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„Etwas Einfühlung braucht es schon“

Bier aus dem eigenen Garten: Wie ein Kolbermoorer im kleinen Stil alte und neue Biersorten braut

Beim Bierbrauen ist es nicht anders als beim Kochen, , sagt Christian Wagner: Auf erstklassige Zutaten kommt es an und darauf, dass man lernt, wie man sie für welches Geschmacksziel verwenden kann.
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Beim Bierbrauen ist es nicht anders als beim Kochen, , sagt Christian Wagner: Auf erstklassige Zutaten kommt es an und darauf, dass man lernt, wie man sie für welches Geschmacksziel verwenden kann.

Christian Wagner aus Kolbermoor hat vor Jahren eine Leidenschaft entdeckt: das Bierbrauen im Kleinen. Seitdem experimentiert er daheim mit dem Hopfen aus seinem Garten, mit Malz, Hefe und Wasser. Was dabei alles passieren kann, hat er den OVB-Heimatzeitungen verraten.

Kolbermoorer – Einen kleinen Wermutstropfen könnte das Synergiefestival für einigen Besucher bereitgehalten haben. Denn am Stand des Kolbermoorer Siedlungsvereins, an dem Vorsitzender Christian Wagner mit der Kunst des Bierbrauens im Kleinen vertraut machte, wurde zwar Bier gebraut, aber leider nicht angeboten.

Wer nämlich davon ausging, dass dort, wo Bier gebraut wird, dieses im Lauf des Tages auch zu probieren sein wird, wurde eines Besseren belehrt: Erst sechs Wochen nach Braudatum ist so ein Bier trinkbar. Positiv gesehen war das aber schon die erste und eine ganz wesentliche Brau-Lektion: Für gutes Bier braucht man eben nicht nur gutes Malz, guten Hopfen und gute Hefe, sondern vor allem auch gut Zeit.

Auf der Suche nach dem einen Geschmack

Ansonsten ist nicht viel Ausrüstung nötig, es geht für den Anfang auch in einem großen Kochtopf auf dem heimischen Herd. So fing vor vielen Jahren auch Christian Wagner selbst an, angeregt durch ein Buch übers Do-it-yourself-Bierbrauen. „Wobei man nicht davon ausgehen sollte, dass es am Anfang gleich perfekt klappt“, warnt er lachend.

„Etwas Einfühlung in die ganzen Prozesse und auch die dahintersteckende Chemie braucht es schon“, betont er, denn sonst gehe es einem wie ihm zu Beginn: Sein Bier entwickelte bei der Flaschengärung zu viel Kohlensäure, sodass ihn beim Öffnen der Flasche eine Bierfontäne überraschte. Aufgegeben hat er deshalb trotzdem nicht: Zu groß war der Reiz, herauszubekommen, wovon der Geschmack eines Bieres letztlich abhängt und es zu schaffen, diesen auch einmal selbst bestimmen zu können.

Hopfen, Malz, Hefe und Wasser – mehr braucht es nicht für gutes Bier. Die fürs heimische Brauen benötigte technische Ausrüstung ist ebenfalls überschaubar.

Der Weg dahin führte ihn wie beim Kochen über immer neue Versuche, die irgendwann in Erfahrung mündeten. Selbst heute noch schreibt sich Christian Wagner beim Brauen penibel die Einzelmengen der Zutaten auf, natürlich auch, wie das Bier danach schmeckte. Schließlich könnte es ja sein, dass ein neuer Brauversuch sich hinterher als absolutes Premium-Bier herausstellt, und da würde man es ja gerne noch einmal nachbrauen können.

Dabei geht es bei ihm dann vor allem um Geschmacksfeinheiten, denn mittlerweile ist er so weit, dass er sich eigentlich jede beliebige Biersorte selbst herstellen kann. Wagner weiß, welche Malzsorten oder Hefeart und welcher Hopfen in welchen Mengen für bestimmte Geschmacksrichtung und den gewünschten Alkoholgehalt benötigt werden. So hat er sich auch ein Buch besorgt, in dem alte, mittlerweile ausgestorbene Biersorten beschrieben werden und braut immer wieder mal eine nach.

Der Hopfen kommt bei ihm übrigens aus dem heimischen Garten: Er baut drei verschiedene Sorten und damit Geschmacksrichtungen an, die sich an der Hauswand emporranken und im Sommer helfen, die Raumtemperaturen angenehm zu halten: Urban Gardening mit Doppelnutzen sozusagen. Die Malzsorten besorgt er sich von einer Mälzerei, die Hefe bestellt er bei Großhändlern.

Selbstbrauen liegt voll im Trend

Die Zeiten, in denen man sich die „Zutaten“ direkt bei den heimischen Brauereien besorgen konnte und dort sogar auch noch den einen oder anderen Tipp erhielt, seien leider vorbei, erzählt Christian Wagner. Zu groß sei mittlerweile die Gruppe der „Eigenbrauer“ geworden.

Die Bewohner der Kolbermoorer Siedlung sind in Sachen Tipps jedoch fein raus, denn für sie veranstaltet Christian Wagner seit fast zehn Jahren regelmäßig Bierbrauseminare. Und sollten einmal bei diesen noch Plätze frei sein, dürften auch „Nichtsiedler“ daran teilnehmen. Die Seminare sind immer nachhaltig, denn: „Eigentlich bleibt jedes Jahr einer bei diesem Hobby hängen.“ Dass es nicht noch mehr sind, ist verständlich: Bierbrauen braucht Zeit, nicht nur für die Flaschengärung, sondern auch für den Brauvorgang selbst. „Damit ist man schon einen ganzen Tag beschäftigt“, sagt Christian Wagner.

Wer es trotzdem einmal versuchen möchte, dem seien noch zwei Warnungen mitgegeben. Die erste: Heimisches Bierbrauen muss bei der Steuer angemeldet werden, wenn auch 200 Liter im Jahr steuerfrei sind. Für Braudemonstrationen, wie die beim Synergiefest, wird unabhängig von der hergestellten Menge auf jeden Fall eine Steuer fällig. Christian Wagner musste eine Steuer in Höhe von 1,06 Euro entrichten. Die zweite, noch wichtigere Warnung: Wer am Bierbrauen dranbleibt und damit auch seinen Biergeschmack schult, wird es mit der Zeit immer schwerer, Geschmack an eine nicht selbst gebrauten Bier zu finden.

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