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Inhaberwechsel in Feldkirchen-Westerham

Verlustgeschäft? Darum gibt Alexander Strohmeier (35) seinen Schreibwarenladen wirklich auf

Abschied von der Selbstständigkeit: Alexander Strohmeier (links) übergibt zum 1. März das gleichnamige Schreibwarengeschäft in Feldkirchen-Westerham an den neuen Inhaber Bernhard Weber (unten rechts). Ramona Ehrt, die seit 20 Jahren dort arbeitet, bleibt dem Geschäft aber erhalten.
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Abschied von der Selbstständigkeit: Alexander Strohmeier (links) übergibt zum 1. März das gleichnamige Schreibwarengeschäft in Feldkirchen-Westerham an den neuen Inhaber Bernhard Weber (unten rechts). Ramona Ehrt, die seit 20 Jahren dort arbeitet, bleibt dem Geschäft erhalten.

Am 26. Februar wird Alexander Strohmeier (35) sein gleichnamiges Schreibwarengeschäft in Feldkirchen-Westerham letztmals zusperren, ehe er sich als Inhaber zurückzieht. Was die Gründe für die Entscheidung sind – und wie es dort weitergehen wird.

Feldkirchen-Westerham – Die Tage von Alexander Strohmeier (35) als Inhaber des gleichnamigen Schreibwarengeschäfts an der Münchener Straße in Feldkirchen-Westerham sind gezählt: Zum 1. März wird Strohmeier, der in Bruckmühl wohnt, das Geschäft an den neuen Eigentümer Bernhard Weber (44) übergeben. Seiner Kundschaft verspricht der scheidende Einzelhändler: „Das Personal bleibt – und auch sonst wird es ähnlich wie bisher weitergehen.“

Im Alter von gerade einmal 22 Jahren hatte Strohmeier, dessen Vater sich bereits vor 30 Jahren in der Schreibwarenbranche selbstständig gemacht hatte, im Jahr 2011 das alteingesessene Schreibwarengeschäft Hertzberg übernommen. Auch wenn die Übernahme bereits 13 Jahre zurückliegt, kann sich Strohmeier noch genau an die Woche vor der Eröffnung erinnern. Nachdem die damalige Inhaberin vor Weihnachten dicht gemacht hatte, „haben wir in wenigen Wochen das Geschäft kernsaniert“. Bereits am 19. Januar 2011 empfingen Strohmeier und sein Team dann die ersten Kunden in den renovierten Räumlichkeiten.

Kundin mit dickem Lotto-Gewinn

Seither hat Strohmeier die Bürger der Kommune und darüber hinaus nicht nur mit Schreibwaren aller Art, Bürobedarf, Spielwaren und Büchern vorsorgt, sondern als Lotto-Annahmestelle dem ein oder anderen Kunden auch einen reichen Geldsegen beschert. „Eigentlich erfahren wir ja gar nicht, wenn ein Kunde beim Lotto über 2500 Euro gewinnt, weil dann beim Auslesen des Scheins nur ‚Zentralgewinn‘ steht“, verrät der 35-Jährige. „Eine Kundin hat uns aber mal verraten, dass sie einen hohen Gewinn hatte“. Er habe zwar nie erfahren, wie hoch die Summe wirklich war, aber: „Sie war auf jeden Fall mindestens im siebenstelligen Bereich.“

Doch nicht nur große Gewinnsummen, sondern auch kleine Kunden haben dem Bruckmühler in den vergangenen Jahren große Freude bereitet. „Bei uns lernen die Kinder ja quasi das Einkaufen“, sagt der 35-Jährige. „Die werden mit ihrem Taschengeld zu uns geschickt, um sich beispielsweise ein Heft zu kaufen.“ Wenn ein Kind dann „total nervös“ ins Geschäft reinkomme und erstmals von seinem eigenen Geld selbst etwas kaufe, sei das „doch etwas total Schönes“.

Schöne Erlebnisse für den zweifachen Familienvater, die er sicherlich vermissen wird. Doch wieso gibt er das Geschäft dann auf? „Es sind rein private Gründe, die den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben haben“, sagt Strohmeier und will etwaige Gerüchte, die aufkommen könnten, bereits im Vorfeld im Keim ersticken: „Finanzielle Gründe haben überhaupt keine Rolle gespielt.“ Zwar könne man in einem derartigen Geschäft „kein Millionär werden“ und auch die Corona-Zeit sei eine „große Herausforderung“ gewesen, aber: „Man kann gut davon leben.“ Zumal er während der Pandemiezeit „von der Solidarität der Menschen für die regionalen Geschäfte überrascht und schwer beeindruckt“ gewesen ist.

Erste Überlegungen bereits vor der Corona-Pandemie

Bereits vor dem Ausbruch der Pandemie hatte er nach eigenen Angaben aber eine Phase, „in der ich mich gefragt habe, ob ich das wirklich noch 30 Jahre machen will“, verrät der 35-Jährige und meint damit vor allem den zeitlichen Aufwand und die Verantwortung, die mit einer Selbstständigkeit einhergeht. „Man hat natürlich auch große Vorteile, wenn man sein eigener Chef ist“, sagt Strohmeier, der keinesfalls den Eindruck erwecken will, als sei er für die vergangenen 13 Jahre zu bemitleiden. Er habe aber zunehmen gemerkt, dass das Familienleben in einigen Bereichen zurückstehen musste. Und das will er durch seine Entscheidung, bei der er die volle Rückendeckung seiner Frau verspürt, nun ändern.

Er geht, sie bleibt: Inhaber Alexander Strohmeier übergibt das gleichnamige Schreibwarengeschäft in Feldkirchen-Westerham zum 1. März 2024 an Bernhard Weber. Seine langjährige Mitarbeiterin Ramona Ehrt, die heuer seit 20 Jahren in dem Schreibwarengeschäft arbeitet, wird dagegen den Kunden erhalten bleiben.

Was dem 35-Jährigen aber wichtig war: das Geschäft in gute Händen zu übergeben. „Ich hatte viele Anfragen zur Übernahme, hauptsächlich aber von Leuten, die das nebenher laufen lassen wollten“, erzählt Strohmeier. Doch an einen Nachfolger mit derartigen Absichten zu verkaufen, sei für ihn nicht denkbar gewesen, schließlich „habe ich dem Personal und den Stammkunden gegenüber eine Verantwortung“. So habe die Suche letztlich etwas länger gedauert, dann aber zu einem „sehr erfolgreichen Ergebnis“ geführt.

Am 1. März eröffnet der Laden mit dem neuen Inhaber

So wird Strohmeier am Montag, 26. Februar, letztmalig Kunden bedienen, ehe die Feldkirchen-Westerhamer dann drei Tage ohne Schreibwarengeschäft an der Münchener Straße auskommen müssen. Am Freitag, 1. März, wird dann das Geschäft unter Leitung des neuen Inhabers, Bernhard Weber aus Niederbayern, neu eröffnen. Wobei sich die Kunden nicht auf größere Änderungen einstellen müssen. Denn Weber, der in ganz Bayern weitere 14 Schreibwarengeschäfte betreibt, übernimmt nicht nur das komplette Personal, sondern behält auch den Namen „Strohmeier“ bei. Er selbst werde zwar selten vor Ort sein, so Weber auf OVB-Anfrage, dafür aber wahrscheinlich einen Mitarbeiter des Stammpersonals als Filialleiter einsetzen und zusätzliche Kräfte einstellen.

Trotz Inhaberwechsels wird der Name „Strohmeier“ für das Feldkirchen-Westerhamer Schreibwarengeschäft bestehen bleiben.

Zukünftiger Inhaber lobt die „positive und herzliche Atmosphäre“

Auch in puncto Sortiment wird es nach Angaben von Weber nur behutsame Veränderungen geben. „Im Geschenkartikelbereich wollen wir ausbauen, weil das auch in meinen anderen Geschäften gut funktioniert“, sagt Weber, der zudem das Angebot an Tabak-Erzeugnissen vergrößern will. Auch direkt für den Eröffnungstag will sich der 44-Jährige etwas besonders einfallen lassen, auch wenn dort die Überlegungen noch andauern. Er freut sich jedenfalls auf sein neues Geschäft, denn: „Als ich dort war, ist mir gleich die positive und herzliche Atmosphäre und der persönliche Kontakt zwischen Mitarbeitern und Kunden aufgefallen.“

Der Kontakt mit den Kunden – ein Punkt, den der scheidende Besitzer Strohmeier „am meisten vermissen“ wird. Ganz im Gegensatz zur Bürokratie, „die in den letzten Jahren rund ein Drittel meiner Arbeit ausgemacht hat“. Auch ein Faktor, wieso er „frischen Wind und eine persönliche neue Herausforderung“ gesucht hat. Die will der 35-Jährige ab April in einer Maschinenbaufirma in der Region angehen, in der er „einen tollen Posten gefunden hat“. An seine Zeit als Inhaber des Feldkirchen-Westerhamer Schreibwarengeschäfts wird er aber sicherlich auch in Zukunft gerne zurückdenken. Zumal der bleibende Geschäftsname „Strohmeier“ ihn immer an diese berufliche Lebensphase erinnern wird.

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