Seit 25 Jahren: Schnelle Hilfe, die Leben rettet
Wie die First Responder der Feuerwehr Feldkirchen-Westerham Pionierarbeit geleistet haben
Sie sind ehrenamtlich unterwegs, und das Tag und Nacht, um das Leben von Menschen zu retten. Wie wichtig ihre Hilfe ist, was die Helfer antreibt und was Sie in 25 Jahren First Responder alles erlebt haben.
Feldkirchen-Westerham – Als Anfang 1998 das Duo der Freiwilligen Feuerwehr (FF) Feldkirchen Franz Weber Senior, damals 1. Kommandant, und Martin Faltlhauser, damals Vorstand und Rettungssanitäter, erste Gedankenspiele für einen „Helfer vor Ort“ für den Gemeindebereich Feldkirchen-Westerham anstellten, wurde diese Idee von einigen Bürgern mit einer abschätzenden Handbewegung als kurzlebiges Strohfeuer abgetan. Doch entgegen den pessimistischen Vorhersagen hat sich der First Responder (FR) der Freiwilligen Feuerwehr Feldkirchen-Westerham in den zurückliegenden über zwei Jahrzehnten nicht nur zu einem Dauerbrenner samt Erfolgsstory, sondern auch zu einem unverzichtbaren und wichtigen Eckpfeiler in der Rettungskette des westlichen Landkreises Rosenheim entwickelt.
35 Helfer sind 365 Tage einsatzbereit
Am kommenden Sonntag, 7. Januar, finden mit geladenen Gästen im Feuerwehrgerätehaus am Karl-Weigl-Platz 7, die Jubiläumsfeierlichkeiten zu „25 Jahre First Responder der Feuerwehr Feldkirchen- Westerham“ statt. Aktuell stehen 35 Frauen und Männer der FF Feldkirchen-Westerham mit professionellem Equipment ehrenamtlich an 365 Tagen rund um die Uhr bei medizinischen Notfällen im Gemeindegebiet und darüber hinaus parat und werden von der Integrierten Leitstelle Rosenheim alarmiert.
Damit schließen sie die so wichtige Zeitspanne zwischen dem Absetzen des Notrufes bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes und Notarztes, bei der oft Minuten lebensentscheidend sein können.
Insgesamt 3765 Mal unterwegs
Wie eminent wichtig der First Responder für die Bevölkerung ist, beweisen die stetig hohen Jahres-Einsatzzahlen. So wurde 2003 erstmals die 100er-Marke geknackt und nur sechs Jahre später, 2009, die 200er-Schallmauer überschritten. Mit 270 Alarmierungen weist die FR-Statistik im Jahr 2011 den Höchststand bis dato aus. Beeindruckend ist auch ein Blick in die Gesamtstatistik. Das engagierte FR-Team ist seit dem Start vor 25 Jahren zu 3765 Einsätzen ausgerückt.
Mit der Stationierung des Rettungswagens in Feldkirchen im Jahr 2013 konnte die Gemeinde von einer verbesserten medizinischen Versorgung profitieren. Glücklicherweise führte dies auch zu einer Reduzierung der Einsatzzahlen des FR-Teams. Da der First Responder bis dahin nur nachts besetzt war und die Feuerwehr aber immer häufiger tagsüber als Ersthelfer alarmiert wurde, erfolgte im Jahr 2016 bei der FF Feldkirchen-Westerham die Einführung der so genannten „Ersthelfer-Stufe-2“. Dadurch können die FR-Einsatzkräfte auch tagsüber zu kritischen medizinischen Einsätzen alarmiert werden. Mit diesem innovativen Einsatz-System übernahmen die Floriansjünger auch eine viel beachtete Vorreiterrolle im Landkreis. Rückblick: Die beiden Feldkirchener Feuerwehrler Weber und Faltlhauser haben mit ihrer Initiative Ende der 90er Jahre wahre Pionierarbeit geleistet. In nur zwei Jahren ist den „FR-Idealisten“ etwas gelungen, was bis dato im überregionalen Raum ein „No Go“ war: Die Zusammenarbeit von einer Freiwilligen Feuerwehr und einer BRK- Ortsgruppe bei Einsätzen im Rahmen einer gemeinsamen FR-Einsatzgruppe.
Der Lohn ihres unermüdlichen Einsatzes: Am 31. Dezember 1998 meldete sich Florian Feldkirchen 79/1 einsatzbereit. Doch war damit nicht alles in trockenen Tüchern. „Unser voll ausgestattetes FR-Einsatzauto, ein BMW 318 tds, hatte zwar ein Blaulicht auf dem Dach, das, wir aber bei Einsatzfahrten nicht benutzen durften“, blickt Weber mit einem Schmunzeln zurück. Dazu ergänzt Faltlhauser, „mit dem Feuerwehrauto und Blaulicht sind wir zur Beseitigung einer Ölspur auf der Straße gefahren, wenn es aber mit unserem FR-BMW zu einem lebensbedrohlichen Einsatz ging, durften wir es nicht anschalten“.
Nach dem Motto, „gesagt getan“, nahmen die beiden spontan Kontakt zur damaligen Feldkirchener Landtagsabgeordneten und heutigen Landtagspräsidentin Ilse Aigner auf. „Die folgende Geschichte ist dann schnell erzählt, Aigner brachte das Thema in den bayerischen Petitions-Ausschuss und nach sechs Wochen hatten wir grünes Licht für unser blaues Licht“, erzählt Weber mit einer Portion Stolz.
Schnelles Eingreifen hat Leben gerettet
Nach einer netten Anekdote gefragt, antwortet FR-Einsatzfahrer und Feuerwehrarzt Dr. Michael Jakob mit einem nach oben zeigen Daumen, „im Sommer 1999 sackte ein Spieler auf dem Feldkirchener Tennisplatz bewusstlos zu Boden. Durch das schnelle Eingreifen unseres FR-Teams konnte er nicht nur erfolgreich defibrilliert, sondern auch reanimiert werden. Ein paar Wochen später hat er dann bei bester Gesundheit auf dem Feldkirchener Volksfest zum `Prosit der Gemütlichkeit angestoßen“. „Doch gibt es aber auch Einsätze, die einem ganz schön an die Nieren gehen und die dann im Nachgang mit dem Team professionell aufgearbeitet werden müssen“, blicken Weber und Faltlhauser nachdenklich zurück. Als Beispiel führen die beiden „FR-Urgesteine“ einen schweren Verkehrsunfall mit zwei Toten samt schlimmen Verletzungsbildern zwischen Feldkirchen und Bruckmühl an.
In diesem Zusammenhang betont die FR-Leitung mit Andreas Boschert und Oscar Knapp abschließend noch ganz besonders, „jeden Einsatz, den wir nicht fahren müssen, ist der wichtigste Einsatz“.

