Herbert Bürger über den Faschingsbeginn
Ein Elefant, drei Kamele und ein Hubschrauber: Vagens erster Prinz blickt auf den Anfang zurück
Herbert Bürger und Heidi Schenk wurden 1965 das erste Prinzenpaar der Faschingsgilde Vagen. Dabei wollte Bürger das Amt erst gar nicht übernehmen. Wie es dennoch dazu kam und was ein Elefant, drei Kamele und ein Hubschrauber mit dem Faschingszug zu tun hatten.
Feldkirchen-Westerham – Herbert Bürger sitzt am Esstisch in seinem Haus in Mittenkirchen. Vor ihm liegen einige Bücher, durch die der 87-Jährige durchblättert. Er ist auf der Suche nach alten Fotos. Bilder, die ihn als ersten Prinzen des Faschingsvereins Vagen zeigen. Mit ihm hat damals Heidi Schenk aus Bruckmühl über die Narren in Vagen regiert. Das Ganze ist nun 60 Jahre her, doch Bürger kann sich noch gut an die Zeit erinnern.
Einige faschingsbegeisterte Vagener hatten 1964 die Idee, eine eigene Faschingsgilde zu gründen und am Faschingssonntag einen großen Umzug mit den umliegenden Vereinen und Musikgruppen zu veranstalten. Zügig wurde die Idee in die Tat umgesetzt und auch ein Prinzenpaar sei schnell gefunden gewesen. „Doch dann erkrankte der Prinz und musste zur Reha“, erinnert sich Bürger. Also wurden alle jungen Männer aus der Gemeinde zu einem kleinen Krisengespräch zusammengerufen. „Plötzlich zeigte man auf mich und meinte, du wirst es jetzt machen“, sagt der 87-Jährige.
„Wollte es absolut nicht machen“
Der war allerdings wenig erfreut, dass ihm diese Ehre zukommen sollte. „Ich wollte es absolut nicht machen. Ich war ja auch nur ein gewöhnlicher Arbeiter, der kaum was verdient hat“, so Bürger. Da die Faschingsgilde Vagen noch am Anfang stand, hatte der Verein kaum Geld. Bedeutete für das erste Prinzenpaar, dass sie ihre Garderobe für die Auftritte selbst finanzieren mussten. Für den damals 27-jährigen Bürger sei das als „einfacher Arbeiter“ schwierig gewesen.
Trotzdem habe man nicht davon ablassen wollen, dass er den Posten des Prinzen übernehmen soll. Auch der damalige Bürgermeister, Max Reitner, habe darauf bestanden. Am darauffolgenden Morgen habe Bürger in der Zeitung die Ankündigung gelesen, dass er und Heidi Schenk das neue Prinzenpaar der Faschingsgilde Vagen werden. Damit war sein Schicksal besiegelt.
„Ich war vor allem froh, dass ich die Heidi als Prinzessin an meiner Seite hatte“, sagt Bürger. Die beiden kannten sich schon lange vor ihrem neuen Amt. Es hat zwischen den beiden also „sehr gut gepasst“. Auch heute stehen die beiden noch in Kontakt. Das freut den 87-Jährigen sichtlich.
Die zahlreichen Auftritte in ihrem Amt meisterten die beiden daher gut. „Wir mussten zum Beispiel nach Au, Rosenheim, Bad Aibling und und und“, sagt Bürger. Die Garderobe mussten sie sich allerdings selbst kaufen. Bürger trat im Smoking auf und Heidi Schenk im Abendkleid. Auf dem ersten Faschingszug der Faschingsgilde Vagen durften dann auch die blauen Umhänge nicht fehlen. Im als Schiff gebauten Wagen fuhren sie an den Narren vorbei und hielten vor ihrem Volk eine Rede. „Es kamen wirklich viele Menschen zusammen, die begeistert waren“, sagt Bürger.
Drei Kamele, ein Elefant und ein Helikopter
Der große Ansturm sorgte dafür, dass ein ordentlicher Gewinn erzielt wurde. Etwa 6000 D-Mark kamen zusammen. Mit diesem Betrag konnte der Verein den nächsten Faschingszug im Jahr 1967 deutlich besser planen. „Es wurde sich dann mit den Aiblingern abgesprochen, dass immer abwechselnd der Faschingszug organisiert wird“, erklärt Bürger. Würden die beiden Vereine gleichzeitig einen Faschingsumzug anbieten, kämen zu wenig Leute zu den jeweiligen Veranstaltungen. Abwechselnd hätten beide Faschingsgilden etwas davon.
Nachdem der erste Auftakt sehr gut lief und Geld eingebracht hatte, dachte sich die Gilde wohl, dass sie jedes Mal eine besondere Attraktion beim Faschingszug anbieten muss. So wurde 1967 das zweite Prinzenpaar Monika Huber und Josef Schmid mit dem Hubschrauber eingeflogen. 1969 ritten die Hoheiten, Ursula Schäffler und Hans Hinterseher, auf einem Elefanten durch Vagen. Dicht gefolgt vom Präsidenten der Gilde, dem Hofmarschall und dem Bürgermeister, Max Reitner, die auf drei Kamelen ritten. Dies war möglich, da ein Zirkus im nahen Holzolling sein Winterquartier bezogen hatte.
Faschingsgilde Vagen im Wandel
Heute gibt es solche Attraktionen nicht mehr. Zwar wurde das Prinzenpaar von 2007 in einem roten Oldtimer durch Vagen kutschiert, doch sonst hat man auf spektakuläre Erlebnisse nicht mehr gesetzt. In den vergangenen Jahren hat sich laut Herbert Bürger noch etwas verändert. „Damals war unser Walzer sehr schlicht. Und die Mädchen von der Garde haben auch eher einfache Schritte getanzt“, sagt der 87-jährige Mittenkirchener.
Bestätigung kommt von der Faschingsgilde Vagen. „Heute werden beim Walzer mehr Hebefiguren eingesetzt, und die Gilde tanzt aufwendigere Tänze“, teilt der Vizepräsident, Stefan Riederer, auf OVB-Anfrage mit. Er fügt noch hinzu, dass es aufwendige Attraktionen nicht mehr gibt, da „genehmigungstechnische Anforderungen mittlerweile um einiges schwieriger geworden sind“.
Was die Narren beim diesjährigen Faschingszug in Vagen alles erwarten dürfen, können sie am Sonntag (2. März) selbst vor Ort erleben. Auch nach 60 Jahren ist Herbert Bürger immer gerne mit dabei. „Damals hat man mit nichts angefangen und nun ist der Verein so groß geworden“, sagt er. Auch bei der Faschingsgilde selbst ist die Vorfreude „riesig“. Auch, weil immer wieder hoher Besuch mit von der Partie ist. „Natürlich freut es uns sehr, dass auch die ersten Prinzenpaare, wie Bürger, weiterhin gerne zum Faschingsumzug nach Vagen kommen“, sagt Stefan Riederer.



