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„Pädagogisches Raumfunktionsbuch“ als erstes Etappenziel

„Reise nach Absurdistan“? So will Feldkirchen-Westerham eine neue Schule ohne Denkverbote planen

Hofft während der Workshops auf viele Meldungen auf die Frage, wie eine perfekte Grundschule für Feldkirchen-Westerham aussehen könnte: Karin Doberer, Inhaberin des Beratungsunternehmens Lernlandschaft.
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Hofft während der Workshops auf viele Meldungen auf die Frage, wie eine perfekte Grundschule für Feldkirchen-Westerham aussehen könnte: Karin Doberer, Inhaberin des Beratungsunternehmens Lernlandschaft.

Kein Schulhaus aus dem Katalog, sondern eine Schule, die auf die Bedürfnisse von Schülern und Lehrern zugeschnitten ist – das ist das Ziel Feldkirchen-Westerhams bei der Realisierung einer neuen Grundschule. Dabei könnte auch eine „Reise nach Absurdistan“ zum Erfolg führen.

Feldkirchen-Westerham – Rechteckig geschnittene Klassenräume mit Tischen, Stühlen und einer Tafel, Toiletten am Flurende eines jeden Stockwerks und ein Mehrzweckraum, in dem unter anderem das Schlagzeug der Schul-Band lagert, da es sonst überall im Weg rumstehen würde: So sehen Schulgebäude der Gegenwart oftmals aus. Doch hat diese Gegenwart eine Zukunft? Geht es nach Karin Doberer, Inhaberin der Beratungsfirma Lernlandschaft, eher nicht. Sie soll mit ihrem Unternehmen den Bau einer neuen Grundschule in Feldkirchen-Westerham begleiten und hat interessierten Bürgern jetzt das Vorgehen geschildert.

Wobei bereits bei der Wortwahl deutlich wurde, dass die Projektbeteiligten alte Denkmuster aus den Köpfen verbannen wollen. „Wir reden immer von einem Schulneubau“, sagte Feldkirchen-Westerhams Bürgermeister Johannes Zistl. „Mir gefällt aber viel besser, wenn wir über die Weiterentwicklung des Schulstandorts sprechen.“ Auch Doberer, die seit mehr als 20 Jahren Kommunen und Behörden berät, möchte „ein neues Bild von Schule“ zeichnen, weshalb für alle Beteiligten wichtig sei, „Scheu, Bedenken und bürokratische Hürden“ zu überwinden.

Gemeinderatsmitglieder fühlen sich übergangen

Schon in Hans Schaberls Amtszeit als Bürgermeister, Vorgänger von Zistl, war die Planung einer neuen Schule aufgrund des ab 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf eine Ganztagsbetreuung für Erstklässler auf der Tagesordnung des Gemeinderats gelandet. Und hatte dort zu einem Eklat geführt. Denn Schaberl hatte recht detaillierte Pläne für einen Schulneubau auf dem Areal des TV Feldkirchen für Baukosten von rund 42 Millionen Euro aus der Schublade gezogen, von denen sich viele Ratsmitglieder übergangen fühlten. Letztlich beschloss der Rat in der Mai-Sitzung 2023 mit den Planungen komplett von vorne zu beginnen.

Herzstück der Planung: die Phase 0, oder, wie sie Doberer bezeichnet, die „Phase +“, in der Schulfamilie, Kommune und Lernlandschaft darüber diskutieren sollen, was benötigt wird, um eine „lernzielgerechte Umgebung zu schaffen“. „Wir sind nicht hergekommen, weil wir irgendwie wüssten, was sie brauchen“, teilte Doberer bei der Infoveranstaltung im Rathaus den rund 40 anwesenden Gemeinderäten, Mitgliedern der Schulfamilie und interessierten Bürgern mit. „Aber wir haben gelernt, die richtigen Fragen zu stellen.“

So sei es nach Einschätzung Doberers zunächst wichtiger, über pädagogische Ziele zu diskutieren, als über Räume und deren Größen, denn: „Ein paar Quadratmeter an der falschen Stelle sind letztlich schneller, als man denkt, eine Rumpelkammer.“ Für sie sei wichtig, dass auf Denkverbote verzichtet wird und alle Beteiligten offen ihre Gedanken äußern, auch wenn sie zunächst als absurd erscheinen, was Doberer als „Reise nach Absurdistan“ bezeichnete.

Karin Doberer: „Es ist eine Riesenchance – Sie gestalten hier Zukunft!“

Allerdings stellte die Schulexpertin auch klar: „Es wird kein Wunschkonzert geben. Wir werden Sie zu keiner Zeit fragen: ,Was wünschen Sie sich?‘.“ Entscheidend sei die Frage: „Was brauchen Sie, um welches Ziel zu erreichen?“ Herauskommen soll am Ende ein sogenanntes „pädagogisches Raumfunktionsbuch“, auf dessen Basis dann ein Neubau oder der Umbau des bestehenden Schulhauses geplant werden kann. „Es ist eine Riesenchance – Sie gestalten hier Zukunft“, gab Doberer den Anwesenden mit auf den Weg.

Doch wie sieht diese Zukunftsgestaltung konkret aus? In mehreren Workshops in unterschiedlicher Besetzung sollen konkrete Ideen und Vorstellungen erarbeitet werden, die letztlich dann im Raumfunktionsbuch manifestiert werden. Der erste Workshop ist bereits für Ende April angesetzt, ein Termin für eine bauliche Realisierung noch völlig offen. „Wir nehmen uns die Zeit, die notwendig ist“, sagte Zistl, der mit dem Nachschub „für 2026 wird‘s a bisserl eng“ die Lacher auf seiner Seite hatte.

Ernst wurde es hingegen wieder, als eine Besucherin nachfragte, ob denn auch eine Beteiligung der Schüler geplant sei: „Um die geht es ja gerade!“ Eine Möglichkeit, die Doberer, die sich selbst als „Freund der Schülerbeteiligung“ bezeichnete, in einem der Workshops diskutieren lassen will. „Sie muss aber ehrlich sein, und keine Pseudobeteiligung“, stellte die Expertin klar. „Wenn wir nur die Schüler ihre Traumschule malen lassen und die Bilder dann im Rathaus aufhängen, dann habe ich ein Riesenproblem.“

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