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Projekte für Zukunft der Gemeinde

Wohnungen für die Bürger und Bahn-Ausbau: Wird das Wunschkonzert von Feldkirchen-Westerham wahr?

Eine Bürger Feldkirchen-Westerhams informiert sich an einer Karte von Feldkirchen, welche möglichen Projekte sich während des ISEK-Verfahrens herauskristallisiert haben.
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Eine Bürger Feldkirchen-Westerhams informiert sich an einer Karte von Feldkirchen, welche möglichen Projekte sich während des ISEK-Verfahrens herauskristallisiert haben.

Reines Wunschkonzert oder reelle Visionen? Die Gemeinde Feldkirchen-Westerham hat jetzt den Bürgern die möglichen ISEK-Projekte präsentiert. Welche Maßnahmen die Kommune in die Zukunft führen sollen – und wie realistisch deren Umsetzung ist.

Feldkirchen-Westerham – Vom zweigleisigen Ausbau der Bahn-Linie bei Feldolling über eine Badestelle in der Kommune bis zur Verkehrsberuhigung an der Staatsstraße 2078: Im Rahmen eines Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) hat die Gemeinde Feldkirchen-Westerham in den vergangenen zwei Jahren viele Wünsche für die Kommune formuliert, die jetzt rund 100 interessierten Bürgern im Schützen- und Trachtenheim Westerham präsentiert worden sind. Doch wie realistisch sind die Wünsche, die oftmals auf Anregungen der Bürger basieren?

Als der Feldkirchen-Westerhamer Gemeinderat vor rund zwei Jahren darüber diskutiert hatte, ein Verkehrskonzept für die Kommune zu erstellen, stand schnell die Frage im Raum, welche Auswirkungen diese Planungen auf andere Bereiche, beispielsweise auf die Umwelt, haben könnten. „Wir haben uns dann gedacht, dass es ganz gut sein könnte, diese Fragen zu vereinen“, ließ Bürgermeister Johannes Zistl die damalige Diskussion Revue passieren. „Und genau das macht ISEK.“

Laut Bürgermeister „nichts in Stein gemeißelt“

So sammelte die Kommune gemeinsam mit den Unternehmen USP Projekte, „Planungsgesellschaft Stadt Land Verkehr“ und Urban Space bei diversen Veranstaltungen, an denen sich auch Bürger beteiligen konnten, Wünsche und Anregungen, um diese dann als Projekte auszuformulieren. „Wir haben bei allen Veranstaltungen Input bekommen, was sich die Bürger wünschen“, so Zistl, der betonte: „Zum Stand heute ist aber nichts in Stein gemeißelt. Es sind letztlich alles Vorhaben, die wir weiter verfolgen wollen.“

„Wir stellen Ihnen hier nicht unser Konzept vor. Wir stellen Ihnen hier Ihr Konzept vor“, machte Dr. Sonja Rube von USP Projekte den Bürgern deutlich. Letztlich solle ISEK „über die gesamte Gemarkungsfläche der Gemeinde für 15 bis 20 Jahre zeigen, wo die Reise hingehen soll“. Wobei Rube allerdings auch betonte, dass es dabei nicht um eine Detailplanung gehe, sondern um Überlegungen, an denen man sich „orientieren kann“.

Letztlich hatten die Planer 54 mögliche Projekte, die auch auf der Homepage der Gemeinde einsehbar sind, in den Bereichen Städtebau, Mobilität, Freiraum & Ökologie und Energie notiert, die von mehr Wohnraum im Zentrum der Gemeinde über eine bessere Taktung des Bahnverkehrs am Haltepunkt Feldolling und der Errichtung einer Tagespflegeeinrichtung für Senioren bis zu einer Badestelle in der Kommune reichten.

An den Schautafeln zu den ISEK-Vorschlägen herrschte reger Austausch zwischen den Bürgern Feldkirchen-Westerhams.

In kleinen Diskussionsgruppen galt es für die Teilnehmer nun, ins Gespräch zu kommen und in einer Prioritätenliste die wichtigsten Projekte festzulegen. „Der Zuspruch für einzelne Projekte war gigantisch“, zeigte sich Zistl hocherfreut über die Beteiligung der Bevölkerung, bei der Streitereien über einzelne Projekte ausgeblieben waren, obwohl es nach Einschätzung des Bürgermeisters auch mögliche Maßnahmen gäbe, „die einen Einschnitt für einzelne Bürger“ bedeuten würden.

Im Bereich Siedlungsentwicklung/Städtebau hatten sich letztlich drei Punkte herauskristallisiert, die in naher Zukunft angegangen werden sollen: Beispielsweise eine Feinuntersuchung, die ermittelt, wo im Zentrum Feldkirchens Potenzial für Wohnraum bestünde. „Wir werden uns die Frage stellen, welche Innenflächen wir verdichten wollen“, sagte Zistl gegenüber dem OVB, denn: „Wir brauchen einfach mehr Einwohner im Kerngebiet von Feldkirchen.“

Gemeinde will Gespräch mit Immobilienbesitzern suchen

Als weitere Punkte will die Kommune das Gespräch mit Immobilieneigentümern suchen und ihnen aufzeigen, was dort möglich wäre, um ungenutzten Wohnraum wiederzubeleben. Zudem steht die Entwicklung generationsübergreifender und auf Familien zugeschnittener Wohnraumförderprojekte auf der Agenda.

Beim Thema Mobilität haben nach Angaben von Zistl Verbesserungen beim öffentlichen Nahverkehr höchste Priorität, beispielsweise eine durchgehende Einbindung der Haltestelle Feldolling, an der aktuell bei einigen Verbindungen nicht gehalten wird. Was nach Angaben der Gemeinde unter anderem von baulichen Veränderungen am Bahnhof Westerham abhänge, insbesondere von einer zukünftigen Nutzung zweier Außengleise.

Im Blick hat die Kommune aber nicht nur Bahnpendler, sondern auch Radler und Fußgänger: So soll noch heuer die Zugspitzstraße, in der Gemeinde auch unter dem Namen „Alte Westerhamer Straße“ bekannt, als Verbindung zwischen Westerham und Feldkirchen durch eine moderne Straßenbeleuchtung für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer attraktiver gemacht werden. Für den Bau eines Radwegs zwischen Großhöhenrain und Unterlaus wird zudem das Gespräch mit Grundstückseigentümern gesucht. Durchgängige Radwege an der Aiblinger Straße befänden sich bereits in Planungen, aber, so Zistl auf OVB-Anfrage: „Das ist unter anderem aus Kostengründen ein Thema, das erst mittelfristig angegangen wird.“

Südumgehung soll endgültig beerdigt werden

Im Segment Freiraum/Ökologie will die Kommune dagegen die bereits abgelehnte Südumgehung aus dem Flächennutzungsplan streichen und somit eine klare Abtrennung der verschiedenen Gemeindeteile durch Grünflächen manifestieren. Im Bereich Energie richtet sich der Blick auf Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen), beispielsweise auf sogenannte Agro-PV-Anlagen, die auf landwirtschaftlichen Flächen aufgestellt werden, ohne aber eine landwirtschaftliche Nutzung der Fläche auszuschließen. Projekte, die laut Zistl „am besten im Rahmen einer Bürgerbeteiligung“ möglich seien und unter den Vorgaben, „die die Gemeinde noch machen wird“, geplant werden müssten. Zudem soll eine Idee, die „seit vielen Jahren geplant“ wird, endlich Realität werden: die energetische Nutzung der Abwärme des Unternehmens Mativ Gessner. Zistl: „Da tut sich heuer wohl noch was.“

Viele Gedankenspiele der Planer, der Kommune und ihrer Bürger – doch wie realistisch ist die Umsetzung dieses Wunschkonzerts wirklich? Natürlich gebe es auch Projekte, die „illusorisch“ seien, wie Zistl auf OVB-Anfrage gesteht. Er verweist beispielsweise auf einen als ISEK-Wunsch festgehaltenen zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke bei Feldolling. „Da habe ich null Einfluss“, so der Bürgermeister, der daher glaubt, „dass dieses Thema eher ein Projekt für in 20 oder 25 Jahren“ sein könnte.

Auch die Bahn hat Umbau des Bahnhofs auf der Prioritätenliste

Dennoch ist er überzeugt davon, dass auch heute unrealistisch klingende Ideen Wirklichkeit werden könnten, wie beispielsweise der Umbau des Bahnhofs Westerham, der damit den öffentlichen Nahverkehr voranbringen könnte. Zistl: „Da haben wir nämlich den Vorteil, dass der Umbau des Bahnhofs zeitgleich auch bei der Bahn priorisiert ist.“ Nun komme es halt darauf an, wie viel Einfluss die Kommune auf die Planungen nehmen, wie viele Ideen sie einbringen könne.

So hält es Zistl eher mit dem Satz eines Bürgers. Der hatte auf skeptische Reaktionen der Zuhörer beim Wunsch nach einem zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke bei Feldolling den Satz „Träumen ist ja schließlich erlaubt“ in den Raum geworfen. Und damit viel Applaus hervorgerufen. Schließlich können auch Träume manchmal wahr werden.

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