie Dirscherl. Mit ihren Bildern versucht sie, ihre Heimat einzufangen, und wiederkehrende Inhalte sind die Tiere und die Berge, „aber auch ganz viel Brauchtumsgeschichten.“
Ein weiterer Zweig ihrer Arbeit sind Illustrationen. „Auf Stefanie Dirscherl bin ich durch eine Kinderbuchautorin aus Bernau aufmerksam geworden“, sagt Max Scheibmair vom Chiemgauer Verlagshaus. „Sie macht super starke Illustrationen. Wir haben im letzten Jahr zusammen ein Wimmelbuch ‚Chiemgau Chiemsee‘ ins Leben gerufen, das großen Anklang gefunden hat.“ Aus einem dieser Motive ist ein Puzzle entstanden, das jetzt in den Buchhandlungen „rund um den See“ erhältlich ist, sagt Scheibmair.
Bilder von Ali Mitgutsch haben schon als Kind fasziniert
Die Vielfalt ihrer Arbeit bereitet Stefanie Dirscherl Freude: „Jetzt male ich ein Bild, dann arbeite ich am nächsten Tag an der Fassade und dann beschäftige ich mich wieder mit kleinteiligen Sachen bei einem Wimmelbild. Das finde ich eigentlich das Spannende an der Sache.“ Obwohl sie in ihrer Kunst nicht einem Vorbild folgt, haben sie die Bilder von Ali Mitgutsch, „dem Urvater der Wimmelbilder“, schon als Kind fasziniert. Seinen Stil hat sie letztendlich auch für sich entdeckt. „Mir gefällt es einfach, wenn ich Sachen ausprobiere“, sagt die Künstlerin, „einfach mal wieder über den Tellerrand schauen.“
Eine Geschichte aus vielen kleinen Anekdoten
Mit Aquarell auf Papier schafft sie die Grundlage ihrer Wimmelbilder. Die Motive sind auch hier ihre Heimat. Bei dem Wimmelbild-Puzzle steht etwa im Zentrum die Fraueninsel. „Die Fraueninsel habe ich so oft gemalt, die kann ich auswendig“, lacht Dirscherl. Wichtig bei den Wimmelbildern ist laut der Künstlerin, dass alle kleinen Szenen miteinander verknüpft sind: „Obwohl es ein Bild ist, wird so eine unendliche Geschichte erzählt, aus ganz vielen kleinen Anekdoten.“
Im Anschluss werden die Bilder „in den Computer eingespeist und dann beginnt eigentlich der zeitintensive Teil der Arbeit“, erklärt Dirscherl. Bleistiftstriche müssen wegretuschiert werden, „oder manchmal läuft die Farbe aus einer Linie heraus. Das kann man natürlich prima am Computer bearbeiten.“ Neben den Buchhandlungen sind einige Werke der Bernauer Künstlerin auch bei der ARTMUC Kunstmesse in München vom 12. bis 14. April zu sehen.
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