Besucher können zwölf Modell ausprobieren
Testfahrten für die Umwelt: Cargobike-Roadshow macht in Kolbermoor Station
Ob junge Familie oder betagtes Ehepaar – Elektro-Lastenräder eignen sich für jede Altersgruppe. Jetzt hatten die Kolbermoorer die Gelegenheit, zwölf verschiedene Modelle auf zwei oder auch drei Rädern zu testen. Die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern machte mit ihrer Cargobike-Roadshow Station in Kolbermoor. Die Resonanz war groß, denn das Lastenrad könnte künftig ein Familienauto ersetzen.
Kolbermoor – Den Verkehr in unseren Städten neu zu denken, daran führe nach der Überzeugung von Bürgermeister Peter Kloo kein Weg vorbei. Die Gründe sind vielfältig: der Schutz von Klima und Umwelt zählt natürlich dazu, aber nicht minder auch das Ziel, die Stadtlandschaften wieder lebenswerter zu machen, anstatt sie im Verkehr ersticken zu lassen. Eine Lösungsmöglichkeit dazu bietet der Umstieg auf das Fahrrad als Alltagsfahrzeug.
Die Kolbermoorer sind engagiert dabei, dafür die Voraussetzungen zu schaffen. Dazu zählen nicht nur Großprojekte wie der Ausbau von Fahrradstraßen – allen voran die Friedrich-Ebert-Straße. Es zählen auch direkte Kontakte unmittelbar mit den Bürgern, etwa bei den „Fahrradtouren“ durch die Stadt, die Mobilitätsmanagerin Veronika Winkler in diesem Jahr anbot.
Fahrradfahren attraktiver machen
Gelegenheit für die Bürger, unmittelbar vor Ort deutlich zu machen, was ihrer Meinung nach verbessert werden müsste, um das Fahrradfahren attraktiver zu machen.
Als Bürgerservice gedacht war nun auch die Vorstellung von Lastenrädern auf dem Platz vor dem alten Rathaus. Dies eine Aktion der AGFK Bayern, der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern. Der Hintergrund: Elektrische Antriebe eröffnen dem Fahrrad größere Nutzergruppen: Das Fahren fällt leichter, auch größere Strecken werden ohne Anstrengung möglich, selbst „Lasten“ – seien es nun Personen oder Gegenstände – können damit fast mühelos fortbewegt werden. Allerdings ist bei den Lastenrädern noch mehr als bei normalen Fahrrädern eine überlegte Auswahl des Modells wichtig, denn Lastenräder gibt es mittlerweile in den verschiedensten Varianten. Das Problem also: die Qual der Wahl, sprich den für die eigenen Zwecke optimalen Typ zu finden.
Die „Lastenradshow“ bot allen Interessierten nun die Chance, zwölf ganz unterschiedliche Modelle einmal nicht nur direkt anzuschauen, sondern auch auszuprobieren. Eine Möglichkeit, die auch Peter Koschke und seine Frau Elisabeth nutzten. Beide sind gern mit dem Fahrrad unterwegs.
Peter Koschke fühlt sich aber mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen auf einem dreirädrigen, in jeder Fahrsituation stabilen Rad wohler. Allerdings solle es nicht einfach irgendein dreirädriges Gefährt sein, vor allem keines, das gleich nach „Seniorenmodell“ aussehe. Ihre Idee war es deshalb, sich nach einem Lastenrad umzuschauen, das zugleich noch einen Zusatznutzen bieten würde: die Enkel mitzunehmen oder einfach problemlos den Einkauf zu transportieren.
Bei der Lastenradshow konnten sie mehrere dieser dreirädrigen Modelle ausprobieren. Welche mit neigungsfähigem Vorderbau, die schnelles Fahren erleichtern, aber auch eines, das ihren Wünschen ganz und gar entgegenkam: ohne Neigungsmöglichkeit, dafür in jeder Situation absolut stabil.
Insgesamt gut 50 Kolbermoorer nutzten die Test-Gelegenheit, darunter auch Bürgermeister Peter Kloo und Mobilitätsmanagerin Veronika Winkler. Sie unternahmen die Probefahrten gleich unter Realbedingungen, also mit Passagieren: Severin, der Enkel des Bürgermeisters, war ebenso dabei wie Tobias und Annika, die Kinder von Veronika Winkler. Und nicht nur bei diesen „Testern“ waren vor allem die Kinder über diese Fortbewegungsart begeistert. Bei manchen Eltern, die sich das Fahren nicht sofort zutrauten, die Kinder es aber unbedingt ausprobieren wollten, übernahmen deshalb das Vorstellungsteam oder auch Veronika Winkler das Chauffieren der Kleinen.
Anschaffungskosten amortisieren sich
Die Schattenseite dieses tollen Fortbewegungsmittels wurde dabei auch nicht verschwiegen: Lastenräder sind derzeit preislich noch im Bereich zwischen 4000 und 7000 Euro angesiedelt, weshalb sie in der öffentlichen Diskussion von einigen als „Spielzeug für Besserverdienende“ bezeichnet werden.
Bürgermeister Peter Kloo aber wollte das so nicht stehen lassen: „Lastenräder, E-Fahrräder allgemein sind der ideale Ersatz für das Zweitauto, das nicht wenige Familien besitzen.“ Denn damit verglichen seien sie deutlich günstiger, die fehlenden Folgekosten wie Treibstoff, Versicherung, Steuer, Reparaturen noch gar nicht mit berücksichtigt. Schneller ans Ziel kommt man mit dem Fahrrad – zumindest innerhalb der Stadt – meist auch. Klimafreundlicher ist man damit sowieso. Und falls dennoch mal ein zusätzliches Auto benötigt werden sollte, so gibt es in Kolbermoor inzwischen schon zwei Carsharing-Angebote, um ein Elektroauto stunden- oder auch wochenendweise zu mieten.

