(K)eine Ehre, wem Ehre gebührt?
Nach „Verwerfungen“: Kein Dank an zurückgetretene Kommandantur der Feuerwehr Wasserburg?
2022 hat der Rücktritt der Kommandantur bei der Wasserburger Feuerwehr kräftig für Wirbel gesorgt. Jetzt gab es ein Nachspiel im Stadtrat. Feuerwehr-Referent Armin Sinzinger ist sauer auf den Bürgermeister.
Wasserburg – Eigentlich sollte Armin Sinzinger (Wasserburger Block) „nur“ seinen Arbeitsbericht als Feuerwehr-Referent im Stadtrat vortragen. Doch sein Vortrag enthielt auch eine Passage, in der er schwere Vorwürfe erhob. Ein Nachspiel zum Rücktritt der drei Kommandanten im Juni 2022 als Folge, so Sinzinger, von „Verwerfungen der Führung mit unserem Bürgermeister“. Geschlossen waren Niko Baumgartner, Rudi Göpfert und Stefan Gartner damals zurückgetreten. Seitdem leitet ein neues Trio mit Kommandant Timo Paul sowie seine beiden Stellvertretern, Maximilian Labsch und Heinrich Lir, die Feuerwehr Wasserburg.
Auch wenn wieder Ruhe eingekehrt zu sein scheint, wirkt das viele böse Blut, das es rund um die Amtsniederlegung gab, nach. Zum Teil hatten sich die Parteien zwar angenähert, nach mehreren Besprechungen auf Veranlassung des Feuerwehr-Referenten. Doch beide Seiten – Baumgartner, Göpfert und Gartner auf der einen, Bürgermeister Michael Kölbl auf der anderen Seite – konnten keine Befriedung herstellen. Eine wesentliche Klärung, so Sinzinger, habe auch eine nichtöffentliche Sitzung mit dem Stadtrat nicht herbeigeführt.
Schnee von gestern? Nicht für den Feuerwehr-Referenten, der sich veranlasst sah, „einen sehr kritischen Vermerk“ zu machen. Stadtoberhaupt Michael Kölbl (SPD) habe die scheidende Kommandantur nicht „anständig“ verabschiedet, ihr für die Zeit als Führungskräfte nicht gedankt. Das hätte der Rathauschef nach Meinung von Sinziger jedoch tun sollen, trotz der Streitigkeiten. „Einen ehrenden Abschied hat sich jeder, der einen freiwilligen Dienst am Nächsten, nicht nur in einer Führungsverantwortung, geleistet hat, verdient.“
Deshalb bedanke er sich als Feuerwehr-Referent jetzt herzlich für die geleistete Arbeit. Niko Baumgartner habe die Aufgabe des Kommandanten von 2019 bis Juni 2022 innegehabt. Er sei 2014 der Wasserburger Feuerwehr beigetreten und hier bis heute aktiv. Rudi Göpfert war von 2008 bis 2022 stellvertretender Kommandant, er ist der Feuerwehr seit 1986 verbunden, so Sinzinger. Stefan Gartner ist hier schon seit 1992 tätig, auch er war stellvertretender Kommandant von 2019 bis Juni 2022.
Alle drei hätten auch in der Zeit vor der Kommandantur zahlreiche Führungsaufgaben übernommen. Sinziger unterstrich, dass die Feuerwehr eine kommunale Pflichtaufgabe sei, darauf weise der Rathauschef auch immer wieder hin. Die Kommune verlasse sich jedoch sehr gerne auf die Freiwilligkeit der zivilen Bevölkerung, bedauerte Sinzinger. Bürgermeister Kölbl nahm die Schelte ohne Reaktion zur Kenntnis. Auch der Stadtrat blieb stumm.
Sinzinger ging in seinem Arbeitsbericht außerdem auf den geplanten Feuerwehr-Neubau in Wasserburg ein. Er erinnerte an die Chronologie der Ereignisse, vom Feuerwehrbedarfsplan, aufgestellt 2013 und erneuert 2018/2019, Basis für den Grunderwerb 2018, bis zur Bildung einer Planungsgruppe, von den Workshops mitten in der Pandemie bis zu den ersten Raumplanungsvorschlägen. 2022 formulierte die neue Kommandantur neue Anforderungen, es folgte der Antrag der CSU/Wasserburger Block, eine Kriechstrecke einzubauen, der zugunsten einer mobilen Anlage zurückgezogen wurde, so Sinzinger. Einstimmig habe der Stadtrat den Vorentwurf mit Kostenschätzung verabschiedet, die Verwaltung wurde beauftragt, das Vergabeverfahren für die Planungsleistungen zu starten.
Auch Handlungsbedarf in Reitmehring
Sinziger wies jedoch darauf hin, dass auch in Reitmehring Handlungsbedarf bestehe. Die Aktiven, seit 2020 geleitet durch Kommandant Thomas Lerch und Stellvertreter Thomas Rücker, waren in großer Zahl anwesend in der Sitzung. In Reitmehring müsse das Gerätehaus ausgebaut werden, so der Referent. Eine Machbarkeitsstudie werde derzeit von der Kommandantur überarbeitet. „Auch diese Baumaßnahme ist voranzutreiben“, mahnte Sinziger, der darauf hinwies, dass die Investition jedoch in einer anderen Liga spiele als bei einem Neubau wie in Wasserburg.
Stelle für zweiten Gerätewart
Gute Nachrichten gab es zum Thema Gerätewart. Im Juni 2022 wurde Chris Taylor für beide Feuerwehren hauptamtlich mit der Wartung, Pflege und Prüfung aller Gerätschafte in Wasserburg und Reitmehring-Attel beauftragt. Im Oktober verunglückte er schwer, zwei 520-Euro-Kräfte sprangen ein. Seit Juli dieses Jahres ist Taylor wieder im Amt. Doch er hatte schon vor seiner Erkrankung darauf hingewiesen, dass die Aufgabe für eine Person nicht zu leisten sei. Die Stadt habe deshalb allen drei Aushilfskräften eine zweckbefristete Weiterbeschäftigung angeboten. Eine Studie solle Klarheit zur Frage bringen, ob eine weitere Stelle geschaffen werden müsse. Nach Meinung der Kommandanten: ja. Denn die Unfallverhütungsvorschriften seien in Alleinarbeit nur schwer zu schaffen. Die Atemschutzwerkstatt binde einen hohen Anteil der Arbeit, weil sie für zehn umliegende Gemeinden zuständig sei.
Dazu gab es bereits im Stadtrat eine positive Nachricht: Der Bürgermeister teilte mit, dass in nicht-öffentlicher Sitzung die Schaffung einer möglichen zweiten Stelle für die Gerätewartung beschlossen worden sei. Im Stellenplan des Haushaltes für 2024 solle sie eingeplant werden.
Einsatzstärke in Wasserburg und Reitmehring-Attel
Die Feuerwehr Wasserburg hat laut Feuerwehrreferent Armin Sinzinger 77 Aktive. 71 davon sind männlich, sechs weiblich. Die Jugend setze sich aus sieben männlichen und vier weiblichen Personen zusammen.
Die Feuerwehr Reitmehring-Attel hat 50 Aktive, acht davon sind Feuerwehrfrauen, so Sinzinger. Auch die Jugend sei stabil vertreten: mit vier männlichen Jugendlichen und drei Mädchen, die sich auf den aktiven Dienst vorbereiten würden.


