Rasant unterwegs mit der Wasserschutzpolizei Prien am Chiemsee
Bei Wind und Wetter auf dem Wasser: „Einsätze nehmen selten ein gutes Ende“
Sicherheit vom Wasser aus - bei jedem Wetter, bei jeder Uhrzeit. Die Wasserschutzpolizei der Inspektion Prien am Chiemsee (WSP) ist nicht nur für in Not geratene Wassersportler zuständig. rosenheim24.de hat eine Runde auf dem Chiemsee gedreht - und mehr über die Polizeiarbeit auf dem Wasser erfahren.
Prien am Chiemsee - Das Bayerische Meer zeigt sich an diesem Dienstagnachmittag im Mai von seiner rauen Seite. Die Berge verschluckt von tief hängenden Wolken, der Himmel grau in grau, dicke Regentropfen prasseln auf die Wasseroberfläche.
Das große Streckenboot „WSP 4“ wälzt sich scheinbar mühelos durch die Wellen, gleich hinter der kleinen Schwester, der 300 PS starken „WSP 6“. Wir merken auf dem Einsatzboot der Polizei schnell: Seekrank darf hier keiner werden, vor allem nicht bei starkem Seegang. Die Beamten sehen Regen und Wind entspannt, sie sind es gewohnt, bei Wind und Wetter auszurücken.
Streifenfahrten auf dem Chiemsee
Vermisstensuche nach gekenterten Wassersportlern, Fischereikontrolle, Streifenfahrten, Überwachung von Seefesten und Regatten oder Prüfung von Natur- und Umweltschutzbelangen wie zuletzt nach dem Lkw-Unfall auf der A8 und ausgelaufenem Öl - das Aufgabenspektrum der Wasserschutzpolizei ist breit gefächert.
Auch Streifenfahrten wie bei den Kollegen auf der Straße gehören neben der Büroarbeit in der Dienststelle zum Berufsalltag. Dabei hätten die Chiemseedampfer freilich immer Vorfahrt, weiß Roland Kempf.
Kempf ist Polizeihauptkommissar und erster Bootsführer der WSP. In den vergangenen fast 20 Jahren hat er bereits viel erlebt. Ein Einsatz, an den er sich noch heute gut erinnern kann: Der Absturz eines Ultraleichtflugzeugs im November 2008 im Weitsee im Gemeindegebiet von Reit im Winkl.
„Nachdem Wrackteile ans Ufer geschwemmt wurden, wurde zunächst versucht, die Absturzstelle zu orten. Das klappte aber wegen der großen Fläche des Weitsees nicht. Eine groß angelegte Suchaktion wurde in die Wege geleitet. Zahlreiche Einsatzkräfte waren involviert, die Suche zog sich über Wochen.“
Im Januar 2009 sei das Flugzeug schließlich gefunden worden - mit den zwei Insassen. „Unsere Einsätze nehmen selten ein gutes Ende“, resümiert Kempf nüchtern. Gerade im Frühjahr oder Herbst, wenn die Wassertemperatur niedrig sei und die Leute nicht mit entsprechender Schwimmausrüstung ausstaffiert seien, sei ein “Happy End“ eher die Ausnahme.
Technikwissen gefragt
Zehn Polizisten sind für den Chiemsee und die Inseln zuständig. Genau wie bei der berittenen Polizei startet der Berufsweg über die normale Polizeiausbildung. Nach einer zusätzlichen Ausbildung können sich interessierte Kollegen auf offene Stellen bei der WSP bewerben. Gerade die Technik bei den modernen Booten dürfe nicht unterschätzt werden.
Seit Mai unterstützt die Beamten das neue leistungsfähige Polizeiboot „WSP 6“ die Einsätze auf dem Wasser. Mit einem minimalen Tiefgang von nur 40 Zentimetern hervorragend geeignet, um nahe an den Uferbereich heranzufahren.
In der Kabine fährt künftig ein Heiligenbild der Seligen Irmengard von Frauenchiemsee, der Schutzpatronin des Chiemsees, mit. Ein Anliegen von Schwester Scholastica McQueen bei der offiziellen Einweihung und Segnung des 7,58 langen und 2,55 Meter breiten Polizeiboot.
„Der Chiemsee ist nie gleich“
Die rund 135.000 Euro auch für Kempf „gut investiertes Geld“. Der neueste Stand der Technik sei neben der guten Zusammenarbeit mit Behörden und Rettungsdiensten für optimale Arbeit auf dem Wasser essentiell.
Kempf war schon immer eng mit dem Wassersport verbunden. Bootsführer der WSP zu sein: Für ihn mehr als nur ein Job. „Tourismus, Natur und Umwelt, Wassersportler aller Art - es ist immer etwas geboten. Der Chiemsee als größter See in Bayern ist nie gleich. Jeder Tag ist anders, ob von der Jahreszeit, der Witterung oder vom Licht her.“
mb


