Viele offene Fragen um die Gips-Figur
Christi Himmelfahrt noch vor Ostern? Feldkirchen-Westerhamer Jesus-Statue ist verschwunden
Gerade erst aufgetaucht, schon wieder abgetaucht: Die Jesus-Statue von Feldkirchen-Westerham, die an einer Parkbank gefunden worden war, ist verschwunden. Zurück bleiben viele Fragen – aber auch ein paar Antworten.
Feldkirchen-Westerham – So schnell, wie er sich den Menschen offenbart hat, so schnell ist der Jesus aus Feldkirchen-Westerham auch wieder verschwunden: Als Mitarbeiter des gemeindlichen Bauhofs am Montagnachmittag (4. März) die rund 70 Zentimeter hohe Jesus-Statue, die Martin Schönacher am Wochenende (2./3. März) an einer Parkbank zwischen Ast und Wertach entdeckt und fotografiert hatte, sicherstellen wollten, war die Figur nicht mehr da. Damit könnten viele Fragen rund um die „Erscheinung“ für immer offen bleiben.
Abdrücke sind noch zu erkennen
Dass die Figur an der Parkbank gestanden hatte und nicht bloß eine göttliche Erscheinung war, zeigen nach Angaben von Karoline Peidli, Leiterin des Feldkirchen-Westerhamer Ordnungsamtes, Abdrücke, die Mitarbeiter des Bauhofs vor Ort gefunden hatten, als sie das gute Stück ins Fundbüro bringen wollten. Die Mitarbeiter hätten ihr dann mitgeteilt, dass er aber „vermutlich nicht selbst weggewandert ist“, so Peidli, die zunächst einmal herzhaft lachen musste: „Mit so einer kuriosen Geschichte fängt ein Tag doch gut an.“
Doch wohin ist der Heiland entschwunden, wer hat ihn mitgenommen? War die Statue vielleicht doch Diebesgut, die dem Übeltäter zu heiß geworden ist? Oder hat der eigentliche Besitzer keine Freude mehr an der Figur gehabt und gehofft, dass ein anderer Bürger die Statue brauchen kann? Oder wollte der Besitzer den Sohn Gottes vielleicht von A nach B transportieren, hatte dann aber auf halber Strecke keine Kraft mehr?
Antworten auf diese Fragen könnte mit Sicherheit der wirkliche Besitzer geben, den ein Mitglied der Facebook-Gruppe „Bürgerforum Feldkirchen-Westerham“ nach eigenen Angaben zu kennen glaubt. Zu den Hintergründen wollte sich der Facebook-Nutzer allerdings gegenüber dem OVB nicht äußern. Auch weitere Fragen, beispielsweise die Frage, ob der Besitzer den Gips-Heiland mittlerweile wieder an sich genommen hat, ließ das Gruppen-Mitglied unbeantwortet.
Flammendes Herz auf der Brust
Dass die christliche Statue – in der sakralen Kunstwelt sind derartige Darstellung des Sohnes Gottes mit dem flammenden Herz auf der Brust auch als Herz-Jesu-Figur bekannt – nicht aus einer Kirche der Gemeinde stammt, diese Vermutung scheint sich hingegen zu erhärten. „Uns ist nicht bekannt, dass etwas fehlt“, bestätigt beispielsweise Monika Langer, Pastoralreferentin des Pfarrverbands Feldkirchen-Höhenrain-Laus die Einschätzung ihrer Seelsorger-Kollegin Brigitte Schaffer, die am Montag (4. März) ebenfalls das Fehlen einer Statue verneinte.
Obwohl es nach Angaben von Langer nicht ungewöhnlich sei, dass sich Unbefugte am Inventar von Kirchen zu schaffen machen. „Es kommt leider immer wieder vor, dass Sachen in Kirchen angezündet werden oder versucht wird, einen Opferstock aufzubrechen“, weiß Langer und verweist darauf, dass daher mittlerweile in vielen Gotteshäusern Sicherungen installiert worden seien. Oder, wie beispielsweise in der Kirche St. Peter und Paul in Westerham, außerhalb der Messzeiten ein Gitter zwar den Zutritt ins Gebäude erlaube, ins Kirchenschiff aber verwehre. Die Kirchen außerhalb der Gottesdienste abzusperren sei hingegen keine Option. Langer: „Das wollen wir ja nicht, schließlich sollen die Menschen ja zu uns kommen.“
Was zumindest sicher ist: Mit dem Auftauchen einer 1,20 Meter hohen Jesus-Statue im niederbayerischen Grafenau kurz vor Weihnachten 2023 hat der Feldkirchen-Westerhamer Heiland nichts zu tun. Denn gegensätzlich zur Aussage eines Polizeisprechers der Inspektion Grafenau, der gegenüber dem OVB angegeben hatte, weder Besitzer noch Aufsteller der Figur seien bekannt, ist der Fall bereits kurz nach Weihnachten gelöst worden. So war die Grafenauer Jesus-Figur bei einem Einbruch in eine abgelegene Hütte gestohlen worden und befindet sich mittlerweile wieder in den Händen des Besitzers.
Streit um Standort für Urbacher Jesus-Statue
Und die Jesus-Erscheinung im baden-württembergischen Urbach? Dort war 2021 eine ähnliche Jesus-Figur wie in Feldkirchen-Westerham auf einer Parkbank aufgetaucht. Das Rätsel, wer die Statue dort abgestellt hatte und wem sie gehört, ist auch drei Jahre später noch nicht gelöst. Mittlerweile hat sich eine Gruppe von Einheimischen der Figur angenommen, diese restauriert und in ein Holzkreuz gefasst. Über einen festen Standort für das christliche Symbol gibt es aber in der kleinen Gemeinde noch keine Einigkeit.
Und wie geht es in Feldkirchen-Westerham nun weiter? „Für uns ist das Thema erledigt“, sagt Ordnungsamt-Chefin Peidli. Sollte die Christus-Figur an einer anderen öffentlichen Stelle in der Kommune wieder auftauchen, würde sie wohl erneut Mitarbeiter des Bauhofs entsenden, um den Heiland sicherzustellen. Peidli: „Wenn das wirklich passieren würde, wäre es aber schon sehr seltsam.“
