Autobahn als Postkartenmotiv
90 Jahre Autobahnbau: Frasdorfer Ausstellung beleuchtet die Geschichte der A8
Im Dorfmuseum Frasdorf widmet sich eine Ausstellung dem 90-jährigen Jubiläum des Autobahnbaus im Gemeindebereich. Historische Bilder, Dokumente und Zeitzeugenberichte geben Einblicke in Planung und Bau der Strecke München-Salzburg.
Von Rupert Wörndl
Frasdorf – Der Heimat- und Kulturverein Frasdorf, der für das Dorfmuseum in Frasdorf verantwortlich ist, befasst sich heuer schwerpunktmäßig mit dem Autobahnbau im Gemeindebereich, der sich in diesem Jahr zum 90. Mal jährt. Begonnen hatte man schon im Herbst 1934, die Hauptarbeiten erfolgten im Jahr 1935. „Unglaublich, dass der Streckenabschnitt bis Siegsdorf bereits im Sommer 1936 eröffnet werden konnte. Mit dem Bau der Brücke über das Priental hatte man sogar schon im April 1934 angefangen und ein gutes Jahr später war sie fertig,“ so Ilse Linner aus München, die zur Eröffnung einer kleinen Ausstellung im Frasdorfer Dorfmuseum ihr Buch „Autobahn München-Salzburg, Historie und Aktuelles 1934 – 2024“ vorstellte.
Schöne Landschaft bestimmte den Trassenverlauf
Daniel Mair, der als Bürgermeister die Gemeinde als Museumsträgerin vertritt, und Rupert Wörndl vom Heimat- und Kulturverein Frasdorf konnten neben vielen interessierten Einheimischen auch eine Reihe von Heimatpflegern, Archivaren und Museumsleuten aus den Nachbargemeinden begrüßen. Unter den Gästen war auch der 88-jährige Erwin Kurz aus Hammer bei Siegsdorf, der früher bei der Autobahnmeisterei Siegsdorf beschäftigt war und zeitlebens über den Autobahnbau Bilder und Pläne gesammelt hat.
Ilse Linner beleuchtete anhand von Bildern aus der Ausstellung und im Gespräch mit den Zuhörern einzelne Themen ihrer Arbeit. „Die Trassenplanung war nicht aus rein bautechnischen Gesichtspunkten erfolgt, vielmehr war es der ausdrückliche Wunsch von Adolf Hitler, dass sich dem Autofahrer die Schönheit der Landschaft erschließen sollte, wie er es ausdrückte. Darum wählte man nicht die ursprünglich vorgesehene Linie über Wasserburg, sondern überquerte den Irschenberg als Aussichtspunkt und versuchte, so nah als möglich am Südufer des Chiemsees entlang zu fahren.“ Wie rigoros in einer Diktatur geplant wurde, ersieht man daraus, dass die Trassenführung durch Frasdorf noch drei Monate vor Baubeginn vollkommen umgestoßen worden war, wie Rupert Wörndl aus den Gemeindeakten herausgefunden hat. Weitere diskutierte Themen waren: Maschineneinsatz, Situation der beschäftigten Arbeiter sowie Kunstbauten wie Brücken, Unter- und Überführungen.
Eine große Überraschung war, als am Ende des Vortrages ein Zuhörer einen Schöpflöffel, in dem der Schriftzug „Hilfszug Bayern“ eingraviert ist, übergab. Dieser war offensichtlich 1936 beim Abbau der Kantine, die der „Hilfszug Bayern„ betrieben hatte, zurückgeblieben.
Die Ausstellung im Dorfmuseum zeigt Bilder vom Autobahnbau im Bereich der früheren Gemeinden Frasdorf und Umrathshausen. Sie wurden seinerzeit überwiegend von Sanitätsrat Dr. Karl von Heinleth aufgenommen, der in Frasdorf seinen Lebensabend verbrachte. Auch einige Fotografien aus der Sammlung Georg Huber sen. vom Samerberg sowie Postkarten „vorher“ und „nachher“ sind zu sehen.
Autobahn als Postkartenmotiv
Wie stolz man damals – zumindest von offizieller Seite – auf die Autobahn war und welche Bedeutung man ihr für den Fremdenverkehr zugedacht hat, zeigen zahlreiche Postkarten, in denen jeweils die Autobahn im Vordergrund steht. In einem Exkurs wird in der Ausstellung übringes auch auf die aktuelle Planung des Autobahnausbaues hingewiesen.
Der Heimat- und Kulturverein wird am Montag, 2. Juni, bei einer abendlichen Radltour rund um das Frasdorfer Autobahnstück an verschiedenen Stationen anhand von Gesprächsaufzeichnungen von Zeitzeugen sowie Zeitungsberichten das Thema nochmals aufgreifen.
