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Gemeinsamer Kraftakt

„Des is da Wahnsinn“: Wie eine kleine Gruppe Flintsbacher den Fasching rettet

Im „Apachen-Pub“ am Sportplatz spielt sich heuer unter dem Motto „Wild Wild West“ das Flintsbacher Faschingsleben ab
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Im „Apachen-Pub“ am Sportplatz spielt sich heuer unter dem Motto „Wild Wild West“ das Flintsbacher Faschingsleben ab. Die Vorarbeit bei Aufbau und Ausstattung war enorm.

Der Stolz des ganzen Dorfes steht momentan am Flintsbacher Sportplatz und trägt den Namen „Apachen-Pub“. Mit ihrer extravaganten Partylocation hat die örtliche Faschingsgesellschaft aber nicht nur eine Welle der Begeisterung ausgelöst, sondern beweist vor allem, was möglich ist, wenn man es nur will.

Flintsbach – Schon beizeiten wusste man in den Reihen der Faschingsgesellschaft Flintsbach-Fischbach und deren Fans, genannt Faschingsspinner, dass es ohne Eigeninitiative schlecht ausschauen würde mit der uralten Tradition, die dort im Inntal neben dem Faschingszug einen großen Stellenwert hat. Denn die Bälle konnten in der gewohnten Größe aufgrund der Brandschutzbestimmungen nicht mehr im Saal des Gasthauses Falkenstein durchgeführt werden.

Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023

Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
Volle Hütte: Beim Krönungsball wollten alle dabei sein. © Michael Huber
Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
Präsident Franz Astner und Hofmarschall Matthias Nickl. © Michael Huber
Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
Kurze Pause und ein kleiner Ratsch: Die Elferräte Martin Wons, Simon Pichler und Matthias Reiter (von links).  © Michael Huber
Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
Die Flintsbacher Elferräte Martin Wons, Markus Pertl, Hofmarschall Matthias Nickl (hinten von links), Marinus Stock und Michael Astner (vorne rechts).  © Michael Huber
Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
Neben Aufbau, Organisation und Dienst blieb noch Zeit, die Mitternachtsshow einzustudieren – womit der Elferrat das Publikum zum Jubeln bringt. © Michael Huber
Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
Die Flintsbacher Garde. © Michael Huber
Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
So kennt man den Krapfl Schorsch – locker, flockig immer mitten drin. Auch auf der Apachen-Pub-Bühne fühlt sich der Ehrenpräsident wie zuhause. © Michael Huber
Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
Vorbereitung: Mit der Fräse muss im Dezember erst einmal der Schnee geräumt werden. © Michael Huber
Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
Aufbau bei Kälte und Sturm. © Michael Huber
Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
Hier geht es an die Details. © Michael Huber
Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
Apachen-Pub im Flintsbacher Nebel. © Michael Huber
Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
Auch der Aufbau und Innenausbau des Apachen-Pubs erfolgt in Eigenregie. © Michael Huber
Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
„Schankwart“ Hans Stocker schraubt seinen Tresen persönlich fest. © Michael Huber
Impressionen aus der Flintsbacher Faschingsgalerie 2023
Die Feuertaufe gut überstanden: Das Apachen-Pub am Flintsbacher Sportplatz verfügt neben dem Vorbau (Kassenhäusl) auch über einen eigenen Garderobenanbau (rechts) und eine stattliche Bar (links). © Michael Huber

„Wir brauchen etwas, wo wir unser ganzes Zeug drin lassen können. Ein Zelt wäre, abgesehen von den Heizkosten, nicht gemütlich und die Turnhalle in Fischbach macht optisch nix her“, war man sich einig. Und mindestens so viele Besucher wie in der Vergangenheit – „beim Schwaiger waren es gut über 200“ – sollten hineinpassen.

Eine riesige mobile Partyhütte

Da kam der frühere Präsident Sepp Obermair 2019 vom Biathlon-Weltcup zurück – mit Fotos im Gepäck von einer mobilen, riesigen „Partyhütte“. Anruf beim Verleiher Schmid Kunstholzbau in Pleiskirchen, Angebot gecheckt und fix war das Arrangement – auch wenn das Kosten im fünfstelligen Bereich bedeutete . „Wir haben damals noch gar nicht genau gewusst, wo wir die Hütte aufbauen, aber wir wollten es unbedingt machen.“ Nun steht sie auf dem Sportgelände des ASV Flintsbach, das die Gemeinde zur Verfügung gestellt hat.

Geplant war das Ganze eigentlich für die Saison 2020/2021, lag aber aufgrund der Pandemie erst einmal auf Eis. Doch für die aktuelle Faschingssaison packte die Gesellschaft mit dem eigens für das Projekt gegründeten Faschingsverein Flintsbach-Fischbach an. Kurz vor Weihnachten 2022 trafen die sechs Sattelzüge voller Material am ASV-Sportplatzgelände ein. Dort galt es erst einmal, den kompletten Platz, auf dem die Hütte stehen sollte, mittels Schneefräsen zu räumen.

Zehn Vereinsmitglieder und vier Mann aus Pleiskirchen bauten innerhalb von zwei Wochen die Außenhülle auf, begleitet von Kälte und ungewöhnlich starkem Wind. „Aber der Aufbau hat einfach auch Spaß gemacht“, sagt Sepp Obermair. In der Woche vor Heiligabend stand die riesige Hütte samt Vorbau, eigenem Garderoben-Anbau sowie einer geräumigen Bar. „Zwischen den Feiertagen haben wir dann innen noch alles fertig gemacht“, so der Präsident der Faschingsgesellschaft, Franz Astner.

Was so flott klingt, war ein gewaltiger Kraftakt für eine verhältnismäßig kleine Truppe (13 Elferräte, 14 Gardemädchen und das Prinzenpaar) – und nötigt nicht nur Ehrenpräsident Schorsch Krapfl Respekt ab: „Sensationell, was der Verein mitgestemmt hat und wie viele dann mitgeholfen haben. Es sind ja auch viele Selbstständige darunter. Ein jeder hat seine Firma stehen lassen, grad in den Wochen vor Weihnachten.“ Was ihn noch schwer beeindruckt habe: „Es ist in der ganzen Zeit kein einziges lautes Wort gefallen, alles wurde in Ruhe ausgeredet, jeder hat überall mit angepackt.“

In der ganzen Zeit ist kein einziges lautes Wort gefallen.

Ehrenpräsident Schorsch Krapfl

„Der ganze Ort hat uns extrem geholfen. Es ist gigantisch, wie auf einen Schlag alle zusammenhelfen, wenn es um die Gemeinschaft geht“, betont Franz Astner. Viele Firmen leisteten zum Teil sogar unentgeltlich Unterstützung in Form von Maschinen, Material, Geschirr, Spüle und vielem mehr. Die Faschingsgesellschaft Neubeuern hat zudem ihre Bühne zur Verfügung gestellt, der Hüttenverleiher gewährte einen Preisnachlass: „Er hat gesagt, dass es ihm sehr gefällt, was wir hier machen.“

Und immer gab es Flintsbacher, die mit einer Brotzeit und Getränken vorbeischauten. Wie sehr sich der Ort mit der Faschingstradition identifiziert, zeigt auch der Zuwachs des 2020 zur Unterstützung der Faschingsgesellschaft gegründeten Faschingsvereins : „Die Mitglieder der Faschingsgesellschaft sind dem Verein beigetreten“, freuen sich Astner und Hofmarschall Matthias Nickl, die auch den Ablauf der Bälle logistisch planen: „Für jeden Bereich sind eigene Teams mit einem Ansprechpartner eingeteilt, die ihre Aufgaben selbstständig organisieren, zum Beispiel die Bar, die Musik- und die Beleuchtungsanlage oder die Theke. Das läuft reibungslos.“

Feiern auf über 600 Quadratmetern

Platz ist nun für weit mehr als doppelt so viele Gäste als vorher. Auf über 600 Quadratmetern gibt es nicht nur 450 Sitzplätze, Bühne und Sanitäranlagen, sondern auch eine Bar mit 100 Quadratmetern. Logistisch standen die Verantwortlichen vor einer ziemlichen Herausforderung. So galt es die Strom- und Wasserzufuhr sowie die (letztlich 40 Meter lange) Abwasserableitung, die Heizung und vieles mehr zu organisieren und installieren. „Für den Brandschutz gab es außerdem noch eine gesonderte Abnahme durch das Landratsamt“, so Astner.

So geht es im Flintsbacher Fasching weiter

Samstag, 11. Februar, 19 Uhr, Gildeball mit den Gast-Gilden aus Rosenheim, Aschau, Rohrdorf, Prien und Vogtareuth

Donnerstag, 16. Februar, ab 14.30 Uhr Weiberfasching

Sonntag, 19. Februar, ab 14 Uhr großer Faschingszug. An diesem Tag bleibt das Apachen-Pub geschlossen

Dienstag, 21. Februar, 19 Uhr, Kehraus

Freitag, 10. März, 18 Uhr, Starkbierfest

Samstag, 11. März, 18 Uhr, Starkbierfest mit „Bast Scho“

Sonntag, 12. März, 10.30 Uhr, Starkbierfestfrühschoppen

Die Generalprobe war das Helferfest, das drei Tage vor dem Krönungsball stattfand und zugleich der Testlauf war. Trotz allem war die Spannung groß, wie das Projekt in der Bevölkerung ankommen würde, auch wenn das „Apachen-Pub“ seit Wochen Gesprächsthema im Dorf war. Der Andrang beim Krönungsball war riesengroß und wurde beim Mottoball noch übertroffen. Von Anspannung ist nichts zu merken: „Wenn der Ball läuft, dann läuft er.“

Für das Essen sorgt Sportheim-Wirt Herbert Reiter, Herr über die Schenke ist Hans Stocker und für den durchorganisierten Service sorgt das Team von Chef-Bedienung Lisa Stocker. Dass bis 4.30 Uhr morgens gefeiert werden darf, hatte der Gemeinderat im Vorfeld genehmigt. Dafür, dass die Faschings-Crew nach der Veranstaltung „frei hat“, sorgen laut Krapfl die Eltern der Aktiven. Sie räumen auf und machen alles wieder blitzblank. „Wenn die Jungen arbeiten, damit wir feiern können, arbeiten wir, damit sie dann frei haben.“

Wir alle ziehen den Hut vor Euch

Ehrenpräsident Schorsch Krapfl

Der Ehrenpräsident ist stolz auf die Nachfolger: „Bei uns ist es lange Tradition, dass die jungen Leute mit anpacken. Doch in der heutigen Zeit kann es schnell passieren, dass einer sagt, ,das tu ich mir nicht an‘.“ Dass die jungen Leute von Flintsbach mit Leib und Seele bei der Sache sind und die 135-jährige Tradition hochhalten, „des is a Wahnsinn, des is stark. Wir allen ziehen den Hut vor Euch“.

Doch beendet ist die Arbeit nach dem Kehraus am 21. Februar noch lange nicht. „Zuerst kommt alles raus, was mit Fasching zu tun hat. Dann richten wir für unser Starkbierfest her“, sagt Franz Astner. Danach wird das Apachen-Pub wieder abgebaut. Aber wie schaut es dann für die Saison 2024/2025 aus? „Wir rechnen nicht wirklich mit einer Alternative, deshalb machen wir es auf alle Fälle wieder mit der Partyhütte, auch wenn es viel Arbeit ist und viel Geld kostet“, verspricht der Präsident. Ob man diese Leistung aber dann noch weiter erbringen könne, lässt sich kaum sagen. „Im Moment herrscht natürlich große Euphorie, jeder will es mal gesehen und erlebt haben und der Andrang ist riesig. Aber es muss schon viel zusammenpassen.“

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