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Stellvertretende Landrätin, Kreisrätin und Bürgermeisterin a.D. von Frasdorf

„Ich dachte an einen verfrühten April-Scherz“ – Marianne Steindlmüller wurde mit Bundesverdienstkreuz geehrt

Bürgermeister Daniel Mair (rechts) würdigte bei einer Feierstunde in der Lamstoahalle die Auszeichnung seiner Vorgängerin Marianne Steindlmüller mit dem höchsten Deutschen Orden, dem Verdienstkreuz am Bande des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.Josef Steindlmüller (links) erhielt als kleines Danke schön einen Schnaps.
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Bürgermeister Daniel Mair (rechts) würdigte bei einer Feierstunde in der Lamstoahalle die Auszeichnung seiner Vorgängerin Marianne Steindlmüller mit dem höchsten Deutschen Orden, dem Verdienstkreuz am Bande des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.Josef Steindlmüller (links) erhielt als kleines Danke schön einen Schnaps.

Es ist die höchst Auszeichnung, die eine deutsche Staatsbürgerin erhalten kann – das Bundesverdienstkreuz. Marianne Steindlmüller, die ehemalige Bürgermeisterin von Frasdorf, wurde für ihr jahrzehntelanges, breitgefächertes Engagement ausgzeichnet. Mit einer Feierlichkeit in der Lamstoahalle wurde Steindlmüller nun noch mal in ihrer Heimatgemeinde geehrt.

Frasdorf – „Das Bundesverdienstkreuz am Band ist der höchste Deutsche Orden und wird nicht häufig verliehen. Unsere Altbürgermeisterin Marianne Steindlmüller ist die erste Frau aus Frasdorf, die vom Bundespräsidenten für ihre ungezählten ehrenamtlichen Tätigkeiten mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde“, würdigte Bürgermeister Daniel Mair bei einer Feierstunde in der Lamstoahalle die Auszeichnung seiner Vorgängerin.

„Die frühere bayerische Ministerin für Wohnen, Bau und Verkehr Kerstin Schreyer bedankte sich bei der Verleihung des Ordens im Staatsministerium bei ihr für ihre 50-jährige Tätigkeit im Ehrenamt zum Wohl der Gemeinde Frasdorf, der örtlichen Vereine und der gesamten Region“.

1990 erste Frau im Gemeinderat

Bürgermeister Mair lud den Gemeinderat, die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung und die Vorstandschaften der Ortsvereine zu einer Feierstunde zu Ehren der Ausgezeichneten in die Lamstoahalle. Ausführlich würdigte er das ehrenamtliche Engagement der neuen Ordensträgerin und spannte dabei den Bogen von der Arbeit in der Vorstandschaft des Trachtenvereins „Lamstoana“ und der „Thomasschützen“ bis hin zur Tätigkeit als stellvertretende Landrätin, Kreisrätin und Bürgermeisterin.

„Bei vielen ihrer Tätigkeiten war sie die erste Frau, die ihre neue Aufgabe in bis dahin reinen Männerdomänen übernahm. Ihr Bekanntheitsgrad durch die Arbeit im Trachtenverein, im Schützenverein und im Schützengau und ihre große Beliebtheit in Frasdorf brachte sie 1990 über die Frasdorfer Frauenliste als erste Frau in den Frasdorfer Gemeinderat.

Bei den allen weiteren Wahlen zog sie auf der Liste der CSU in den Gemeinderat ein und wurde schließlich 2008 als erste Frau zur ersten Bürgermeisterin der Gemeinde Frasdorf mit ihren knapp 3000 Einwohnern gewählt. Zwei Wahlperioden war sie Bürgermeisterin, bis sie mir 2020 eine solide geführte, schuldenfreie Gemeinde übergab“, sagt Mair.

Juristische Karriere

Neben dem Amt als erste Bürgermeisterin der Gemeinde Frasdorf brachte Steindlmüller sich mit ihrer großen kommunalpolitischen Erfahrung gewinnbringend in den Kreistag des Landkreises Rosenheim ein. Von 2002 bis 2008 war sie stellvertretende Rosenheimer Landrätin und repräsentierte den Landkreis bei verschiedenen Veranstaltungen mit hoher fachlicher Kompetenz.

Neben der Kommunalpolitik war sie besonders an der Rechtssprechung interessiert und durchlief eine „juristische Laufbahn“: Von 1992 bis 2000 war sie Schöffin am Jugendgericht Traunstein, von 1995 bis 2020 ehrenamtliche Richterin am Bayerischen Verwaltungsgericht München und von 2000 bis 2020 Ehrenamtliche Richterin am Bayerischen Landessozialgericht. „Das ist schon eine beispielhafte Karriere in der bayerischen Justiz“, würdigt der Bürgermeister seine Vorgängerin.

Dabei überzeugte Steindlmüller nicht nur durch ihr außerordentliches und tatkräftiges Engagement, sondern auch durch ihre hilfsbereite und herzliche Art und ihren hohen Gerechtigkeitssinn.

Beeindruckendes Engagement über Jahrzehnte hinweg

„Es ist eine alte Tatsache: Wer irgendwo Verantwortung übernommen hat, dem wachsen von allen Seiten weitere Aufgaben zu“. Von 1990 bis 2019 war sie als Ortswaisenrätin und Betreuungshelferin der Gemeinde Frasdorf sowie als Mitglied des Stiftungsrats in der Umwelt-, Kultur- und Sozialstiftung des Landkreises Rosenheim ehrenamtlich tätig. Daneben war die Altbürgermeisterin auch noch – bis die Aufgabe an die Kreiswehrersatzämter übertragen wurde – Mitglied im Musterungsausschuss sowie von 1996 bis zur Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 Mitglied im Ausschuss für Kriegsdienstverweigerer.

Seit 2017 ist sie außerdem Mitglied des Aufsichtsrates der Genossenschaft Bürgerenergie Chiemgau.

„Kurz zusammengefasst: Marianne Steindlmüller hat sich über Jahrzehnte hinweg auf beeindruckende und vielfältige Weise ehrenamtlich engagiert. Sie war stets für alle anderen da und half denen, die sich nicht selber helfen konnten. Dabei stellte sie stets die eigene Freizeit zurück, um sich mit vollem Engagement für das Gemeinwohl und ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger einzubringen“, schloss das Gemeindeoberhaupt.

Mair sprach die Glückwünsche der Gemeinde aus und bedankte sich für das lebenslange ehrenamtliche Engagement mit einem Riesenblumenstrauß bei der Altbürgermeisterin. Josef Steindlmüller, der Mann an ihrer Seite, mit dem sie seit über 50 Jahren verheiratet ist, erhielt einen Schnaps.

Drei Fragen an Marianne Steindlmüller

Ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten lesen sich wie mehrere Fulltime-Jobs. Daneben hatten Sie noch eine Landwirtschaft und eine Familie mit Kindern zu versorgen. Wie haben Sie das alles unter einen Hut gebracht?

Steindlmüller: Es ging nur, weil mir meine Schwiegereltern und mein Mann den Rücken freihielten. Ich habe alle meine Ämter nacheinander gemacht und stets darauf gesehen eine Aufgabe zu beenden, bevor ich eine neue übernahm. Mit Herzblut hing ich an der Arbeit im Gauausschuss des Schützengaus. Aber als ich mich der Kommunalpolitik zuwandte, beendete ich diese zeitintensive Tätigkeit. Gerichtstermine waren langfristig bekannt, da konnte ich mich darauf einstellen. Wichtig war halt immer die konsequente Führung eines Terminkalenders.Ich habe mich niemals Kopf über Hals in ein unbekanntes Abenteuer gestürzt. Wenn mir eine neue Aufgabe angetragen wurde, besprach ich das stets zuerst mit meinem Mann und mit der Familie. Wenn sie mir grünes Licht gaben – und das war in den meisten Fällen der Fall – übernahm ich das Amt, weil ich wusste, dass ich daheim bei dieser Arbeit unterstützt werde.

Das Bundesverdienstkreuz ist eine sehr hohe Auszeichnung. Wann und wie haben Sie denn erfahren, dass Sie künftig zu den Ausgezeichneten gehören werden?

Steindlmüller: Wenige Tage vor Weihnachten kam ein Brief von der Staatskanzlei, dass ich Ende Februar ausgezeichnet werden soll. Ich dachte an einen verfrühten April-Scherz und legte den Brief weg. Ein paar Tage später rief die Protokollabteilung an und erklärte, dass es schon seine Richtigkeit damit habe. Ich durfte mir dann das Verdienstkreuz am Bande des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland im Bauministerium in München abholen. Die damalige Ministerin Kerstin Schreyer verlieh mir den Orden als eine ihrer letzten Tätigkeiten. Ich sehe diese Auszeichnung nicht nur als Auszeichnung für mich und mein ehrenamtliches Engagement, sondern auch als kleines „Danke schön“ des Staatsoberhauptes an alle, die es mir ermöglicht haben, solange für die Allgemeinheit da zu sein. In erster Linie sehe ich da meine Familie, die so oft auf mich verzichten musste, weiter haben erheblichen Anteil an der Auszeichnung die Vorstandschaften der Vereine und Gruppierungen, denen ich angehörte sowie die Gemeindeverwaltung und die Gemeinderäte von Frasdorf, mit denen ich zusammenarbeitete. Ohne sie alle wäre es mir nicht möglich gewesen diesen Aufgaben nachzukommen.

Nach so vielen Jahren des Engagements – Was machen Sie jetzt den ganzen Tag?

Steindlmüller: Wenn man Haus und Hof hat, dazu eine große Familie, dann gibt es vieles zu tun. Unsere Enkel sind zwar schon groß, aber sie greifen gerne auf uns zurück – vor allem jetzt, da Opa und Oma Zeit haben - angeblich (lacht). Überall findet man etwas, das man schon lange machen wollte, was man aber früher mit dem Hinweis „wenn ich einmal Zeit habe“ zurückstellte. Arbeit gibt es genug und einiges geht mir auch nicht mehr so flink von der Hand, wie vor 20 und 30 Jahren (lacht).

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