Konvoi in die Ukraine
Über Rohdorf ins Kriegsgebiet: 80 Feuerwehrler auf großer Friedensmission
100 Wachen und 200 Feuerwehr-Fahrzeuge sind in der Ukraine im Zuge des Krieges bereits zerstört worden. 800 Feuerwehrler aus Bayern machten sich nun zu einer großen Aktion auf, um etwas Abhilfe zu schaffen.
Rohrdorf – Samstag, zehn Minuten vor fünf Uhr morgens: Es schneit, die Temperaturen liegen um den Gefrierpunkt. Kein Wetter, bei dem man gern das Haus verlässt. 80 Feuerwehrler aus ganz Bayern aber haben an diesem Tag gute 850 Kilometer Fahrt bis ins polnische Krakau vor sich. Aus 40 Feuerwehr-Lkw besteht der Konvoi, der sich an diesem Morgen in Rohrdorf in Bewegung setzt. Er bringt Feuerwehrausrüstung in die Ukraine, die dort dringend benötigt wird. In die Ukraine selbst mussten die bayerischen Feuerwehrler nicht, ab Krakau übernimmt die polnische Feuerwehr den Weitertransport.
100 Wachen und 200 Fahrzeuge zerstört
Die Aktion ist eine Initiative des Deutschen Feuerwehrverbandes, die Abwicklung wird zusammen mit den polnischen Feuerwehrkollegen koordiniert und vom bayerischen Staat auf Bitten des Ukrainischen Konsuls in München, Dmytro Shevchenko, unterstützt. Der Staat übernimmt die Kosten für Verpflegung und Treibstoff, er stellt letztendlich auch die Transportfahrzeuge: Bei ihnen handelt es sich um Fahrzeuge, die dem Katastrophenschutz zugeordnet sind. Sie gehören dem Land Bayern, sind aber auf alle Landkreise Bayerns verteilt und werden dort auch im normalen Feuerwehralltag eingesetzt. Quasi als „Gegenleistung“ stellen die Feuerwehren derjenigen Kommunen, die über ein solches Fahrzeug verfügen, bei diesem Einsatz auch das Fahrerteam.
Die Ladung der Lkw stammt aus den Beständen von Feuerwehren aus ganz Bayern: Gerät, das dort nicht mehr ständig benötigt, sondern nur noch als Reserve vorgehalten wurde, kommt jetzt zum Einsatz in der Ukraine. Die Bandbreite reicht von Tragen und Schläuchen bis zu schwerem Gerät, etwa Pumpen und Spreizern. Zehn Fahrzeuge des Konvois werden sogar in der Ukraine verbleiben. Die Feuerwehrstruktur dort ist, wie Konsul Shevchenko in Rohrdorf sagte, von vornherein nicht mit deutschen Verhältnissen zu vergleichen, bereits jetzt aber seien 100 Wachen und rund 200 Feuerwehrfahrzeuge zerstört. Umso wichtiger sei jede Materialunterstützung: „In jedem Krieg,“ so der Konsul, „sind die Feuerwehren neben den Krankenhäusern die Einrichtungen, von denen es abhängt, wie groß die Überlebenschancen der Zivilbevölkerung sind. Er könne allen, die an der Aktion beteiligt waren, nur aus ganzem Herzen für diese Friedensmission danken“.
Platz für 1500 Menschen muss geschaffen werden
Dass sich die Fahrzeuge aus ganz Bayern in Rohrdorf, genauer gesagt an der Sportanlage Turner Hölzl sammelten, kommt nicht von ungefähr. Die Dreifachturnhalle liegt in unmittelbarer Nähe der Autobahn, bietet auf dem Gelände Platz für viele Fahrzeuge und verfügt auch über Möglichkeiten zur Essensausgabe. Für den Katastrophenschutz des Landkreises also eine geradezu ideale Immobilie. Für einen größeren Ernstfall haben sich die Landkreise nämlich darauf einzustellen, Menschen aus anderen Landkreisen vorübergehend zu beherbergen. Für den Landkreis Rosenheim wären das nach den Katastrophenschutzplänen 1500 Personen, für die eine Unterbringungsmöglichkeit vorzuhalten ist.
Im echten Einsatz ist die Anlage am Turner Hölzl dabei schon seit dem 11. März. Seit diesem Tag dient die Halle als erster Anlaufpunkt für diejenigen Flüchtlinge aus der Ukraine, die im Landkreis vorübergehend untergebracht werden. Seit diesem Tag ist sie auch für die Gemeinde samt ihren Vereinen und die Schule nicht mehr nutzbar – Landrat Otto Lederer und Kreisbrandrat Richard Schrank bedankten sich ausdrücklich für diesen Beitrag Rohrdorfs zu den gemeinsamen Hilfeanstrengungen für die Ukraine.
Lkw erfolgreich in Polen entladen
Die Anlage war also schon vorbereitet, auch mit Schlafplätzen ausgerüstet. Für den Notfall, falls die ankommenden Kriegsflüchtlinge nicht noch am selben Tag auf ihre Aufenthaltsorte im Landkreis verteilt werden könnten. In diesem Feldbettlager fanden nun die 80 bayerischen Feuerwehrler eine kurze Nachtruhe. Um vier Uhr früh am Samstagmorgen hieß es dann bereits wieder aufstehen, kurz frühstücken und die Fahrzeuge besetzen.
Der Konvoi zog sich über vier Kilometer Länge und sollte eine Marschgeschwindigkeit von gut 70 km/h einhalten – nur möglich, weil vor allem die Passage aller Mautstellen und nicht zuletzt die Tankstopps perfekt geplant und durchgesprochen wurden. Der Konvoi kam am Samstag glücklich gegen 22 Uhr in Krakau an, am gestrigen Sonntag wurden die Lkw entladen.
